Der Knochenbrecher
mit ihrer Karriere steil bergauf. Julie Glenn hat einen Artikel über sie in der New York Times geschrieben, und innerhalb eines Monats gingen die Bilder, die Kelly am Strand nicht mal für umsonst losgeÂworden war, für mehrere tausend Dollar pro Stück über den Ladentisch.«
Hunter sah auf die Uhr, bevor er nach seiner Jacke griff. »Okay, gehen wir.«
»Wohin?«
»Zu dem, der sie als vermisst gemeldet hat.«
51
Der Verkehr bewegte sich mit der Geschwindigkeit einer religiösen Prozession vorwärts, so dass Garcia für die dreiundzwanzig Meilen zwischen dem Parker Center und Long Beach fast zwei Stunden brauchte.
Lucas Laurent, Kelly Jensens Agent, hatte sein Büro im fünften Stock des Gebäudes Nummer 246 in der Broadway Street.
Laurent war Mitte dreiÃig mit mediterranem Einschlag, dunkelbraunen Augen und adrett frisierten Haaren, in denen sich erste Spuren von Grau zeigten. Die Fältchen um seine Lippen herum kamen, so Hunters Vermutung, vom Rauchen. Sein marineblauer Anzug saà gut, aber die Krawatte mit ihrem vage an Picasso erinnernden Muster aus knallbunten Farbblöcken war ein Meisterstück des schlechten Geschmacks. Nur jemand, der mit einem überragenden Selbstbewusstsein gesegnet war, konnte es sich erÂlauben, eine solche ScheuÃlichkeit zu tragen. Und Selbstbewusstsein hatte Laurent, wenngleich von der eher ruhigen, unaufÂdringlichen Art, die eine Folge von Reichtum und Erfolg ist.
Er kam hinter seinem Schreibtisch im englischen Stil hervor und begrüÃte Hunter und Garcia an der Tür. Sein Händedruck war so fest wie der eines Geschäftsmannes, der kurz davor ist, einen Megadeal abzuschlieÃen.
»Joan hat mir gesagt, Sie sind Detectives vom LAPD ?«, eröffnete er das Gespräch, während er Hunter aufmerksam beäugte. »Ich hoffe, Sie sind nicht in Wahrheit Künstler und das ist Ihr Trick, um ohne Termin in mein Büro vorzudringen.« Er lächelte, wobei sich tiefe Falten um seine Augenwinkel zeichneten. »Aber wenn, dann zeigt das immerhin, dass Sie jede Menge Ehrgeiz haben.«
»Leider sind wir wirklich von der Polizei«, sagte Hunter und zeigte Laurent seine Marke, woraufhin das Lächeln des Agenten jäh verschwand. Erst jetzt schien ihm wieder einzufallen, dass er Kelly vor zwei Wochen als vermisst gemeldet hatte.
Hunter teilte ihm nur das Nötigste mit. Laurent wich alle Farbe aus dem Gesicht, und er lieà sich schwer in seinen Stuhl fallen. Sein Blick war starr und schien direkt durch Hunter hindurchzugehen.
»Aber das ist vollkommen lächerlich ⦠ermordet? Von wem denn? Und warum? Kelly war Künstlerin, keine Drogendealerin.«
»Das versuchen wir herauszufinden.«
»Aber sie hat in weniger als zwei Monaten eine Ausstellung in Paris ⦠die hätte uns gut und gerne eine Million einbringen können.«
Hunter und Garcia tauschten einen flüchtigen Blick. Ein merkwürdiger Zeitpunkt, um an Geld zu denken.
Laurent durchwühlte die obere Schublade seines Schreibtischs auf der Suche nach einer Schachtel Zigaretten. »Normalerweise rauche ich nicht im Büro«, erklärte er. »Aber jetzt brauche ich eine. Was dagegen?«
Beide zuckten die Achseln.
Laurent steckte sich die Zigarette zwischen die Lippen, zündete sie mit zitternder Hand an und zog so heftig daran, als hinge sein Leben davon ab.
Hunter und Garcia nahmen in den zwei lachsfarbenen Sesseln vor dem Schreibtisch Platz und begannen, ihn über sein Verhältnis zu Kelly und deren persönliche Lebensumstände zu befragen. Aus Laurents Antworten â ebenso wie aus seiner Bemerkung, sie hätten mit der Ausstellung in Paris Millionen verdienen können â wurde schnell klar, dass seine Beziehung zu Kelly zu neunundneunzig Prozent geschäftlicher Natur gewesen war.
»Haben Sie einen Schlüssel zu ihrer Wohnung?«, wollte Garcia wissen.
»Du liebe Zeit, nein.« Laurent zog ein letztes Mal an seiner Zigarette, dann ging er zum Fenster, drückte die Kippe auf der Fensterbank aus und schnippte sie in die Tiefe. »Kelly wollte keine Fremden in ihrer Wohnung oder in ihrem Atelier haben. Ich durfte nicht mal ihre Bilder sehen, bevor sie fertig waren, und selbst dann musste ich sie jedes Mal fast anbetteln, sie mir zu zeigen. Künstler sind oft sehr exzentrische, auf sich selbst fixierte Menschen.«
»Ihre Wohnung liegt in Santa
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