Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Knochenbrecher

Der Knochenbrecher

Titel: Der Knochenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Carter
Vom Netzwerk:
Flut von Talkshows, Romanen und schwachsinnigen Filmen am Leben erhalten wird.«
    Â»Was?«
    Â»Im Wesentlichen geht die Psychologie heute davon aus, dass die dissoziative Identitätsstörung kompletter Unfug ist.«
    Captain Blake lehnte sich gegen Hunters Schreibtisch und öffnete die beiden Knöpfe ihres Jacketts. »Das heißt, wir haben es hier mit jemandem zu tun, der genau weiß, was er tut.«
    Â»Davon ist auszugehen, ja.«
    Â»Das beweist allein schon seine Kreativität«, meinte Garcia.
    Hunter nickte. »Außerdem hat er jede Menge Geduld und Selbstbeherrschung, was heutzutage eine selten anzutreffende Tugend ist, selbst bei ruhigen und besonnenen Persönlichkeiten. Wenn man diese Eigenschaften mit dem Niveau an handwerklichem Geschick und Erfindergeist kombiniert, würde es mich nicht wundern, wenn er ein Uhrmacher oder vielleicht sogar selbst ein Künstler wäre. Bildhauer zum Beispiel.«
    Captain Blakes Augen weiteten sich. »Sie meinen, ein gescheiterter Bildhauer? Jemand, der nie so erfolgreich war wie seine Opfer? Sie meinen, das könnte eine Art Rache­feldzug sein?«
    Hunter verlagerte das Gewicht vom rechten auf den linken Fuß. »Nein. Ich denke nicht, dass das hier was mit Rache zu tun hat.«
    Â»Wie können Sie sich da so sicher sein? Neid ist eine starke Emotion.«
    Â»Wenn der Täter ein gescheiterter Künstler wäre, der sich dafür rächen wollte, dass er selbst nie groß rausgekommen ist, dann würde er doch nicht andere Künstler aufs Korn nehmen. Sie sind doch nicht an seiner Erfolglosigkeit schuld.«
    Garcia biss sich auf die Unterlippe, dann nickte er zustimmend. »Die Rache würde sich gegen Agenten oder ­Galeriebesitzer oder Kunstkritiker oder Journalisten richten – gegen Leute, die über die Karriere eines Künstlers entscheiden, nicht gegen seine Kollegen.«
    Hunter nickte. »Außerdem kann die Ähnlichkeit zwischen Laura Mitchell und Kelly Jensen kein Zufall sein, Captain. Seine Opfer sind mehr für ihn als nur Objekte, an denen er eine Rachefantasie ausleben will.«
    Â»Außerdem hat der Täter bei beiden Opfern dieselbe Vorgehensweise, aber unterschiedliche Tatwaffen benutzt«, fügte Garcia hinzu. »Ich glaube nicht, dass das willkürlich war. Ich glaube, es gibt da eine tiefere Bedeutung. Eine Verbindung.«
    Â»Wie bitte?«, fragte Captain Blake. Eine Spur Ärger schlich sich in ihre Stimme, als sie ans Fenster trat. »Was für eine Verbindung sollen denn bitte eine Bombe beziehungsweise ein Messer, die die Welt bis vor wenigen Tagen überhaupt noch nicht gesehen hat, mit zwei Kunstmalerinnen haben?«
    Niemand antwortete. Das Schweigen, das sich über den Raum senkte, hatte für jeden der drei eine eigene Bedeutung.
    Â»Mit anderen Worten, durch das neue Opfer können wir unseren James Smith im Wesentlichen vergessen, stimmt’s?«, platzte Blake irgendwann heraus. »In seiner Wohnung finden sich nur Hinweise auf Laura Mitchell, nicht auf Kelly Jensen.«
    Â»Nicht notwendigerweise«, meinte Garcia gedehnt und begann, mit einer Büroklammer zu spielen.
    Â»Hätten Sie die Güte, das näher auszuführen?«
    Â»Vielleicht hat er irgendwo noch ein zweites Zimmer. In einem anderen Apartment«, mutmaßte Garcia.
    Â»Was?« Captain Blake funkelte ihn an.
    Â»Vielleicht ist er wirklich so gerissen, Captain. Er weiß, dass er, wenn er zwei Opfer hat und er gefasst wird und nur eins seiner Zimmer entdeckt wird, gute Chancen hat, freizukommen.« Garcia warf die verbogene Büroklammer auf seinen Schreibtisch. »Wir wissen ja bereits, dass er den Namen James Smith angenommen hat, weil dieser Name die ideale Deckung wäre, falls wir ihm je auf die Spur kommen sollten.« Er hielt den rechten Zeigefinger in die Höhe. »Er zahlt seine Miete im Voraus.« Der Mittelfinger kam dazu. »Er zahlt seine Rechnungen im Voraus. Falls er unser Täter ist, wissen wir mit Sicherheit, dass er mindestens noch ein weiteres Versteck haben muss: nämlich den Ort, an dem er seine Opfer gefangen hält. In seiner Wohnung hat er sie ja ganz eindeutig nicht festgehalten. Und wenn man das alles bedenkt, dann wäre es doch ohne Weiteres vorstellbar, dass er irgendwo noch eine weitere Wohnung hat. Möglicherweise sogar unter einem anderen Namen. Deshalb können wir ihn auch nicht finden.«
    Captain Blake

Weitere Kostenlose Bücher