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Der Knochenbrecher

Der Knochenbrecher

Titel: Der Knochenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Carter
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warme Flüssigkeit über sein Gesicht und seine Brust ergoss.
    Â» NEIN  … NEIN  … CAPTAIN  …!«
    Stille.
    Â»Captain …?«
    Â»Tut mir leid, Detective«, sagte Andrew und holte tief und zufrieden Luft. »Ich glaube, sie kann Sie nicht mehr hören.«
    Der Geruch von Blut lag schwer in der Luft.
    Â»Warum, Andrew? Warum haben Sie das getan?« Sein ganzer Körper bebte in hilflosem Zorn.
    Â»Nicht traurig sein, Detective. Ihr nachzuweinen lohnt nicht … zumal Sie ihr auf dem Fuße folgen werden.« Erneut lachte Andrew laut auf. »Gilt es unter Cops nicht als Schande, wenn man sich mit der eigenen Waffe erschießen lässt?«
    Hunter hörte, wie eine halbautomatische Pistole durchgeladen wurde.
    Er stellte sich vor, wie Andrew seine Dienstwaffe hob und auf seinen Kopf zielte. Er wusste, dass es vorbei war. Er konnte nichts mehr tun. Nichts mehr sagen.
    Hunter holte tief Luft. Trotz der Dunkelheit schloss er nicht die Augen, sondern starrte trotzig geradeaus.
    Gleich darauf ertönte ein ohrenbetäubender Knall, und beißender Brandgeruch stieg ihm in die Nase.
    114
    Eine Lichtexplosion erfüllte den Flur, als hätte jemand eine Blendgranate gezündet. Plötzlich war alles taghell erleuchtet. Andrew stieß einen markerschütternden Schrei aus, als hätte ihm jemand ein Messer ins Herz gerammt. In Wahrheit waren es seine Augen, die das helle Licht, von seinem Nachtsichtgerät um ein Vielfaches verstärkt, fast blind gemacht hatte.
    Instinktiv griff Andrew nach dem Nachtsichtgerät und riss es sich vom Kopf. Aber es war zu spät. Seine Netzhaut war von dem plötzlichen grellen Lichtschein so geblendet, dass ihm schwindlig wurde und er die Orientierung verlor.
    Hunter brauchte nicht mal eine Sekunde, um die Lage zu erfassen. Aus dem Augenwinkel sah er Garcia, der an der Ecke zum nächsten Flur stand. Auf dem Fußboden vor ihm lag eine brennende Leuchtfackel – einer der Prototypen, die sie in Andrews »Werkstatt« gesehen hatten.
    Garcia war rasch klargeworden, dass jemand nur dann im Dunkeln sehen konnte, wenn er einen Restlichtverstärker, zum Beispiel ein Nachtsichtgerät, benutzte. Und na­türlich wusste er genau, wie solche Geräte funktionierten. Von Katias Zelle aus hatte er den Kampf zwischen Hunter und Andrew mit angehört. Er konnte nicht einfach tatenlos dasitzen. Er wusste, dass sein Partner ein ausgezeichneter Nahkämpfer war, aber gegen einen unsichtbaren Gegner hatte selbst er keine Chance. Dann war ihm die Werkstatt wieder eingefallen – und die Schachtel mit den Fackeln. Verlaufen konnte er sich trotz der Dunkelheit nicht, da die Flure im Karree verliefen. Eine Sekunde helles Licht, das war alles, was sie brauchten. Für Andrew würde es sich anfühlen, als wäre in seinen Augen eine Bombe explodiert.
    Es war die Gelegenheit, auf die Hunter gewartet hatte. Ohne nachzudenken, warf er sich nach vorn. Garcia tat genau dasselbe. Beide stießen gleichzeitig mit Andrew zusammen und schleuderten ihn gegen die Wand. Kopf voran prallte er mit unglaublicher Wucht dagegen. Das Blatt hatte sich komplett gewendet. Andrew war durch das Licht so gut wie blind und nach dem heftigen Schlag gegen den Kopf völlig orientierungslos. Genau wie Hunter kurz zuvor schwang er in einem verzweifelten Abwehrversuch den Arm herum. Aber wie wehrte man sich gegen jemanden, den man nicht sehen konnte?
    Garcia landete einen wohlplatzierten Faustschlag gegen Andrews Solarplexus. Hunter folgte mit einem Kinnhaken. Andrews Kopf wurde zurückgeschleudert und prallte erneut mit einem dumpfen Knacken gegen die Wand.
    Er verlor augenblicklich das Bewusstsein.
    Das Letzte, was Hunter und Garcia sahen, kurz bevor die Leuchtfackel erlosch, war Whitney Myers’ lebloser Körper, der in einer Blutlache am Boden lag. In ihrer Kehle klaffte ein tiefer Schnitt.
    115
    Sechsunddreißig Stunden später – USC Universitäts­klinikum, Los Angeles
    Hunter klopfte zweimal an, bevor er die Tür öffnete. Captain Blake saß in ihrem Bett, dessen Rückenlehne in einem 45-Grad-Winkel aufgestellt war. Man hatte ihr das getrocknete Blut abgewaschen, aber ihr Gesicht war übel zugerichtet und voller blauschwarzer Flecken. Linkes Auge, Lippen und Nase waren angeschwollen. Sie sah zu Tode erschöpft aus, was man ihrem Tonfall allerdings kein bisschen anmerkte. Ihr sehtüchtiges Auge

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