Der Knochenbrecher
Pistole geschossen.
Myers hob die Brauen.
»Ich hab mir das Ding so oft angehört, dass es mir auf ewig ins Gehirn gebrannt ist«, sagte er.
»Bist du ganz sicher?«
»Hundertprozentig.«
Myers senkte den Blick wieder in ihr Notizbuch. »Katias Vater hat gesagt, er habe seine Tochter um zwanzig Uhr dreiundfünfzig angerufen. Das Telefonat hat vier Minuten und zwölf Sekunden gedauert.«
»Sie hat das Gespräch angenommen, oder?«
Myers nickte.
»Aber elf Minuten früher ist noch der Anrufbeantworter rangegangen. War sie da noch weg?«
Myers blätterte eine Seite um. »Nein, der Portier hat ausgesagt, sie sei gegen acht gekommen. Er hat ihr die Koffer ins Penthouse gebracht.« Erneut legte Myers die Finger an die Oberlippe. »Na klar. Das Handtuch auf dem FuÃboden in der Küche. Katia muss in der Dusche gewesen sein.« Noch einmal sah sie rasch in ihren Notizen nach. »Mist! WeiÃt du noch, wie ich dir gesagt habe, dass es keine Aufzeichnungen der Ãberwachungskameras in ihrem Gebäude gibt, weil durch einen Kurzschluss sämtliche Sicherungen rausgeflogen sind?«
»Hm.«
»Die Kameras sind kurz vor acht ausgefallen.«
Cohen räusperte sich und beugte sich vor. »Und wir wissen ja schon, dass das unmöglich Zufall gewesen sein kann.«
»Das bedeutet, der Kidnapper wusste exakt , um wie viel Uhr Katia nach Hause kommen würde.« Myers hielt inne und kämpfte gegen das ungute Gefühl in ihrem Innern an. »Er hat bereits in ihrer Wohnung auf sie gewartet. Deswegen sagt er auch âºWillkommen daheimâ¹. Er wusste , dass sie zu Hause war.«
Cohens Miene veränderte sich schlagartig. »Das heiÃt, sein letzter Anruf kam aus der Wohnung?«
»Sieht ganz so aus.«
»Aber wieso? Wieso anrufen, wenn er schon drin war?«
»Ich weià es nicht. Um ihr noch mehr Angst einzujagen? Aus Sadismus? Das spielt doch keine Rolle.«
Cohen spürte, wie sich jedes Haar an seinem Körper aufstellte. »O mein Gott.«
»Was?«
»Das Zischen im Hintergrund, das Gus in der Aufnahme gehört hat. Im Studio hat er mir gesagt, dass es ein bisschen so klingt wie Wasser, das irgendwo gegen eine Scheibe trommelt. Vielleicht ein Regenschauer.« Cohen fing Myersâ Blick auf. »Der Kidnapper war in ihrem Schlafzimmer, als er sie angerufen hat. Er hat ihr beim Duschen zugesehen.«
32
Als Hunter am nächsten Morgen um sieben Uhr einundfünfzig sein Büro betrat, wartete Captain Blake bereits auf ihn.
»Carlos hat mir gesagt, Sie haben das Mordopfer identifiziert?«
Hunter nickte. »Sie heiÃt Laura Mitchell.« Er reichte Blake einen zweiseitigen Bericht.
Sie überflog ihn und hielt überrascht inne. »Der Täter hat ihr in ihrer eigenen Wohnung aufgelauert?« Ihr Blick sprang von einem Detective zum anderen.
»Sieht ganz so aus, Captain, ja«, bestätigte Hunter.
»Wie hat er sich Zutritt verschafft? Gab es irgendwelche Einbruchsspuren?«
Er schüttelte den Kopf.
»Vielleicht hat sie ihn selbst reingelassen«, mutmaÃte Garcia.
Blake nickte. »Was bedeuten würde, dass der Täter möglicherweise eine falsche Identität benutzt hat, um ins Gebäude zu gelangen und bei ihr zu klingeln. Oder vielleicht kannten sie sich auch, oder er hat sich als Sammler oder Âpotentieller Käufer oder Ãhnliches ausgegeben und einen Termin mit ihr vereinbart. Aber trotzdem â wieso sollte er sich dann hinter einem Gemälde verstecken? Das ergibt doch gar keinen Sinn.«
»Eben«, pflichtete Hunter ihr bei. »Und genau aus diesem Grund glaube ich auch nicht, dass Laura ihren Mörder hereingelassen hat. Trotzdem besteht die Möglichkeit, dass sie sich kannten.«
Captain Blake dachte einen Moment lang nach. »Vielleicht hatte der Täter einen Schlüssel.«
Hunter nickte. »Entweder das, oder er hat das Schloss geknackt.«
»Hatte sie einen Freund? Liebhaber?«
»Wir reden später noch mit ihrem Exverlobten. Seine Maschine aus Dallas landet um Viertel vor drei.«
»Wie lange war er weg?«
Hunter rieb sich die Stirn. »Seit Dienstagabend.«
»Womit er als Verdächtiger ja wohl ausfällt.«
»Das wäre etwas voreilig, Captain.«
Captain Blake sah Hunter ins Gesicht. »Hm, rechnen wir mal nach. Er war seit Dienstagabend nicht in L. A. Die Leiche unseres Opfers wurde vor zwei
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