Der Knochenbrecher
davon aus, dass Sie immer noch alleine in Ihrer Zelle sitzen. Ich bleibe bei Ihnen. Er kann unmöglich wissen, dass ich bei Ihnen bin. Wenn die Tür aufgeht und jemand reinkommt, der sich nicht identifiziert, dann knalle ich das Schwein ab.« Er lud seine Waffe durch, und Katia fuhr vor Schreck zusammen.
»Das ist eine gute Idee«, stimmte Hunter zu.
»Warum bleiben Sie nicht auch hier?«, flehte Katia. »WarÂum können wir nicht alle hier auf ihn warten und zusammen gegen ihn kämpfen? So haben wir doch eine viel bessere Chance.«
»Weil er vielleicht gar nicht hierherkommt«, erklärte Hunter. »AuÃerdem wissen wir mit Sicherheit, dass er noch mindestens ein weiteres Opfer gefangen hält, nämlich unseren Captain. Was, wenn er jetzt zu ihr geht, um uns zu bestrafen? Ich muss versuchen, sie zu finden, bevor er es tut. Ich kann nicht einfach hier rumsitzen und warten. Ihr Leben hängt davon ab.«
»Er hat recht, Katia«, sagte Garcia.
»Wir dürfen keine Zeit mehr verlieren«, fuhr Hunter eindringlich fort. »Bitte vertrauen Sie mir, Katia, ich komme zurück und hole Sie hier raus.«
Garcia legte ihr den Arm um die Schulter und führte sie langsam in ihre Zelle zurück.
»Viel Glück«, sagte er noch.
Hunter schloss die Tür hinter sich und atmete tief durch.
Eine selten dämliche Idee, dachte er. Im Stockfinstern durch die Gegend zu irren und blind gegen einen Killer kämpfen zu wollen. Kann mir einer sagen, was ich mir dabei gedacht habe?
Er wusste, dass er noch etwa sieben Meter vom Ende des Flurs entfernt war. Es gab keine weiteren Türen. Behutsam, aber schnell schlich er vorwärts, bis der Flur erneut einen Knick nach links machte. Hunter blieb stehen und lauschte angestrengt.
Kein Laut. Totenstille.
Hunter hatte ein ausgezeichnetes Gehör. Das würde es dem Killer schwermachen, sich unbemerkt anzuschleichen. Katia hatte zwar behauptet, Andrew könne im Dunkeln sehen und sich wie ein Geist bewegen, aber das war unmöglich. Niemand konnte sich völlig lautlos bewegen.
Er irrte sich.
112
Andrew stand wenige Meter von Hunter entfernt und beobachtete ihn. Sein Atem ging so leise und gleichmäÃig, dass man ihn selbst aus nächster Nähe nicht wahrgenommen hätte. Er hatte die gesamte Unterhaltung mit angehört. Er wusste, dass Garcia bei Katia in der Zelle geblieben war. Um die beiden würde er sich später kümmern. Seine Lippen verzogen sich zu einem selbstzufriedenen Lächeln. Er sah die Nervosität in Hunters Zügen, spürte seine Anspannung. Der Mann hatte Mut, das musste man ihm lassen. Er hatte sich wissentlich auf einen Kampf eingelassen, den er niemals würde gewinnen können.
Die linke Hand an der Wand des Korridors, ging Hunter vorsichtig weiter. Er suchte nach der nächsten Tür.
Fünf Schritte, weiter kam er nicht.
Der erste Schlag traf seine Waffenhand. Er war so kraftvoll und präzise ausgeführt, dass er ihm fast das Handgelenk gebrochen hätte. Hunter hatte den Angreifer nicht kommen hören, hatte nicht mal die Anwesenheit eines Verfolgers gespürt. Katia hatte doch nicht übertrieben. Andrew konnte im Dunkeln sehen. Wie sonst hätte er einen derart präzisen Schlag ausführen können?
Mit der Geschwindigkeit einer abgefeuerten Rakete flog ihm die Pistole aus der Hand. Er hörte, wie sie irgendwo weit vorne rechts zu Boden fiel. Instinktiv machte er einen Schritt zurück und ging in Kampfhaltung. Aber wie sollte man kämpfen, wenn man seinen Gegner weder sehen noch hören konnte?
Irgendwie war es Andrew gelungen, Hunter zu umrunden, denn der nächste Schlag kam von hinten und traf ihn mitten ins Kreuz. Hunter wurde nach vorn geschleudert und spürte, wie ein rasender Schmerz seine Wirbelsäule hinaufschoss.
»Wie ich sehe, sind Sie meinem Rat nicht gefolgt«, sagte Andrew mit fester, selbstsicherer Stimme. »Das war keine kluge Entscheidung, Detective.«
Hunter drehte sich nach der Stimme um und schlug blindlings mit der Faust in Brusthöhe aus. Er traf nur Luft.
»Und schon wieder daneben.« Diesmal kam die Stimme von links. Sie war ganz nah.
Wie um alles in der Welt konnte er sich so schnell und so lautlos bewegen?
Hunter machte eine Drehung mit dem Oberkörper und schwang dabei den Ellbogen mit. Doch Andrew war erneut ausgewichen, und wieder ging Hunters Angriff ins Leere.
Der nächste Schlag
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