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Der Knochendieb

Der Knochendieb

Titel: Der Knochendieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas O'Callaghan
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mit?«, knurrte Driscoll. »Tu mir einen Gefallen und ruf deinen Verehrer White bei der Computerfahndung an. Erkundige dich, was sie über die Computer der beiden Opfer in Erfahrung gebracht haben. Sie scheinen sich ja ganz schön Zeit zu lassen. Hast du nicht gesagt, White hätte eine Schwäche für dich?«
    »Apropos Computer - dein Postbote klingelt.«
    »Mein was?«
    »Dein Computer. Du hast eine neue E-Mail.«
    Driscoll rollte mit seinem Stuhl an den Monitor heran und tippte sein Passwort ein. Im nächsten Moment erschien sein Posteingang auf dem Bildschirm.
    Ich bin’s, Moira. Ich hab mir die ganze Nacht um die Ohren geschlagen. Reißen Sie Ihre von der Sonne geblendeten Augen auf und sehen Sie, was ich sehe. Es dreht sich alles um erste Verabredungen. Das haben nämlich sämtliche Leichenfundorte gemeinsam. Es sind die Orte, wo die betroffenen Frauen ihrer ersten Liebe begegnet sind. Haben Sie gewusst, dass Amelia Stockard einmal mit dem früheren Chef der Müllabfuhr von Newark liiert war? Das erklärt die Müllkippe. Und jetzt halten Sie die Luft an, Lieutenant, denn …
    Ich habe Kontakt zu ihm aufgenommen!

    Schockiert? Verblüfft? Beeindruckt? Sollten Sie jedenfalls sein. Überraschung! Ihr Killer hat einen Namen. Und zwar Godsend. Und jetzt schauen Sie sich mal die Anzeige an, die er an ein Schwarzes Brett gehängt hat:
    FRAUEN IM BIG APPLE:
WOLLT IHR EURE ERSTE LIEBE NEU ENTFACHEN?
    Wo ist er? Dein Romeo? Dein Lancelot? Der Eine, der dein Herz einst zum Tanzen gebracht hat? DEINE ERSTE LIEBE! LE GRAND AMOUR! Dahin, doch nicht vergessen, aber ich kann ein Treffen arrangieren. Mal es dir aus. Zum bescheidenen Einführungspreis von nur $99,95 bist du dabei. Lass dir diese Gelegenheit nicht entgehen. Aber zögere nicht, melde dich noch heute!
    Könnte sie Recht haben? Hatte dieser frühreife Teenager tatsächlich den Mörder ausfindig gemacht? War es das, was die Opfer verband? Waren sie alle von einem Inter net-Irren in den Tod gelockt worden, nur damit ihre Leichen an dem Ort gefunden wurden, an dem sie sich mit ihrer ersten Liebe getroffen hatten? Moiras Tempo war atemberaubend. Und wenn sie auf der richtigen Spur war, dann war ihre Entdeckung ein Volltreffer.
    Er griff nach dem Festnetztelefon und wählte Moiras Nummer. Sie meldete sich beim ersten Klingeln. Kaum hatte Driscoll seinen Namen genannt, da brüstete sie sich schon mit ihren Entdeckungen. »Deirdre McCabes Codename war DeeDee22 bei America Online. Monique Beauford nannte sich bei Netscape Candy-Ass. Und die Tee-Erbin hat sich Chamomile33 bei Juno ausgesucht. Die Benjamin tanzt allerdings aus der Reihe. Sie ist bei
keinem Online-Dienst Kundin. Sie hat nie einen Computer angefasst, aber ich wette, dass das Wasser unter der Brooklyn Bridge irgendeine Bedeutung hat.«
    »Mehr, als du ahnst, Moira. Du hast unsere Techniker auf ihrem eigenen Terrain geschlagen. Wie machst du das nur?«
    »Frauen sind Sammlerinnen. Sie heben ihre Liebesbriefe auf. Ich habe ihre E-Mails downgeloadet und ihre gesamte Korrespondenz mit Godsend rekonstruiert.«
    »Aha. Du bist also in die Computer der Opfer eingedrungen, hast ihre Passwörter gestohlen und ihre Korrespondenz downgeloadet. Habe ich das richtig verstanden?«
    »Sie machen Ihrem Titel alle Ehre, Detective.«
    »Ich will sämtliche gestohlenen Daten in meinem Büro haben. Und zwar binnen einer Stunde!«
    »Ich habe bereits alles durchforstet. Die Identität des Killers geht nicht daraus hervor.«
    »Okay. Du hast diesen Austausch angeleiert. Jetzt sei so gut und sag mir, wie es weitergeht.«
    »Ich will ihn selbst in die Falle locken.«
    »Was?«
    »Ich will den bösen Buben schnappen.«
    »Moira, muss ich dich daran erinnern, dass du erst vierzehn bist?«
    »Jetzt kommen Sie mir schon wieder mit diesem Alterskram.«
    »Was du getan hast, war illegal.«
    »Ich habe es getan, um Ihnen zu helfen, okay?«
    Plötzlich kam Driscoll eine Erkenntnis. Dieses junge Mädchen, das die Technikexperten der Polizei in den Schatten gestellt hatte, begab sich in große Gefahr. Es
war eine Illusion von ihr, sich einzubilden, dass sie den Killer stellen konnte. Doch sie schien nicht aufzuhalten zu sein. War das seine Schuld? War er von der Erinnerung an seine Tochter Nicole derart geblendet, dass er sämtliche Warnsignale übersah und Moira in die Ermittlungen einband?
    »Lieutenant, schauen Sie noch mal auf Ihren Bildschirm und sehen Sie sich meine Antwort auf Godsends Anzeige an …«
    »Großer Gott!«
    Lieber Godsend,

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