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Der Knochenbrecher

Der Knochenbrecher

Titel: Der Knochenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Carter
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gehört.«
    Captain Blake sah Hunter nachdenklich von der Seite an. »Moment mal. Wieso wollen Sie eigentlich nach Healdsburg? Die Akten zu Mordfällen liegen doch im Büro des zuständigen Bezirksstaatsanwalts, und das ist …«
    Â»In Santa Rosa«, räumte Hunter ein. »Da habe ich auch schon angerufen.« Er zeigte auf seine Armbanduhr. »Nach Büroschluss. Es war niemand mehr da, der mir hätte Auskunft geben können. Aber wenn die Akten nicht im Com­puter sind, dann heißt das entweder, dass die Bezirksstaatsanwaltschaft sie nicht hat, oder dass sie in irgendeiner stau­­bigen Besenkammer rumliegen und darauf warten, in die Datenbank eingespeist zu werden. Wenn es irgend geht, möchte ich mir die Tatortfotos und die Obduktionsberichte ansehen, aber die Fallakten der Polizei und der Staatsanwaltschaft werden uns da nicht groß weiterhelfen. Darin steht auch nur das, was Stephen uns bereits erzählt hat, vielleicht ein bisschen ausführlicher. Es war ein klassischer erwei­ter­ter Suizid, Captain. Klarer Fall. Keine Zeugenaussagen, keine Ermittlungsakte – falls überhaupt eine Ermittlung stattgefunden hat. Eigentlich gab es ja nichts zu ermitteln. Frau schläft mit einem anderen, Mann dreht vor Eifersucht durch und lässt den Liebhaber sowie seine komplette Familie dafür büßen. Sache erledigt. Solche Fälle gibt es zuhauf.«
    Captain Blake lehnte sich in ihrem Schreibtischstuhl zurück und stützte das Kinn auf die Faust. »Das heißt, Sie wollen mit jemandem sprechen, der damals mit dem Fall zu tun hatte?«
    Hunter nickte. »Der alte Chief ist vor sieben Jahren in den Ruhestand gegangen, aber er wohnt noch in Healdsburg, irgendwo in der Nähe von Lake Sonoma. Ich will das lieber nicht am Telefon besprechen.«
    Blake sah etwas in Hunters Augen aufleuchten. »Also gut, Robert, raus mit der Sprache. Worum geht es Ihnen wirklich? Glauben Sie, unser Killer kommt aus Healdsburg?«
    Erst jetzt setzte sich Hunter in einen der Lehnsessel, die vor Captain Blakes Schreibtisch standen. »Ich glaube, unser Killer war damals vor Ort, Captain. Ich glaube, er hat den Tatort gesehen.«
    Blake musterte Hunter einen Moment lang. »Ein Trauma?«
    Â»Ja.«
    Â»Sie meinen … ein Schocktrauma, ausgelöst durch das, was er damals beobachtet hat?«
    Â»Ja.« Hunter strich sich mit der Hand über den linken Arm und fühlte die Narbe der Schusswunde an seinem Trizeps. »Die Ähnlichkeiten zwischen unserem Fall und dem, was vor zwanzig Jahren in Healdsburg passiert ist, sind zu frappierend. Das kann kein Zufall sein.«
    Captain Blake schwieg nachdenklich.
    Â»Die Art, wie Ray Harper seine Familie getötet hat … was er mit dem Liebhaber seiner Frau gemacht hat … selbst für erfahrene Mordermittler aus der Großstadt wäre ein solcher Anblick nur schwer zu ertragen. Und jetzt stellen Sie sich einen Kleinstadtpolizisten vor, dessen Vorstellung eines Schwerverbrechens sich darauf beschränkt, dass jemand bei Rot über die Ampel geht.«
    Blake nestelte an einem ihrer Ohrringe herum. »Aber ­warten Sie mal. Sofern die Polizei von Healdsburg die Sache damals vorschriftsmäßig gehandhabt hat, hatten doch nur ganz wenige Leute überhaupt Zugang zum Tatort. Die Polizisten selbst und der zuständige Leichenbeschauer, das war’s.«
    Hunter nickte. »Deswegen muss ich ja mit dem alten Chief sprechen – und hoffentlich finde ich auch das Tatortprotokoll. Wir müssen jeden ausfindig machen, der damals Zugang zum Tatort hatte.«
    Blakes Blick war weiterhin auf Hunter gerichtet, während sie angestrengt nachdachte. »Könnte so ein Trauma vielleicht auch dadurch entstehen, dass man Fotos vom Tatort sieht?«
    Hunter überlegte. »Ich würde sagen, das kommt auf den seelischen Grundzustand der betreffenden Person an. Aber ja, grundsätzlich können verstörende Bilder durchaus ein Trauma auslösen.«
    Captain Blake ließ sich das durch den Kopf gehen. »Aber unsere Morde sind nicht genauso wie die in Healdsburg. Unsere Opfer werden nicht gefesselt, und die Botschaft, die er an die Wand schreibt, ist auch nicht dieselbe.«
    Â»Das ist nicht ungewöhnlich, Captain. Ein traumatisches Erlebnis ist wie ein großes Bild, das man nur ganz kurz vor Augen hat. Man erinnert sich nicht an jedes einzelne Detail. Außerdem gibt es

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