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Der Knochenbrecher

Der Knochenbrecher

Titel: Der Knochenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Carter
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Klassenkameraden denken, der sich in der vierten Klasse in seine Geschichtslehrerin verliebt hatte. Kaum im beziehungsfähigen Alter, hatte jede seiner Freundinnen haargenau so ausgesehen wie diese Lehrerin – einschließlich der Frau, die er am Ende geheiratet hatte.
    Â»Wie auch immer«, fuhr Hunter fort. »Die Idee, dass seine Opfer jemand Drittem ähnlich sehen und dass bei seinem Verhalten Übertragung und Projektion eine Rolle spielen könnten, ist mir gerade erst gekommen.«
    Â»Ach du Scheiße!« Garcia stieß zwischen zusammengebissenen Zähnen die Luft aus. Endlich kapierte er, worauf sein Partner hinauswollte. »Wenn er die Frauen sieht, die er verschleppt hat, dann sieht er im Kopf jemand ganz anderen, weil er will , dass sie jemand anders sind. Jemand, den er wirklich geliebt hat. Jemand, dem er niemals weh tun würde. Deswegen gab es keine Verletzungen.«
    Ein kurzes Nicken von Hunter. »Das ist die Projektion.«
    Â»Aber warte mal.« Garcia schüttelte den Kopf. »Er tötet sie ja trotzdem … und zwar auf brutalste Art und Weise. Widerspricht das nicht deiner Theorie?«
    Â»Im Gegenteil, es stützt sie sogar. Je stärker Übertragung und Projektion sind, desto größer ist auch die Gefahr der Desillusionierung. Die Frauen sehen vielleicht so aus wie die Person, die er sich vorstellt, aber sie reden anders, sie benehmen sich anders – sie sind anders. Ganz egal wie sehr er es sich wünscht, sie werden nie wirklich der Mensch sein, den er in ihnen sehen möchte.«
    Garcia ließ sich das durch den Kopf gehen. »Und sobald ihm das klarwird, gibt es für ihn keinen Grund mehr, sie noch länger zu behalten.«
    Â»Eben. Trotzdem kann er sich nicht dazu überwinden, sie eigenhändig zu töten. Deswegen sind sie noch am Leben, wenn er sie ablegt. Deswegen hat er es so eingerichtet, dass er nicht dabei sein muss, wenn sie sterben. Er kann es nicht ertragen, sich von ihnen zu trennen. Deshalb hat er den Selbstauslösemechanismus entwickelt.«
    Â»Damit er ihren Tod nicht miterleben muss.«
    Â»Ganz genau«, sagte Hunter.
    Garcia dachte weiter nach. »Diese Frau, die er geliebt hat – meinst du, sie ist auch tot?«
    Â»Höchstwahrscheinlich«, sagte Hunter. »Vielleicht ist das sogar der Grund, weshalb er angefangen hat zu morden. Weil er sie einfach nicht loslassen kann.«
    Garcia blies die Backen auf und stieß dann langsam die Luft aus. »Meinst du, sie ist auf dieselbe Weise ums Leben gekommen wie seine Opfer und wurde auch zugenäht? Meinst du, er hat sie umgebracht?«
    Hunter blickte aus dem Fenster und wünschte, seine Gedanken wären ebenso klar wie der wolkenlose, babyblaue Himmel. »Es gibt nur eine Möglichkeit, das rauszufinden.«
    Er griff nach seinem Handy.
    64
    Das Studio des Senders A&E TV lag in Century City und nahm insgesamt fünfzehn Büros im neunten Stock des Gebäudes Nummer 2 der berühmten Century Plaza ­Towers ein. Es war kein Zufall, dass die Gebäude den Twin Towers des 2001 durch einen terroristischen Anschlag zerstörten World Trade Center in Manhattan ähnlich sahen. Sie waren vom gleichen Architekten entworfen worden.
    Die rothaarige Frau am Empfang war eher apart als im landläufigen Sinne hübsch. Sie lächelte zuvorkommend, als Hunter und Garcia an ihren Tresen traten, und hob dann den Zeigefinger, um zu signalisieren, dass sie in einem Augenblick für die Besucher da sein werde.
    Kurz darauf betätigte sie einen Knopf am Ohrbügel ihres Telefons, und das blaue Licht, das zuvor daran geleuchtet hatte, erlosch.
    Â»Wie kann ich Ihnen helfen, meine Herren?« Ihr Blick ging zwischen den beiden Detectives hin und her, bevor er schließlich an Hunter hängenblieb. Ihr Lächeln nahm eine verführerische Note an. Hunter erklärte, dass sie mit jemandem über eine Dokumentation sprechen müssten, die der Sender vor einigen Jahren produziert habe. Als die Frau ihre Dienstmarken sah, veränderte sich ihr Verhalten schlagartig. Einen kurzen Anruf und zwei Minuten später wurden sie in ein Büro geführt, das am Ende eines langen Korridors lag. Auf dem Schild an der Tür stand: BRYAN COLEMAN  – PROGRAMMDIREKTOR .
    Der Mann hinter dem Schreibtisch lächelte, als Hunter und Garcia im Türrahmen auftauchten. Auch er trug einen Ohrbügel, an dem ein blaues Licht leuchtete. Er

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