Der Knochenbrecher
lieà sich gegen die Fensterbank sinken. »Das klingt mir doch sehr an den Haaren herbeigezogen.«
Garcia lieà seine Fingerknöchel knacken. »Genauso an den Haaren herbeigezogen, wie dass jemand seine eigene Bombe bastelt und sein eigenes verrücktes Messer mit seinem eigenen Auslösemechanismus, sie seinen Opfern in den Unterleib steckt und sie dann zunäht.« Er machte eine kleine dramatische Pause. »Mal ehrlich, Captain, die Beweise sprechen doch eine klare Sprache: Dieser Kerl ist zu allem fähig. Er ist schlau und geduldig. Würde es Sie wirklich überraschen, wenn er irgendwo anders noch ein zweites Collagezimmer hätte? Auf die Art könnte er alles abstreiten.«
»Garcia hat recht, Captain«, meldete Hunter sich von der Kante seines Schreibtischs aus zu Wort. »Wir können James Smith als Verdächtigen nicht ausschlieÃen, nur weil es in dem Zimmer, das wir entdeckt haben, keine Hinweise auf Kelly Jensen gab.«
»Wurde er denn schon irgendwo gesichtet? Hat die Hotline irgendwelche nützliche Hinweise ergeben?«
»Noch nicht.«
»GroÃartig.« Sie zeigte auf die StraÃe drauÃen. »Ãber vier Millionen Menschen leben in dieser Stadt, und niemand scheint zu wissen, wer James Smith ist. Der Typ hat sich einfach in Luft aufgelöst.« Sie ging zur Tür und riss sie auf. »Wir machen Jagd auf ein gottverdammtes Phantom.«
50
Als Hunter nach dem Gespräch mit Blake seinen Rechner einschaltete, wartete in seinem Posteingang bereits eine E-Mail von Mike Brindle auf ihn. Die Untersuchung der Textilfasern, die sie an der Wand hinter dem groÃen Bild in Laura Mitchells Atelier gefunden hatten, war abgeschlossen. Ihr Verdacht hatte sich bestätigt: Die Fasern stammten von einer handelsüblichen Wollmütze. Wer auch immer sich hinter der Leinwand versteckt gehalten hatte, musste folglich zwischen eins achtzig und eins neunzig groà sein.
Die FuÃspuren waren ebenfalls ausgewertet worden, aber da sich die Schuhe des Täters lediglich im Hausstaub abgedrückt hatten und die Spuren ein wenig verwischt waren, waren die Ergebnisse nicht zu hundert Prozent exakt. Aller Wahrscheinlichkeit nach stammten sie von Schuhen der GröÃe fünfundvierzig oder sechsundvierzig, was zur mutmaÃlichen KörpergröÃe des Täters passte. Interessanterweise waren keinerlei Sohlenabdrücke nachweisbar gewesen â keine Logos, kein Profil, nichts. Der Täter musste Schuhe mit komplett flacher Sohle getragen haben. Mike Brindles Vermutung war, dass er handgemachte Ãberzieher aus weichem Gummi oder Synthetikschaum getragen hatte. Diese hätten auÃerdem den Nebeneffekt gehabt, seine Schritte zu dämpfen.
Die Kriminaltechnik hatte den FuÃboden des gesamten Ateliers nach weiteren Schuhabdrücken abgesucht, und danach war Brindle zu demselben Schluss gelangt wie zuvor schon Hunter und Garcia: Laura Mitchells Entführer hatte sich hinter der groÃen Leinwand verborgen, Laura irgendwie abgelenkt und sie dann rasch mit einem starken â vermutlich intravenös verabreichten â Betäubungsmittel überwältigt.
»Ich habe die Informationen zu Kelly Jensen von der Einsatzzentrale«, verkündete Garcia, als er mit einer grünen Plastikmappe zur Tür hereinkam.
»Lass hören.« Hunter sah von seinem Rechner auf.
Garcia setzte sich hinter seinen Schreibtisch und schlug die Mappe auf. »Also, Kelly Jensen, vor dreiÃig Jahren in Great Falls, Montana, geboren. Ihre Eltern wurden noch nicht benachrichtigt.«
Hunter nickte.
Garcia fuhr fort: »Sie hat auf der Highschool angefangen zu malen ⦠Mit zwanzig ist sie dann gegen den Willen der Eltern nach Los Angeles gezogen ⦠Die ersten Jahre hatte sie ziemlich zu kämpfen, wurde von jedem Agenten und jeder Galerie abgelehnt ⦠bla, bla, bla, die typische L.-A. -Story, auÃer dass sie Malerin war und keine Schauspielerin.«
»Wie hat sie den Durchbruch geschafft?«, wollte Hunter wissen.
»Sie hatte einen kleinen Stand am Strand, an dem sie ihre Bilder verkauft hat. Keine Geringere als Julie Glenn, die Top-Kunstkritikerin aus New York, hat sie entdeckt, und eine Woche später hatte Kelly einen Agenten, einen Typen namens Lucas Laurent. Er war auch derjenige, der sie als vermisst gemeldet hat.« Garcia hielt inne und streckte die Arme hoch über den Kopf. »Von da an ging es
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