Der Knochenbrecher
Fotos ist sie.«
»Oh, okay. Na, wie auch immer, jedenfalls konnten wir ihr Passwort knacken.«
»Was? So schnell?«
»Was soll ich sagen? Wir sind genial.« Doyle schmunzelte, und Hunter verzog das Gesicht. »Wir haben einen ganz simplen Algorithmus laufen lassen. Ihr Passwort war eine Kombination aus den ersten Buchstaben ihres Nachnamens und ihrem Geburtsdatum. Du hast gesagt, du musst dir ihre Mails ansehen?«
»Ganz genau. Ihre Mutter meinte, sie hätte ein paar E-Mails von Bewunderern bekommen, die ihr Angst gemacht haben.«
»Also, das wird schwierig werden. Das E-Mail-Programm auf ihrem Rechner wurde nie benutzt«, erklärte Doyle. »Soll heiÃen, sie hat die E-Mails nicht runtergeladen, sondern immer online gelesen. Wir haben die Konfigurationsdatenbank des Betriebssystems durchsucht, aber sie war nicht dumm. Sie hat nie auf âºJaâ¹ geklickt, wenn der Computer sie beim Verlassen der E-Mail-Seite gefragt hat, ob er das Passwort speichern soll. AuÃerdem wurde ihr Browser-Verlauf automatisch alle zehn Tage gelöscht.«
»Ihr E-Mail-Passwort ist nicht dasselbe wie das für ihren Computer?«
Ein kurzes Kopfschütteln.
»Und was ist mit diesem Algorithmus, den du für das andere Passwort benutzt hast?«
»Der funktioniert online nicht. Die Internet-Sicherheit gegen E-Mail-Angriffe ist in den letzten Jahren viel schärfer geworden. Alle groÃen Provider blockieren den Zugang zum Konto für mehrere Stunden, manchmal sogar dauerhaft, wenn man zu oft hintereinander das falsche Passwort eingibt.« Erneut schüttelte Doyle den Kopf. »Und falls sie die E-Mails nicht gespeichert, sondern nach dem Lesen sofort gelöscht hat, was ja vermutlich der Fall ist, wenn sie ihr Angst gemacht haben, dann sind die Chancen, an die vollständigen Nachrichten zu kommen, ohnehin gleich null. Du kannst höchstens noch ein paar Fragmente retten, es sei denn, du findest den E-Mail-Provider, von dem aus die betreffende Nachricht geschickt wurde. Und dafür müsstest du dich direkt an ihren Provider wenden â Autonet. Von hier aus können wir da gar nichts machen. Du weiÃt, was das bedeutet, oder? Durchsuchungsbefehl, GerichtsÂbeschluss, das ganze Programm. AuÃerdem kann es sein, dass du tagelang, vielleicht sogar wochenlang rumsuchst und trotzdem nichts findest.«
Hunter rieb sich das Gesicht.
»Ein paar von meinen Leuten schauen sich gerade die anderen Dateien auf ihrer Festplatte an. Ich sage dir Bescheid, wenn wir irgendwas finden.«
31
Whitney Myers stand ganz still und starrte auf die Audiowellen, die wie unter Strom stehende Würmer über den Computerbildschirm zuckten. Cohen hatte die gesäuberte Aufnahme, die Gus ihm gegeben hatte, auf den Rechner gespielt. Das Flüstern von Katia Kudrovs Anrufbeantworter, das sie zuvor kaum hatten hören können, war jetzt klar und deutlich zu verstehen.
» DU RAUBST MIR DEN ATEM  â¦Â« Pause. » WILLKOMMEN DAHEIM, KATIA. ICH HABE AUF DICH GEWARTET. ICH GLAUBE, ES IST AN DER ZEIT, DASS WIR UNS ENDLICH KENNENLERNEN .«
Die Aufnahme lief in Endlosschleife über Cohens Lautsprecher. Nach dem fünften Mal riss Myers den Blick vom Bildschirm los und drückte die Escape-Taste.
»Und Gus hat gesagt, das ist seine normale Stimme? Ohne elektronischen Stimmenverzerrer oder dergleichen?«
Cohen nickte. »Aber er war clever. Er hat geflüstert, um seine Stimme unkenntlich zu machen. Selbst wenn er geschnappt wird, kann man ihn anhand dieser Aufnahme hier niemals identifizieren.«
Myers trat von Cohens Schreibtisch zurück und fuhr sich mit zwei Fingern leicht über die Oberlippe. Das tat sie immer, wenn sie nachdachte. Sie wusste, dass sie Leonid Kudrov das Band würde vorspielen müssen, wenn sie sich in zwei Stunden mit ihm traf. Sie zweifelte nicht daran, dass es den vor Sorge aufgewühlten Mann zu Tode erschrecken würde.
»Hast du noch mein Diktiergerät mit den sechzig Nachrichten?«, fragte sie, bevor sie an ihren eigenen Schreibtisch zurückkehrte und in ihrem Notizbuch zu blättern begann.
»Ja, hier ist es.«
»Okay, spiel die letzte Nachricht noch mal vor.« Sie hielt inne. »Nein, spiel den Teil direkt nach der letzten Nachricht vor. Was mich interessiert, ist die elektronische Ansage, die die Zeit des Anrufs festhält.«
»Zwanzig Uhr zweiundvierzig«, antwortete Cohen wie aus der
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