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Der Knochenbrecher

Der Knochenbrecher

Titel: Der Knochenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Carter
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aus ihrer Tasche. » KCSN in Northbridge, KQSC und KDB in Santa Barbara, KDSC in Thousand Oaks und sogar von KTMV , das ist ein Smooth-Jazz-Sender. Also gewissermaßen überall. Diese Aufnahme hier habe ich von der Website von KUSC . Jeder kann sich das Interview online anhören oder runterladen, das heißt, der Kidnapper muss nicht notwendig derjenige gewesen sein, der die Frage gestellt hat. Er kann das Interview auch zufällig irgendwo gehört haben und so auf die Idee gekommen sein.« Sie nippte erneut an ihrem Scotch. »Wir wussten ja von Anfang an, dass die zwölf Sekunden Schweigen in jeder Nachricht kein Zufall sein konnten.«
    Hunter schwieg.
    Â»Ihnen ist klar, was das bedeutet, oder?« Auf einmal klang Myers ganz aufgeregt. »Bei Katias Entführung geht es um Liebe , nicht um Hass. Wer auch immer sie entführt hat, er ist unsterblich in sie verliebt . Womit Ihr sadistischer Killer wohl aus dem Rennen wäre.«
    Hunter sagte noch immer kein Wort. Auch seine Miene gab nichts preis.
    Â»Katia hatte seit vier Monaten eine Affäre mit dem neuen Dirigenten des Los Angeles Philharmonic Orchestra, Phillip Stein. Er war – und ist immer noch – total auf sie fixiert. Sie hat ein paar Tage vor Ende ihrer Tournee mit ihm Schluss gemacht. Das hat er nicht verkraftet.«
    Â»Aber er kann es nicht gewesen sein. Er ist gleich nach dem letzten Konzert in Chicago nach München geflogen. So stand es in Ihrem Bericht.«
    Â»Und selbstverständlich haben Sie alle Angaben noch mal überprüft, stimmt’s? Nur um ganz sicherzugehen?«
    Hunter nickte. »Gibt es noch andere Liebhaber, Ex­freunde …?«
    Â»Der Mann, mit dem sie davor zusammen war, wohnt in Frankreich, wo sie ebenfalls gelebt hat, bevor sie zurück in die Staaten gezogen ist. Falls sie darüber hinaus noch andere Liebschaften hatte, war sie sehr diskret. Aber ich glaube nicht, dass ihr Kidnapper ein ehemaliger Liebhaber war.« Sie hielt kurz inne. »Ich glaube, wir haben es mit einem fanatischen Fan zu tun. Jemand, der so sehr in sie verliebt ist, dass sein gesamter Realitätssinn dadurch gestört ist. Deshalb hat er das, was sie in dem Interview gesagt hat, wörtlich genommen. Er will, dass für sie das Märchen von der großen Liebe wahr wird.«
    Myers fuhr zusammen, als plötzlich Hunters Handy auf dem Tisch zu vibrieren begann. Auf dem Display stand: Unbekannt.
    Schon bevor er abnahm, wusste er, dass die Nacht bald um einiges dunkler werden würde.

75
    Es regnete immer noch, als Hunter Cypress Park im Nordosten von Los Angeles erreichte. Weder während des Telefonats noch hinterher hatte er ein Wort gesagt, doch Myers hatte auch so Bescheid gewusst. Es war die resi­gnierte Art gewesen, wie er danach für einen kurzen Moment die Augen geschlossen hatte: Es gab ein neues Opfer.
    Cypress Park war eine der ersten Vorstädte von Los Angeles. Sie war zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts in unmittelbarer Nähe des Stadtzentrums angelegt worden und ursprünglich als Arbeiterwohngegend geplant gewesen, deren Attraktivität in erster Linie von ihrer unmittelbaren Nähe zu den Eisenbahnhöfen herrührte. Dort, in einem der leerstehenden Gebäude entlang der Schienen, hatte man die Leiche gefunden.
    Das Areal der alten Eisenbahnhöfe war riesig, lag aber inzwischen größtenteils brach. Eine dieser vielen Brachen grenzte unmittelbar an den Rio de Los Angeles State Park. Eine halbe Meile nördlich davon, immer noch innerhalb des Eisenbahngeländes und eingeklemmt zwischen Schienen und dem L. A. River, lag eine alte Eisenbahnmeisterei. Selbst in der regnerischen, mondlosen Nacht konnte man das Blaulicht der Streifenwagen schon von weitem sehen.
    Die Spurensicherung war bereits vor Ort.
    Hunter parkte neben Garcias Honda. Ein junger Officer im LAPD -Regenmantel kam zur Fahrertür geeilt, in der Hand einen winzigen Regenschirm. Hunter stellte den Kragen seiner Jacke auf, lehnte den Schirm ab und ging auf das Backsteingebäude zu. Er hatte die Hände tief in den Taschen vergraben und den Blick zu Boden geheftet, damit er nicht in Pfützen trat.
    Â»Detective Hunter?«, rief ein Mann, der hinter der Absperrung stand.
    Hunter erkannte die Stimme von Donald Robbins, seines Zeichens Reporter der L. A. Times und Geißel von Hunters Existenz. Er hatte bislang über jeden Fall berichtet, in dem Hunter ermittelt hatte. Sie

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