Der Klient
Angestellte.
Jack Nance selbst war ein ehemaliger Sträfling mit einem eindrucksvollen Vorstrafenregister, dem es zehn Jahre lang gelungen war, nicht mit dem Gesetz in Konflikt zu kommen. Sein Partner war Cal Sisson, gleichfalls ein überführter Verbrecher, der mit einer Schwindelfirma für Bedachungen einen großen Coup gelandet hatte. Zusammen verdienten sie ein hübsches Sümmchen, indem sie für reiche Leute die Schmutzarbeit erledigten. Sie hatten einmal einem Teenager, dem Freund der Tochter eines reichen Kunden, beide Hände gebrochen, weil der Junge dem Mädchen eine Ohrfeige gegeben hatte. Ein andermal hatten sie die Kinder eines anderen reichen Kunden dazu gebracht, der Moon-Sekte den Rücken zu kehren. Sie scheuten nicht vor Gewalttätigkeiten zurück. Mehr als einmal hatten sie einen Geschäftsrivalen zusammengeschlagen, der Geld von einem ihrer Kunden angenommen hatte. Einmal hatten sie das Liebesnest der Frau eines Kunden und ihres Liebhabers in Brand gesteckt.
Es gab einen Markt für ihre Art von Detektivarbeit, und man kannte sie in einem kleinen Kreis als zwei sehr gemeine und tüchtige Männer, die ihr Geld kassierten, die schmutzige Arbeit erledigten und keine Spur hinterließen. Sie erzielten erstaunliche Erfolge. Jeder Kunde kam auf Empfehlung.
Jack Nance saß nach Einbruch der Dunkelheit in seinem engen Büro, als jemand an die Tür klopfte. Die Sekretärin hatte bereits Feierabend gemacht. Cal Sisson war unterwegs auf der Suche nach einem Crack-Dealer, der den Sohn eines Kunden süchtig gemacht hatte. Nance war ungefähr vierzig, kein großer Mann, aber kräftig und überaus behende. Er ging durch das Büro der Sekretärin und öffnete die Vordertür. Das Gesicht war ihm unbekannt. »Ich suche Jack Nance«, sagte der Mann. »Das bin ich.«
Der Mann streckte ihm die Hand hin, und Nance ergriff sie. »Ich heiße Paul Gronke. Darf ich hereinkommen?«
Nance öffnete die Tür weiter und bedeutete Gronke, einzutreten. Sie standen vor dem Schreibtisch der Sekretärin. Gronke sah sich in dem vollgestopften, unordentlichen Raum um.
»Es ist schon spät«, sagte Nance. »Was wollen Sie?«
»Ich brauche ein bißchen schnelle Arbeit.«
»Wer hat mich empfohlen?«
»Ich habe von Ihnen gehört. Es spricht sich herum.«
»Nennen Sie mir einen Namen.«
»Okay. J. L. Grainger. Ich glaube, Sie haben ihm bei einem Geschäft geholfen. Er hat auch einen Mr. Schwartz erwähnt, der gleichfalls mit Ihrer Arbeit recht zufrieden war.«
Nance dachte eine Sekunde lang darüber nach, während er Gronke musterte. Er war ein dicklicher Mann mit einem massigen Brustkorb, Ende Dreißig, schlecht gekleidet, aber ohne es zu wissen. Seine Sprechweise verriet Nance sofort, daß er aus New Orleans kam. »Ich bekomme zweitausend Dollar Vorschuß, nicht rückzahlbar, alles in bar, bevor ich einen Finger rühre.« Gronke zog einen Packen Geldscheine aus seiner linken Brusttasche und zählte zwanzig Hunderter ab. Nance entspannte sich. Es war sein schnellster Vorschuß seit zehn Jahren. »Setzen Sie sich«, sagte er, nahm das Geld und deutete auf ein Sofa. »Ich höre.«
Gronke holte einen zusammengefalteten Zeitungsausschnitt aus der Tasche und gab ihn Nance. »Haben Sie das gesehen? Es stand in der heutigen Morgenzeitung.«
Nance warf einen Blick darauf. »Ja. Hab ich gelesen. Was haben Sie damit zu tun?«
»Ich komme aus New Orleans. Mr. Muldanno ist ein alter Freund von mir, und es gefällt ihm gar nicht, daß sein Name hier in Memphis in der Zeitung auftaucht. Es heißt da, er hätte Verbindung zur Mafia und so weiter. Man darf kein Wort von dem glauben, was in den Zeitungen steht. Die Presse treibt dieses Land noch in den Untergang.«
»War Clifford sein Anwalt?«
»Ja. Aber jetzt hat er einen neuen. Aber das ist unwichtig. Lassen Sie mich Ihnen erzählen, was ihm zu schaffen macht. Er weiß aus zuverlässiger Quelle, daß diese beiden Jungen etwas wissen.«
»Wer sind diese Jungen?«
»Einer liegt im Krankenhaus, im Koma oder so etwas. Er ist ausgeflippt, als Clifford sich erschoß. Sein Bruder war in Cliffords Wagen, bevor er sich erschoß, und wir fürchten, der Junge könnte etwas wissen. Er hat eine Anwältin engagiert und weigert sich, mit dem FBI zu reden. Ziemlich verdächtig.«
»Und was soll ich tun?«
»Wir brauchen jemanden, der sich in Memphis auskennt. Wir müssen mit dem Jungen reden. Wir müssen ständig wissen, wo er sich aufhält.«
»Wie heißt er?«
»Mark Sway. Wir glauben, er ist im
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