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Der Knochenbrecher

Der Knochenbrecher

Titel: Der Knochenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Carter
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nickte. »Klar, aber die sind inzwischen keine Deputies mehr. Peter Edmunds ist Captain, und Joseph Hale wurde zum stellvertretenden Sheriff gewählt. Sie leben beide in Santa Rosa. Anständige Kerle.«
    Hunter rieb sich die Augen. Der Leichenbeschauer, der Forensiker, der Sheriff sowie der damalige Chief Coo­per hatten inzwischen allesamt die fünfundsechzig überschritten. Es war zwar nicht auszuschließen, aber doch sehr unwahrscheinlich, dass einer von ihnen auf seine alten Tage zum Mörder geworden war. Somit fielen alle, die damals Zugang zum Tatort gehabt hatten, als Verdächtige aus – es sei denn, die Eintragungen im Protokoll waren unvollständig, und falls sie es waren, hatte Hunter keinerlei Möglichkeit, herauszufinden, wer sonst noch am Tatort gewesen sein könnte. Weil er nicht wusste, was er sonst tun sollte, blätterte er ein zweites Mal durch die Akte. Plötzlich runzelte er die Stirn. Etwas hatte ihn stutzig gemacht. Er nahm sich erneut die Fotos vor, und diesmal betrachtete er jedes einzelne lange und gründlich. Danach wandte er sich den Berichten zu und las auch sie noch einmal von vorne bis hinten durch.
    Â»Sind das alle Unterlagen, oder gibt es irgendwo in Ihrem Archiv noch eine zweite Akte?«, fragte er.
    Â»Das ist alles. Mehr gibt es nicht.«
    Â»Sind Sie sicher?«
    Chief Suarez hob die Brauen. »Ja, ich bin mir sicher. Ich habe Ihnen doch gesagt, dass wir fünf Stunden gebraucht haben, um die Akten zu finden. Wir haben jeden einzelnen der alten Kartons unten durchsucht, und Sie können mir glauben, es waren einige. Wieso?«
    Hunter klappte die Mappe auf seinem Schoß zu.
    Â»Weil etwas fehlt.«
    91
    Etwa eine Viertelstunde später hielt Hunter vor dem Haus von Chief Cooper. Er stieg aus, und kaum hatte er die Wagentür hinter sich zugeworfen, als eine Frau aus dem Haus auf die Veranda trat. Sie war Mitte sechzig und schlank, aber nicht dünn. Sie trug ein schlichtes blaues Kleid und ­darüber eine Schürze mit Taschen. Sie hatte ein langes, etwas kantiges Gesicht, das von glatten grauen Haaren umrahmt wurde, die ihr bis auf die Schultern fielen.
    Â»Morgen«, grüßte sie ihn mit einem Lächeln. Sie klang ein wenig heiser, als hätte sie eine Erkältung hinter sich. »Sie sind bestimmt der Detective aus Los Angeles, von dem Tom gesprochen hat.« Sie musterte ihn mit blauen Augen, die genauso sanft waren wie ihre Stimme.
    Â»Ja, Ma’am«, sagte Hunter und ging zu ihr. Er zeigte ihr seine Dienstmarke, die sie wie ein alter Profi inspizierte.
    Â»Ich bin Mary«, stellte sie sich vor und streckte ihm zur Begrüßung die Hand hin. »Toms Frau.«
    Â»Freut mich, Sie kennenzulernen, Ma’am.«
    Er schüttelte ihre zierliche Hand und war erstaunt, wie fest ihr Griff war.
    Â»Tom ist unten am See angeln.« Sie schüttelte in gespielter Missbilligung den Kopf. »Er angelt die ganze Zeit. Na ja …« Sie lachte. »So hat er wenigstens was zu tun. Ansonsten würde er den ganzen Tag am Haus rumwerkeln.«
    Hunter lächelte höflich.
    Â»Nehmen Sie einfach den Weg da hinten den Hügel runter«, sagte sie und zeigte auf einen schmalen Pfad, der rechts vom Haus in den Wald führte. »Sie können ihn gar nicht verfehlen.« Sie hielt inne und sah prüfend zum Himmel hinauf. »Haben Sie eine Regenjacke im Wagen?«
    Â»Ich fürchte, nein.«
    Erneut schenkte Mary ihm ein Lächeln. »Dann warten Sie kurz.« Sie verschwand im Haus und kam kurz darauf mit einem Polizeiregenmantel zurück. »Es kann jeden Moment losgehen. Nehmen Sie den – nicht dass Sie sich noch erkälten.« Sie gab ihm den Regenmantel. »Tom hat genug Kaffee und Kuchen für anderthalb Tage dabei.«
    Hunter bedankte sich erneut und machte sich auf den Weg. Der Pfad schlängelte sich durch die Bäume und wurde immer abschüssiger, je tiefer Hunter in den Wald vordrang. Schließlich gelangte er an eine kleine Lichtung direkt am See. Als er das Ufer aus steinigem Sand erreicht hatte, blieb er stehen. Es war weit und breit keine Menschenseele zu sehen. Der See lag ruhig, fast spiegelglatt da. Hunter machte einen Schritt zurück und lauschte. Irgendetwas kam ihm seltsam vor.
    Plötzlich wirbelte er herum und zog seine Waffe.
    Â»Holla, immer mit der Ruhe.« Der Mann stand etwa zwei Meter entfernt und hatte die Hände erhoben. Er war Ende

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