Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Knochenbrecher

Der Knochenbrecher

Titel: Der Knochenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Carter
Vom Netzwerk:
Bekanntheitsgrad wird es einen richtigen Karneval geben.«
    Leonid sah mit zusammengekniffenen Augen zu McKee,­ bevor sein Blick zu Myers zurückwanderte. »Karneval?«
    Â»Als ich sagte, dass das LAPD alle ihm zur Verfügung stehenden Mittel nutzen würde, habe ich das genauso gemeint. Das schließt Sie und Ihren Status mit ein. Man wird Sie bitten, sich mit einem Appell an die Öffentlichkeit zu wenden, weil das dem Fall eine persönliche Note verleiht. Vielleicht müssen Sie sogar eine Pressekonferenz hier in Ihrem Haus geben. Man wird Katias Foto im Fernsehen und in den Zeitungen bringen, und höchstwahrscheinlich wird es ein Familienfoto sein – das mögen sie lieber, weil es mehr … zu Herzen geht. Das Foto wird tausendfach vervielfältigt und überall in L. A. zu sehen sein, vielleicht sogar in ganz Kalifornien. Es wird Suchtrupps geben. Man wird Sie um Kleidungsstücke für die Spürhunde bitten. Man wird Haare und andere Proben für DNA -Analysen von Ihnen haben wollen. Die Presse wird vor Ihrem Gartenzaun campieren.« Myers hielt kurz inne, um Atem zu schöpfen. »Wie gesagt, es wird ein Karneval werden, aber die Vermisstenstelle des LAPD leistet ausgezeichnete Arbeit.« Sie machte eine kleine dramatische Pause. »Leo, bei Ihrem Status und Ihrer Einkommensklasse müssen wir auch die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass Ihre Tochter entführt wurde, um Lösegeld von Ihnen zu erpressen. Hat noch niemand mit Ihnen Kontakt aufgenommen?«
    Leonid schüttelte den Kopf. »Ich war den ganzen Tag zu Hause und habe im Büro genaue Anweisungen hinterlassen, dass jeder unbekannte Anrufer sofort zu meiner Privatnummer umgeleitet wird. Bis jetzt hat sich niemand gemeldet.«
    Myers nickte.
    Â»Irgendwas stimmt nicht, das habe ich im Gefühl.« Leonid sah Myers mit einem verzweifelten Blick an. »Ich will nicht, dass die Sache überall in den Medien breitgetreten wird, es sei denn, es gibt wirklich keine andere Möglichkeit. Andy hat mir gesagt, dass Sie die Beste in Ihrem Metier sind. Besser als die Vermisstenstelle des LAPD . Können Sie sie finden?« Es war weniger eine Frage als eine verzweifelte Bitte.
    Myers warf McKee einen Blick zu, wie um zu sagen: Ich bin geschmeichelt.
    Er antwortete mit einem scheuen Lächeln.
    Â»Ich werde tun, was ich kann.« Myers nickte. Ihre Stimme war fest und selbstsicher.
    Â»Dann tun Sie es.«
    Â»Haben Sie ein aktuelles Foto von Ihrer Tochter?«
    Kudrov war auf die Frage vorbereitet und reichte Myers ein zwanzig mal dreißig Zentimeter großes Farbfoto von Katia.
    Myers betrachtete es flüchtig. »Außerdem brauche ich noch die Schlüssel zu ihrer Wohnung und Namen und Telefonnummern von allen, mit denen sie vielleicht Kontakt gehabt haben könnte. Und zwar am besten bis gestern.«

20
    Hunter wählte die Telefonnummern, die auf den zwei Datenblättern seiner Vermissten angegeben waren. Ein Mr Giles Carlsen, der Manager eines Friseursalons in Brentwood, hatte vor zehn Tagen seine Mitbewohnerin ­Cathy Greene bei der Polizei als vermisst gemeldet. Am ­Telefon teilte er Hunter mit, dass Miss Greene am Morgen zuvor endlich wieder aufgetaucht sei. Sie war mit einem neuen Mann unterwegs gewesen, den sie im Tanzkurs kennengelernt hatte.
    Der zweite Kontakt, ein gewisser Roy Mitchell, hatte sich vor zwölf Tagen an die Polizei gewandt, weil seine neunundzwanzigjährige Tochter Laura spurlos verschwunden war. Mr Mitchell erklärte sich bereit, Hunter in einer Stunde in seinem Haus am Fremont Place zu empfangen.
    Hancock Park zählt zu den reichsten und begehrtesten Wohngegenden in ganz Südkalifornien. Im Gegensatz zum Rest von L. A. sind die Häuser hier ein gutes Stück von der Straße zurückgesetzt, die meisten Strom- und Telefonleitungen verlaufen unterirdisch, und Zäune sind allgemein verpönt. Als Hunter in den Fremont Place einbog, wurde ihm klar, dass sich die Bewohner um Verletzung ihrer Privatsphäre keine allzu großen Sorgen machen mussten.
    Die halbmondförmige Einfahrt vor dem Haus war gepflastert und mündete in einen Parkplatz, der ausreichend Stellfläche für zwei Reisebusse bot. In der Mitte stand ein riesiger gemauerter Springbrunnen. Die Sonne berührte gerade den Horizont, und am Himmel hinter dem zweigeschossigen Haus aus Terrakottaziegeln leuchteten feuerrote Streifen in bester Ansichtskartenmanier.

Weitere Kostenlose Bücher