Der Knochenbrecher
unterschiedlichen Orten und unterschiedÂlichen Tagen?«
Erneutes Lachen von Coleman. »Ach was. Wie gesagt, es war niedrigstes Low Budget. Selbst unser Chef hätte für so ein Projekt keine gröÃeren Ausgaben rechtfertigen können. Das gesamte Ding wurde an einem einzigen Nachmittag abgedreht. Wir haben alle Künstler zusammengetrommelt, und zwar im â¦Â« Er sah einen Augenblick zur Seite, als habe er Mühe, sich zu erinnern. »⦠MOCA Museum an der South Grand Avenue.«
»Und die Künstler waren ausschlieÃlich Frauen?«
Coleman legte die Stirn in Falten. »In dieser speziellen Dokumentation schon, ja.«
»Und wissen Sie zufällig, ob die Sendung noch ein zweites Mal ausgestrahlt wurde? Vielleicht erst kürzlich?«
»Das lässt sich nachprüfen, aber ich glaube, nicht. Wie gesagt, es war keine besonders hochwertig produzierte Sendung.« Er rückte zu seinem Computer und tippte etwas in die Tastatur ein.
Als wenige Sekunden später das Ergebnis auf seinem Bildschirm erschien, drehte er ihn so, dass Hunter und Garcia ihn einsehen konnten. »Nein, nur einmal ausgestrahlt, zwei Wochen nach Produktionsschluss, und dann nie wieder.«
»Haben Sie noch ähnliche Dokumentationen oder Interviews neueren Datums?«, fragte Garcia. »In denen es um Künstlerinnen aus Los Angeles geht?«
Coleman beäugte ihn voller Interesse. »Haben Sie jemanden Bestimmtes im Sinn?«
»Wenn Sie uns einfach zeigen könnten, was Sie haben, wären wir sehr dankbar«, antwortete Hunter ausweichend. Er wollte Colemans Neugier nicht noch mehr Nahrung geben.
Coleman rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her, bevor er sich wieder seinem Computer zuwandte. »Was genau meinen Sie mit âºneueren Datumsâ¹?«
»Von vor einem Jahr, vielleicht auch von vor zwei Jahren.«
Diesmal dauerte die Suche etwas länger.
»Also, in den vergangenen zwei Jahren haben wir insgesamt drei Sendungen über junge Maler gemacht«, sagte Coleman, »aber in keiner davon ging es ausschlieÃlich um Maler aus L. A. oder Kalifornien.«
Garcia runzelte die Stirn. »Das ist alles â drei Sendungen in zwei Jahren?«
»Nur wenige Menschen interessieren sich für Malerei oder für das Leben zeitgenössischer Maler«, sagte Coleman und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. »Wir leben in einer kapitalistischen Welt, in der das Geld den Ton angibt, Detective. Und für uns ist Geld gleich Quoten. Stichwort Werbezeit. Wenn wir eine Sendung über Hip-Hop, Rap oder irgendeinen jungen Sänger bringen, der gerade ganz oben in den Charts steht, können wir damit eine Traumquote erzielen. Senden wir einen Beitrag über Malerei oder irgendeinen anderen, weniger populären Bereich der Kunst, dann ist die Quote vielleicht gerade mal ein Drittel so hoch, selbst zur besten Sendezeit. Verstehen Sie?«
»Könnten wir Bänder von den drei Sendungen bekommen?«, fragte Hunter. »Und von Leinwandschönheiten auch?«
»Selbstverständlich.«
»AuÃerdem hätten wir gerne noch eine Kopie der MitÂarbeiterliste von Leinwandschönheiten . Wir brauchen die Namen von allen, die an der Produktion beteiligt waren â Kameraleute, Visagisten, Produktionsstab, Schnitt ⦠alle.«
»Kein Problem, dafür verweise ich Sie gerne an Tom, der verwaltet unser Archiv. Er wird Ihnen alles beschaffen, was Sie benötigen.«
Sobald Hunter die Tür hinter sich geschlossen hatte, griff Coleman zum Telefon und wählte die Privatnummer eines sehr guten Freundes. Er hieà Donald Robbins, und er war Chefpolizeireporter bei der Los Angeles Times .
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Die Dateien von Mr Wangs Ãberwachungsvideos waren vollständig dekomprimiert. Hunter wusste nicht genau, was er zu finden hoffte, aber er hatte seine Zweifel an der Theorie des Detectives von der Vermisstenstelle, Kelly Jensen sei in Santa Monica auf dem Weg zwischen Auto und Wohnung entführt worden. Selbst mitten in der Nacht war der San Vincente Boulevard viel zu belebt. Alle zehn Sekunden fuhr ein Auto vorbei, und es konnte jederzeit jemand aus dem Fenster sehen. Das Risiko, entdeckt zu werden, war extrem hoch â und leicht vermeidbar, wenn der Killer Kelly stattdessen in der sehr viel ruhigeren Umgebung ihres Ateliers in Culver City aufgelauert hatte. Der kleine Parkplatz war der ideale Ort für eine Entführung. Er war
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