Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Knochenbrecher

Der Knochenbrecher

Titel: Der Knochenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Carter
Vom Netzwerk:
abgeschieden und schlecht beleuchtet. Hätte Hunter die junge Künstlerin entführen wollen, dann hätte er ihr auf jeden Fall dort aufgelauert.
    Er warf einen Blick auf die Uhr. Es war schon spät, aber bevor er das Büro verließ, las er noch schnell die E-Mail durch, die er von seinem alten Freund Jenkins aus der Personalabteilung bekommen hatte. Sie enthielt alle verfügbaren Informationen über Whitney Myers und ihre Zeit bei der Polizei. Hunter hatte Mühe, sich zu konzentrieren. Die bohrenden Kopfschmerzen, die ihm seit zwei Stunden zusetzten, wurden immer schlimmer. Er brauchte dringend etwas zu essen, aber zu Hause herrschte in Speisekammer und Kühlschrank gähnende Leere. Außerdem war Popcorn so ziemlich das Einzige, was ihm ohne Pannen gelang, und davon hatte er diesen Monat schon mehr als genug gegessen. Er beschloss, dass er etwas Nahrhafteres nötig hatte. Daher druckte er den Anhang von Jenkins’ E-Mail aus, klemmte sich den Laptop unter den Arm und machte sich auf den Weg zu seinem Wagen.
    Uncle Kelome’s, ein kleines hawaiianisches Restaurant in Baldwin Hills, servierte die besten Aloha-Shrimps von ganz Los Angeles. Aber Hunter mochte nicht nur das Essen, sondern auch die entspannte Atmosphäre, und im Moment brauchte er nichts so sehr wie Entspannung, selbst wenn es nur ein paar Minuten waren, während er sein Lieblingsgericht, den Volcano Shrimp Platter, verspeiste. Der Umstand, dass die Bar eine ganz passable Auswahl an Single Malt Whisky vorrätig hatte, war ein weiterer Pluspunkt.
    Hunter gab am Tresen seine Bestellung auf und suchte sich einen Tisch in der hinteren Ecke, weit weg vom lauten Barbereich. Er setzte sich und ließ den Kopf in die Hände sinken. Seine Kopfschmerzen waren inzwischen so stark, dass er das Gefühl hatte, sein Hirn würde jeden Moment explodieren.
    Eine Kellnerin brachte ihm sein Getränk und stellte es vor ihm auf den Tisch.
    Â»Danke«, sagte er, ohne aufzusehen.
    Â»Kein Problem, aber wenn Sie die Unterlagen haben wollen, die ich Ihnen versprochen habe, hätte ich vorher gerne meine Lizenz zurück.«
    Hunters Kopf schnellte in die Höhe, und einen Moment lang tanzten schwarze Punkte vor seinen Augen. Als er wieder sehen konnte, blickte er in das Gesicht von Whitney Myers.
    Sie lächelte.
    Er nicht.
    Â»Darf ich mich setzen?«, fragte sie, wobei sie sich bereits den freien Stuhl heranzog.
    Hunter konnte sich nicht beherrschen und musterte Myers anerkennend. Sie sah anders aus. Die Haare fielen ihr offen über die Schultern, und sie trug ein dunkelblaues Kostüm mit Bleistiftrock. Der oberste Knopf am Jackett war geöffnet, darunter trug sie eine weiße Seidenbluse. Ihr Make-up war so dezent, dass sie fast ungeschminkt aussah, und doch unterstrich es gekonnt ihre Züge. Hunter fiel auf, dass sich mehrere Männer an einem Tisch rechts von ihnen umgedreht hatten und Myers angafften; zweien von ihnen troff dabei fast der Speichel aus dem Maul. Hunters Blick wanderte von Myers zu dem Glas, das sie ihm hingestellt hatte, und dann wieder zurück zu ihr.
    Â»Balvenie, zwölf Jahre alt«, verkündete sie, bevor sie mit ihrem eigenen Glas dagegenstieß. »Es ist immer wieder eine Freude, wenn man jemanden trifft, der einen guten Drink zu würdigen weiß.«
    Hunter legte die Hände auf den Tisch, sagte jedoch nichts.
    Â»Mann, Sie sehen ganz schön fertig aus«, fuhr sie fort. »Und das da tut mir leid.« Sie zeigte auf die Wunde über seiner Augenbraue, bevor sie eine Hand an ihre linke Seite legte. »Sie hatten übrigens recht, meine Rippen sind nicht gebrochen. Aber gequetscht, und das nicht zu knapp.«
    Hunter schwieg immer noch, was sie allerdings nicht weiter zu stören schien.
    Â»Ich muss zugeben, dass ich Ihre Akte sehr interessant fand. Ein Wunderkind, ist das wahr?« Sie schnitt eine Grimasse. »Sie hatten ein Stipendium für die Mirman School für Superhirne und haben die gesamte Highschool in zwei Jahren hinter sich gebracht. Danach Stanford, natürlich auch mit Stipendium. Mit dreiundzwanzig hatten Sie Ihren Doktor in Kriminalpsychologie in der Tasche. Re­spekt.«
    Kein Wort von Hunter. Myers ließ sich nicht beirren.
    Â»Sie haben es in Rekordzeit zum Detective geschafft, und sofort darauf kam die Anfrage vom Morddezernat … das nenne ich eine Laufbahn. Sie müssen in ganz schön viele Ärsche gekrochen sein,

Weitere Kostenlose Bücher