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Der Knochenbrecher

Der Knochenbrecher

Titel: Der Knochenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Carter
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man mit der Ortung wieder von vorne anfangen. Falls James Smith aus einem fahrenden Wagen oder einem Bus heraus angerufen hatte, war sein Signal innerhalb weniger Minuten von Mast zu Mast gesprungen, was eine Triangulierung so gut wie unmöglich machte.
    Â»Okay, Tracy, ich möchte, dass Sie jetzt Folgendes tun …«
    62
    Es war einer jener Frühlingsmorgen in Los Angeles, an denen man sich einfach nur freute, am Leben zu sein. Der strahlend blaue Himmel, die sanfte Brise und Temperaturen um zweiundzwanzig Grad Celsius zauberten den Menschen ein Lächeln ins Gesicht. An Tagen wie diesem wünschte sich jeder Detective, das LAPD würde Cabrios als zivile Dienstwagen ausgeben. Leider mussten sich Hunter und Garcia stattdessen mit Garcias Honda Civic begnügen. Wenigstens verfügte er – im Gegensatz zu Hunters uraltem Buick – über eine Klimaanlage.
    Sie waren unterwegs nach Century City zu den Studios von A&E TV . Eine Zeitlang fuhren sie neben einem scharlachroten BMW -Cabrio mit heruntergelassenem Verdeck. Auf dem Beifahrersitz saß eine Frau mit dunklen kurzen Haaren, deren Augenbrauen zu kaum sichtbaren Linien gezupft waren. Sie hatte den Kopf an die Schulter des Fahrers gelehnt, ein bulliger Typ mit polierter Glatze und einem Muscle Shirt, das ihm zwei Nummern zu klein war. Hunter beobachtete die beiden. Die Frau wirkte glücklich und verliebt. Sie fuhr sich selbstvergessen mit den Fingern durchs Haar, und einen kurzen Moment lang erinnerte sie Hunter an Garcias Frau Anna.
    Â»Würdest du Anna je was antun?«, fragte er unvermittelt und drehte sich zu seinem Partner um.
    Die Frage kam so überraschend und war so untypisch für Hunter, dass Garcia beinahe von der Spur abgekommen wäre. »Was?«
    Â»Ob du Anna je was antun würdest. Ihr körperlich weh tun, meine ich.«
    Â»Ich habe dich schon verstanden. Was soll die Frage, Robert? Ist das ernst gemeint?«
    Einige Sekunden verstrichen. Falls Hunter einen Scherz gemacht hatte, klärte er Garcia nicht darüber auf.
    Â»Das heißt dann wohl nein«, meinte er schließlich.
    Â»Das heißt: Hast du noch alle Tassen im Schrank! Warum sollte ich Anna was antun wollen? Körperlich oder sonst wie?«
    Garcia hatte Anna Preston auf der Highschool kennengelernt. Sie war ein liebenswürdiges, ungewöhnlich schönes Mädchen gewesen, und Garcia hatte sich auf den ersten Blick in sie verliebt, allerdings waren zehn Monate vergangen, bis er den Mut aufgebracht hatte, sie um ein Date zu bitten. Ab der zehnten Klasse waren sie ein Paar, und gleich nach dem Schulabschluss hatte Garcia ihr einen Heirats­antrag gemacht. Hunter kannte keine zwei Menschen, die einander so sehr liebten und so fest zusammenhielten wie sie.
    Â»Ganz egal was passieren würde? Egal was sie tun würde?«, hakte Hunter nach. »Du würdest ihr niemals weh tun?«
    Garcias Verwirrung wuchs. »Ist bei dir eine Sicherung durch? Wenn ich es dir doch sage. Egal was sie tut, egal was sie sagt, egal was – auch immer, ich würde ihr niemals weh tun. Sie bedeutet mir alles. Ohne sie gäbe es mich gar nicht. Was um Himmels willen sollen diese Fragen, Robert?«
    Â»Warum nicht?« Hunters Tonfall blieb betont neutral. » Warum würdest du ihr nicht weh tun, egal was sie sagt oder tut oder … was auch immer?«
    Garcia hatte vor knapp vier Jahren zum Mord- und Raubdezernat gewechselt und war seitdem Hunters Partner. Er wusste, dass Hunter seine ganz eigenen Methoden hatte und Zusammenhänge oft schneller durchschaute als andere. Meistens verstand man zunächst gar nicht, wie er zu einer bestimmten Schlussfolgerung gelangt war, bis er es erklärte, und dann erschien auf einmal alles ganz simpel. Hunter hörte genau zu und sprach selbst eher wenig. Und wenn er sprach, dann ergab das, was er sagte, im ersten Moment oft keinen Sinn, aber am Ende passte immer alles ­perfekt zusammen wie die Teile eines Puzzles. Manchmal allerdings hatte Garcia das Gefühl, dass Hunter in einer völlig anderen Sphäre zu Hause war als der Rest der Mensch­heit. Jetzt zum Beispiel.
    Â»Weil ich sie liebe.« Ein zärtlicher Unterton hatte sich in seine Stimme geschlichen. »Mehr als alles andere auf der Welt.«
    Â»Eben.« Ein triumphierendes Lächeln breitete sich auf Hunters Zügen aus. »Und ich glaube, unserem Killer geht es genauso.«
    63
    Der Verkehrsstau löste

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