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Der Knochenbrecher

Der Knochenbrecher

Titel: Der Knochenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Carter
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glauben oder nicht«, erklärte Laurent, »viele Künstler sind da ziemlich eigen. Manche wollen nichts mit Künstlern anderer Stilrichtungen zu tun haben.« Er spitzte nachdenklich die Lippen. »Manche wollen überhaupt nichts mit anderen Künstlern zu tun haben. Wieso fragen Sie?«
    Â»Nur so.« Hunter reichte Laurent eine Visitenkarte. »Wenn Ihnen noch was einfällt, dann rufen –«
    Â»Moment!«, fiel Laurent ihm ins Wort. »Laura Mit­­chell und Kelly haben sich tatsächlich einmal getroffen. Das war vor ein paar Jahren, ganz am Anfang von Kellys Karriere. Das hatte ich völlig vergessen. Ich hatte gerade erst ihre ­Vertretung übernommen. Sie wurde für eine Dokumentation interviewt, irgendwas über die neuen jungen Künstle­rinnen von der Westküste oder so ähnlich. Es wurden ­mehrere Frauen porträtiert. Ich glaube, gedreht wurde im …« Sein Blick ging zu einer kahlen Stelle an der Wand. »… ­Getty ­Museum oder im MOCA , ich weiß es nicht mehr genau. Aber ich bin mir ganz sicher, dass Laura Mitchell auch da­bei war.«
    52
    Als Hunter und Garcia wieder im Parker Center eintrafen, war es bereits dunkel. Beide waren todmüde.
    Â»Fahr nach Hause, Carlos«, sagte Hunter und rieb sich die Augen. »Verbring den Rest des Abends mit Anna, geht zusammen essen oder ins Kino. Wir können nicht viel machen, außer die Informationen, die wir haben, noch mal durchzugehen, und im Moment sind unsere Köpfe ohnehin viel zu überlastet, um noch irgendwas aufzunehmen.«
    Garcia wusste, dass Hunter recht hatte. Und Anna würde sich wirklich freuen, ihren Mann einen Abend lang ganz für sich zu haben. Er griff nach seiner Jacke.
    Â»Und du?«, fragte er Hunter, als dieser seinen Rechner einschaltete.
    Â»In fünf Minuten«, antwortete er mit einem Nicken. »Ich will nur schnell was im Internet nachschauen.«
    Hunter brauchte länger als erwartet, um Hinweise auf die Dokumentation zu finden, die Kelly Jensens Agent erwähnt hatte. Dabei handelte es sich um eine Low-Budget-Produktion des Kabelsenders Arts and Entertainment TV mit dem Titel Leinwandschönheiten. Die neuen Talente von der Westküste . Die Dokumentation war nur ein einziges Mal vor drei Jahren ausgestrahlt worden. Er rief im Büro des Senders in L. A. an, aber zu dieser späten Stunde war niemand mehr da, der ihm hätte weiterhelfen können. Er würde es am nächsten Morgen noch einmal versuchen müssen.
    Hunter fuhr vom Büro aus nicht gleich nach Hause. Ihm ging zu viel durch den Kopf, als dass er die Einsamkeit seiner Wohnung hätte ertragen können.
    Wenn der Täter seine Opfer wirklich zwang, sich per erschütterungsempfindlichen Auslösemechanismus selbst zu töten, dann hatten sie recht gehabt, was Laura Mitchells Tod anging: Sie hätte nicht auf dem Fleischertisch sterben sollen. Sie hätte zu Boden springen und so die Bombe in ihrem Unterleib zur Explosion bringen sollen. Doch der Auslöser war nie aktiviert worden. Sie war vorher erstickt. Ihre Mutter hatte die Anfälle beschrieben, unter denen Laura als Kind und Jugendliche gelitten hatte. Wahrscheinlich war die Ursache dieser Anfälle psychischer Natur gewesen, da sie sich gelegt hatten, sobald Laura mit dem Malen begonnen hatte. Hunter wusste, dass solche Zustände durch traumatische Erlebnisse oder starke negative Gefühle wie zum Beispiel Todesangst jederzeit erneut ausbrechen konnten. Und zweifellos war es Todesangst gewesen, was Laura ganz allein in einem dunklen Raum mit zugenähtem Mund und Unterleib empfunden hatte.
    Hunter fuhr eine Weile ziellos umher, bis es ihn schließlich an den Strand von Santa Monica verschlug.
    Er sah gerne nachts dem Meer zu. Die friedliche Stille und das Rauschen der Wellen, die sich auf dem Sand brachen, beruhigten ihn. Sie erinnerten ihn an seine Eltern und an seine Kindheit.
    Sein Vater hatte in zwei miserabel bezahlten Jobs zweiundsiebzig Stunden die Woche schuften müssen, und seine Mutter hatte jede Arbeit angenommen, die sich ihr geboten hatte, sei es Putzen, Bügeln oder Waschen. Hunter konnte sich an kein einziges Wochenende erinnern, an dem sein Vater nicht gearbeitet hätte, und trotzdem konnten sie kaum ihre Rechnungen bezahlen. Doch Hunters Eltern beklagten sich nie. Sie versuchten einfach, das Beste aus dem zu machen, was sie hatten. Und ganz egal wie

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