Der Knochenbrecher
dass Smith recht hatte.
»Ich frage Sie also noch mal, Detective. Warum sind Sie hinter mir her? Und was habe ich mit einer wichtigen Ermittlung zu tun?«
»Wenn Sie nicht wissen, weshalb wir hinter Ihnen her sind, woher wissen Sie dann, dass es sich um eine wichtige Ermittlung handelt? Das wurde in keiner Zeitung erwähnt.«
»So dumm bin ich nun auch wieder nicht, Detective. Wenn die Polizei von jeder Person ein Foto an die Zeitungen rausgeben würde, mit der sie gerne mal ein Wörtchen reden möchte, dann gäbe es in ganz Kalifornien nicht genug Papier, um sie alle abzudrucken. Es landen nur wenige Fotos in den Zeitungen, und die stehen immer im Zusammenhang mit einer wichtigen Ermittlung. Sie sind an einer groÃen Sache dran, und aus irgendeinem Grund scheinen Sie zu glauben, dass ich damit zu tun habe.«
Smith hat die Wahrheit gesagt, dachte Hunter. Er ist wirklich nicht dumm.
»All das haben Sie sich ganz alleine zusammengereimt, und gleichzeitig haben Sie keinen blassen Schimmer, weshalb wir bei Ihnen vor der Tür standen? Ist das Ihr Ernst?«
»Genau das versuche ich Ihnen die ganze Zeit begreiflich zu machen.«
Irgendetwas an Smithâ Tonfall lieà Hunter hellhörig werden. »Wie gesagt, warum kommen Sie dann nicht vorbei, und wir schaffen die Sache aus der Welt?«
»Auf Wiederhören, Detective.«
»Warten Sie«, rief Hunter, bevor Smith auflegen konnte. »Wissen Sie, für welche Abteilung des LAPD ich arbeite?«
Garcia sah seinen Partner stirnrunzelnd an.
Smith zögerte kurz.
»Betrugsdezernat?«
Die Falten auf Garcias Stirn vertieften sich.
»Nein, ich bin nicht beim Betrugsdezernat.«
Schweigen.
»James? Sind Sie noch dran?«
»Wo denn dann?«
Auf einmal nahm Hunter eine neue, ganz andere Anspannung in Smithâ Stimme wahr.
»Beim Morddezernat.«
»Mord? Wissen Sie, ich rufe nicht gerne über Telefonzentralen an. Geben Sie mir eine Nummer, auf der ich Sie direkt erreichen kann.« Die Anspannung in seiner Stimme war in echte Panik umgeschlagen.
»Warum geben Sie mir nicht Ihre Nummer?«
»Wenn Sie Spielchen spielen wollen, ohne mich. Auf Wiederhören, Detective.«
»Schon gut.« Erneut konnte Hunter Smith im letzten Moment davon abhalten, aufzulegen. »Wir machen es so, wie Sie es wollen.« Er nannte Smith seine Nummer, und kurz darauf war die Leitung tot. Sofort drückte Hunter eine Taste auf seinem Handy, um die Telefonzentrale zurückzurufen. »Tracy, sind Sie das?«
»Ja, ich binâs, Detective.«
»Sagen Sie mir bitte, dass Sie was erreicht haben.«
»Tut mir leid, Detective, wer auch immer der Kerl war, er war schlau. Er benutzt ein Prepaid-Handy, und zwar entweder ein billiges ohne GPS -Chip, oder er weiÃ, wie man das GPS lahmlegt.«
Hunter war mit der Funktionsweise von GPS -fähigen Handys vertraut. Ãhnlich wie Satellitentelefone in FlugÂzeugen senden sie ungefähr alle fünfzehn Sekunden ein Signal aus, anhand dessen GPS -Satelliten die Position des Handys rasch bis auf wenige Meter genau bestimmen können. Ganz offensichtlich wusste James Smith dies auch.
»Konnten Sie es denn triangulieren?«, fragte Hunter.
»Wie gesagt, der Kerl ist schlau. Er hat sich während des Gesprächs bewegt, und zwar ziemlich schnell. Und nachdem er aufgelegt hatte, wurde das Handy sofort ausgeschaltet.«
»Verdammt!« Hunter raufte sich die Haare.
Triangulation ist die exakteste Methode zur Ortung Âeines Handys, das kein GPS -Signal aussendet. Um eine bestmögliche Netzabdeckung sicherzustellen, ist ein eingeschaltetes Handy in ständigem Kontakt mit den Mobilfunkmasten seiner unmittelbaren Umgebung. Bei der Triangulation werden die drei Funkmasten identifiziert, die das stärkste Signal empfangen. An der Schnittstelle ihrer Sendereichweiten befindet sich das gesuchte Handy. Die Genauigkeit hängt dabei auch davon ab, wie dicht die drei Funkmasten beieinanderstehen. In einer Stadt wie Los Angeles, wo es Hunderte und Aberhunderte von Funkmasten gibt, kann die Ortung mit annähernd derselben Genauigkeit erfolgen wie die durch einen GPS -Chip. Doch genau da liegt auch der Haken. In Los Angeles stehen die Funkmasten relativ dicht. Der Prozess des Triangulierens kann zwischen zehn und fünfzehn Minuten in Anspruch nehmen, und sobald das Handy im fraglichen Zeitraum den Sendebereich eines Masten verlässt, muss
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