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Der Knochenbrecher

Der Knochenbrecher

Titel: Der Knochenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Carter
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bei Verbrechen, die ihre Ursache in lange zurückliegenden Traumata haben, oft eine Tendenz zur Adaption. Nichts anderes macht unser Täter.«
    Captain Blake schloss die Augen und schüttelte langsam den Kopf.
    Â»Da wäre noch was, Captain«, sagte Hunter, als er aufstand. »Emily Harper, die Frau, die vor zwanzig Jahren in Healdsburg zusammengenäht und getötet wurde, war Lehrerin.«
    Â»Ja, das weiß ich, das haben Sie mir vorhin gesagt. Und …?«
    Hunter blieb an der Tür stehen. »Ihre Fächer waren Kunst und Musik.«
    89
    Hunter spielte mit dem Gedanken, mit dem Wagen nach Healdsburg zu fahren, aber selbst bei niedrigem Verkehrsaufkommen würde er für die vierhundertfünfzig Meilen mindestens sieben Stunden brauchen. Über fünfzehn Stunden im Auto zu verbringen war Zeitverschwendung und kam für ihn nicht in Frage.
    Also nahm er die 6-Uhr-30-Maschine vom LAX . Der Flug landete pünktlich auf dem kleinen Provinzflughafen von Healdsburg, und um acht Uhr zehn lenkte Hunter seinen gemieteten Chrysler Sebring vom relativ leeren Parkplatz der Hertz-Autovermietung.
    Auch ohne Karte oder Navigationssystem hatte Hunter keine Probleme, den Weg vom Flughafen bis zur Polizeidienststelle in der Center Street zu finden. Die Fahrt dauerte eine Viertelstunde.
    Chief Suarez war Ende fünfzig und von gedrungener Statur. Er hatte etwas Einschüchterndes an sich und füllte den Raum mit seiner Präsenz, ohne dass er ein Wort sagen musste. Er sah aus wie ein Mann, der schon viel zu lange in demselben Job arbeitete. Wie er Hunter gegenüber bereits am Telefon erwähnt hatte, war dies das erste Mal, dass er vom Fall Harper hörte. Er war erst elf Jahre nach dem Vorfall nach Healdsburg gekommen. Aber Chief Suarez war ein sehr gewissenhafter und findiger Mensch, also hatte er über Nacht bereits einige Recherchen angestellt.
    Â»Einer der Ersten, die ich nach meiner Ankunft hier kennengelernt habe, war Ted Jenkins«, sagte er Hunter, nachdem er ihn in sein Büro geführt hatte. »Kaffee?« Er zeigte auf eine Aluminiumthermosflasche, die auf seinem Schreibtisch stand.
    Hunter schüttelte den Kopf. »Nein, danke. Ich habe unterwegs vom Flughafen einen getrunken.«
    Chief Suarez lachte. »Ja, und ich wette, der hat nach Katzenpisse geschmeckt.«
    Hunter legte den Kopf schief. »Vielleicht ein kleines bisschen besser.«
    Â»Keine Widerrede, den hier müssen Sie probieren.« Suarez nahm einen Becher von einem Tablett, das auf dem Metallaktenschrank beim Fenster stand, und schenkte ihn voll. »Niemand kocht so guten Kaffee wie meine Louise. Sie hat ein Händchen dafür. Altes Familiengeheimnis. Wie trinken Sie ihn?«
    Hunter musste zugeben, dass der Kaffee selbst aus der Entfernung köstlich roch. »Am liebsten schwarz.«
    Â»Ich kann Sie jetzt schon gut leiden. Genauso soll Kaffee auch getrunken werden.« Der Chief reichte Hunter den Becher.
    Â»Sie haben mir gerade von Ted Jenkins erzählt«, meinte dieser, bevor er einen Schluck kostete. »Wow.« Er riss vor Erstaunen die Augen auf.
    Chief Suarez lächelte. »Gut, oder? Ich sage Louise, sie soll Ihnen eine Thermoskanne machen, bevor Sie abreisen.«
    Hunter nickte dankend.
    Â»Also. Ted Jenkins. Das ist der Chefredakteur des Healds­burg Tribune . Damals war er noch einfacher Reporter. Ich war gestern Abend nach unserem Telefonat noch mit ihm auf einen Drink. Er kann sich genau erinnern, was damals passiert ist. Eine schreckliche Geschichte, ein betrogener Ehemann ist durchgedreht und hat seine Frau, seinen Sohn und den Liebhaber der Frau getötet, bevor er sich selbst mit der Schrotflinte erschossen hat. Für eine Kleinstadt wie Healdsburg war das geradezu unerhört, aber für einen Cop aus L. A. …?« Chief Suarez beugte sich vor, legte die Hände auf die Tischplatte und faltete sie. »Einer der Gründe, weshalb ich es bis zum Chief gebracht habe, Detective, ist meine Neugier. Und Sie glauben gar nicht, wie neugierig mich Ihr Anruf gestern gemacht hat.« Er hielt inne, um einen Schluck von seinem Kaffee zu trinken. »Ich habe mich über Sie informiert und heute Morgen noch kurz mit Ihrem Captain telefoniert.«
    Hunter sagte nichts.
    Der Chief setzte seine Lesebrille auf, und sein Blick ging zu einem Notizblock auf seinem Schreibtisch. »Polizei von Los Angeles, Morddezernat I. Ihr Spezialgebiet: ultrabrutale Verbrechen.

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