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Der Knochenbrecher

Der Knochenbrecher

Titel: Der Knochenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Carter
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Schuld.«
    Â» HALTEN SIE DAS MAUL ! Sie wissen doch gar nicht, wie es war! Sie begreifen doch gar nicht, weshalb mein Vater das getan hat. Aber ich kann es Ihnen sagen … ich war der Grund. Ich habe es ihm gesagt. Es war alles meine Schuld! «
    113
    Hunter hörte die Trauer und den Schmerz in Andrews Stimme. Ein Schmerz, der tief aus seinem Innern kam und den er all die Jahre mit sich herumgetragen hatte.
    Â»Was glauben Sie denn, wie mein Vater von der Sache zwischen Mr Gardner und meiner Mutter erfahren hat?«
    Diese Frage war Hunter bislang noch gar nicht in den Sinn gekommen. Aber er konnte sich die Antwort bereits denken.
    Â»Eines Tages habe ich sie zusammen gesehen. Im Schlafzimmer. Im Bett meiner Eltern. Ich wusste, dass das, was sie da machen, falsch ist … verboten.« Ein verzweifeltes Zittern hatte sich in Andrews Stimme geschlichen, so lebendig war die Erinnerung noch immer in ihm. »Ich hatte keine Ahnung, was ich tun soll. Irgendwie wusste ich, dass meine Mutter damit die Ehe mit meinem Vater kaputt­machen würde. Und das wollte ich nicht. Ich wollte, dass sie wieder glücklich sind … zusammen.« Er zögerte kurz.
    Â»Also haben Sie Ihrem Vater davon erzählt«, sagte Hunter leise.
    Â»Eine Woche bevor es passiert ist. Ich habe ihm erzählt, ich hätte gesehen, wie Nathan Gardner bei uns ins Haus gegangen ist. Das war alles, mehr habe ich ihm nicht gesagt.« Der Schmerz in seiner Stimme wurde stärker. »Ich konnte doch nicht wissen, wozu er fähig ist …« Er verstummte.
    Â»Es ist nicht Ihre Schuld«, betonte Hunter erneut. »Sie haben es selbst gesagt: Sie konnten nicht ahnen, dass Ihr Vater so reagiert. Sie wollten die Ehe Ihrer Eltern retten, dafür sorgen, dass sie zusammenbleiben. Sie konnten nichts dafür.«
    Eine Zeitlang herrschte Schweigen.
    Â»Wissen Sie, woran ich mich bei meiner Mutter noch am deutlichsten erinnere?« Andrew hatte sich schon wieder bewegt. »Sie hat mir gesagt, dass ich, wenn ich erst in ihrem Alter wäre, jemanden wie sie finden würde – eine Frau, die schön und begabt ist und in die ich mich verlieben kann.« Er hielt kurz inne. »Ich habe zwanzig Jahre lang auf diesen ­einen Geburtstag gewartet. Auf den Tag, an dem ich endlich damit anfangen konnte, mir die perfekte Frau zu suchen.«
    Mit einem Mal ergab alles einen Sinn. Die Frauen, die Andrew Harper entführt hatte, symbolisierten für ihn das Objekt einer Kombination aus mütterlicher und roman­tischer Liebe. Er wollte sich in die Frauen verlieben, aber ebenso sehr wollte er seine Mutter in ihnen sehen. Weil sie ihm gesagt hatte, dass er mit dreißig – das Alter, in dem sie gestorben war – jemanden finden würde, der perfekt zu ihm passte. Jemanden, der genauso war wie sie. Hunter hatte Andrews Geburtsurkunde überprüft. Sein Geburtstag war der 22. Februar. Zwei Tage später hatte er Kelly Jensen entführt. Vermutlich hatte er davor schon eine ganze Weile nach passenden Frauen Ausschau gehalten, nur hatte ihm sein Unterbewusstsein verboten, seine Pläne vor seinem dreißigsten Geburtstag in die Tat umzusetzen. Für seinen zerrütteten Verstand waren die Worte seiner Mutter eine Regel, die nicht gebrochen werden durfte. Er hatte seinem Geburtstag lange entgegengefiebert, und als es dann endlich so weit war, hatte er keine Zeit verloren, sondern war sofort aktiv geworden. Dabei hatte er das, was seine Mutter ihm gesagt hatte, auf eine Art und Weise pervertiert, wie es nur ein zutiefst traumatisiertes Hirn erdenken konnte.
    Â»Und Sie haben sie gefunden«, sagte Hunter. »Frauen, die genauso aussahen wie Ihre Mutter. Die genauso viel Talent hatten wie sie –«
    Â»Niemand hatte so viel Talent wie meine Mutter.« Die Wut war in Andrews Stimme zurückgekehrt.
    Â»Tut mir leid.« Hunter berichtigte sich. »Sie haben Anwärterinnen auf Ihre Liebe gefunden … und sie entführt … aus ihren Wohnungen, ihren Ateliers, ihren Autos … Aber Sie konnten sich nicht in sie verlieben, habe ich recht?«
    Schweigen.
    Â»Sie haben sie entführt und gefangen gehalten. Sie haben sie Tag für Tag beobachtet, genauso, wie Sie früher Ihre Mutter beobachtet haben. Aber je länger Sie ihnen zugeschaut haben, desto mehr wurden Sie an Ihre Mutter erinnert, stimmt’s? Deswegen konnten Sie sich ihnen auch nicht sexuell

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