Der Knochenbrecher
Tagen gefunden â am Mittwochnachmittag, wir erinnern uns. Es gibt keinen genauen Todeszeitpunkt, aber im Bericht der Forensiker vom Tatort steht, dass sie höchstens drei bis sechs Stunden vor Auffinden gestorben sein kann. Woraus wir schlieÃen, dass er zum Zeitpunkt ihres Todes nicht in Los Angeles war, Robert.«
»Das ist richtig«, räumte Hunter ein, »aber bedenken Sie eins, Captain: Wir haben keinen Beweis, dass der Killer sie tatsächlich getötet hat. Genauso gut hätte er sie lebendig in der Fleischerei ablegen können, und zwar mehrere Stunden bevor sie dann schlieÃlich gestorben ist. Vielleicht sogar schon am Abend vorher. Damit hätte sich der Ex ein beinahe wasserdichtes Alibi verschafft. Bevor wir irgendwelche Verdächtigen von der Liste streichen, brauchen wir mehr Informationen.«
»Gut, das sehe ich ein«, stimmte Blake zu. »Was ist mit diesem anderen Kerl, von dem Carlos mir erzählt hat? Der, der Laura auf der Finissage angesprochen hat?«
Hunter suchte auf seinem Schreibtisch nach dem Foto des Fremden und reichte es ihr. Blake starrte es einige Sekunden lang an.
»Wir haben das Bild gestern in die Polizeidatenbank eingespeist. Bislang noch keine Treffer. AuÃerdem haben wir einige Uniformierte mobilisiert, die damit jede Kunstgalerie abklappern, jeden Ausstellungsraum, jedes Museum, jede Kunstschule, jedes Café â jeden nur erdenklichen Ort, an dem Kunstausstellungen stattfinden. Die Assistentin in der Daniel Rossdale Art Gallery war sich sicher, dass sie ihn früher schon mal auf einer anderen Ausstellung gesehen hatte. Woraus folgt, dass der Mann vermutlich ein echter Kunstliebhaber ist. Vielleicht haben wir Glück und jemand erkennt ihn wieder.«
»Die Befragung der Nachbarn aus Lauras Wohnhaus hat nichts ergeben«, führte Garcia den Bericht fort. »Zwei bis drei Wochen sind eine lange Zeit, wenn man sich an irgendÂwas oder irgendjemanden Ungewöhnliches erinnern soll.«
»Hat die Spurensicherung sonst noch was in ihrer Wohnung gefunden?«
Hunter goss sich ein Glas Wasser ein. »Es wurden mehrere schwarze Fasern von der Ziegelwand sichergestellt. Die Testergebnisse sind noch nicht da, aber vielleicht haben wir damit trotzdem schon einen ersten Anhaltspunkt.«
»Nämlich?«
»Einige der Fasern kamen von einer Stelle etwa einen Meter achtzig über dem Boden.«
»Haare?«, fragte Captain Blake.
»Nein.«
»Das heiÃt, wer auch immer da gestanden hat, hat eine Skimaske oder dergleichen getragen«, schloss sie.
»Wir gehen davon aus, dass der Täter sich gegen die Wand gelehnt hat«, sagte Hunter. »Wenn wir damit recht haÂben und die Fasern von irgendeiner Art von Kopfbedeckung stammen, dann müsste er zwischen eins achtzig und eins neunzig groà sein.«
»Und wenn nicht?«
»Dann könnten sie von einem Pullover stammen, und unser Verdächtiger ist ein zwei Meter fünfzehn groÃer Riese.«
»Dann würde er uns wenigstens leichter auffallen«, scherzte Garcia.
»Keine Anzeichen eines Kampfes?«, fragte Blake ohne die Andeutung eines Lächelns.
»Nein.«
Sie wandte sich ab und starrte auf die Magnetwand mit den Fotos vom Leichenfundort. Ganz egal wie oft sie sie ansah, sie erschrak jedes Mal. Die Gewalt in der Stadt schien Jahr für Jahr schlimmer zu werden.
»Reden Sie mit mir, Robert, ich werde nämlich langsam ungeduldig. Es ist zwei Tage her, dass wir die Leiche gefunden haben. Zwei Tage, seit dieser ScheiÃkerl eine Bombe in der Rechtsmedizin hat hochgehen lassen, durch die zwei Menschen ums Leben gekommen sind. Einer davon war einer meiner besten Freunde. Und bis jetzt haben wir nichts vorzuweisen. Wieso hat er sie so lange gefangen gehalten, bevor er sie getötet hat? Haben die Mitchells eine Lösegeldforderung oder Ãhnliches erhalten?«
Hunter schüttelte den Kopf. »Nein. Und höchstwahrscheinlich ist der Täter auch nicht hinter Lösegeld her. Bei Verschleppung mit anschlieÃendem Mord geht es selten um Lösegeld.«
Captain Blake spürte einen kalten Hauch im Nacken. »Sie meinen, er hat sie aus sexuellen Gründen gefangen gehalten?«
»Möglich wäre es. Aber ohne Obduktionsbericht werden wir niemals wissen, ob Laura Mitchell vergewaltigt wurde oder nicht.«
Captain Blake stieà einen abgrundtiefen Seufzer aus.
»Es gibt immer einen Grund,
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