Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Knochenleser - Der Gruender der legendaeren Body Farm erzaehlt

Der Knochenleser - Der Gruender der legendaeren Body Farm erzaehlt

Titel: Der Knochenleser - Der Gruender der legendaeren Body Farm erzaehlt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Bass Jon Jefferson
Vom Netzwerk:
erhielt ich einen Anruf. Die Stimme am anderen Ende der Leitung sagte: »Dr. Bass, hier ist Patricia Cornwell.« Sie rief mir wieder ins Gedächtnis, wer sie war und wo wir uns kennen gelernt hatten - mittlerweile war sie reich und berühmt, und bei Dr. Fierro arbeitete sie auch nicht mehr -, um dann direkt zur Sache zu kommen: »Ich wollte fragen, ob Sie vielleicht in Ihrer Forschungseinrichtung ein kleines Experiment für mich machen könnten.« Wie sie mir erklärte, arbeitete sie gerade an einem neuen Roman; darin sollte der Mörder einige Tage nach der Tat an den Ort des Geschehens - den Keller eines Hauses - zurückkehren und die Leiche an einen anderen Ort bringen. Was sie von mir wissen wollte: Welche besonderen Eigenschaften oder Kennzeichen nimmt eine Leiche im Laufe der Verwesung an, und wie viel davon bleibt erhalten, wenn man sie von einer Stelle zur anderen transportiert?
    So etwas hatte ich noch nie erlebt. Medizinische Sachverständige und Mordermittler hatten mich schon häufiger gebeten, bestimmte Phänomene zu untersuchen, aber von einem Romanschriftsteller war ich noch nie gefragt worden. Aus einem ersten Impuls heraus wollte ich ablehnen, aber als sie mir näher erklärte, was ihr vorschwebte, war meine wissenschaftliche Neugier geweckt. Es waren interessante Fragen. In der anthropologischen Forschungseinrichtung befassten wir uns schon seit einem Dutzend Jahren mit der Verwesung, aber bisher hatten wir die Leichen meist vergraben oder einfach im Freien auf dem Boden liegen lassen. Mit unseren Forschungsarbeiten hatten wir immer das Ziel verfolgt, mehr über die Vorgänge und den zeitlichen Ablauf der Verwesung zu erfahren, damit wir der Polizei helfen konnten, den Todeszeitpunkt genauer zu ermitteln. Cornwells Anfrage eröffnete ein ganz neues Forschungsgebiet.
    Ich rief meinen Freund und Kollegen Detective Arthur Bohanan bei der Polizei von Knoxville an, um aus der Sicht eines Mordermittlers zu erfahren, ob solche Experimente nützlich sein könnten und welche Erkenntnisse dabei am wichtigsten wären. Art war kein Durchschnittspolizist. Er hatte sich im Laufe der Jahre zu einem richtigen Experten für Fingerabdrücke weitergebildet und interessierte sich insbesondere für Methoden, um sie auch von bisher nicht »fingerabdruckfähigen« Oberflächen zu gewinnen: von Stoff, Papier, sogar von der Haut eines Mordopfers. Er ließ sich sogar einen Apparat patentieren, der Cyanacrylat - Superkleber - verdampft und auf einer Oberfläche oder in einem ganzen Raum versprüht. Wer sich schon einmal versehentlich die Finger damit zusammengeklebt hat, der weiß, wie gern das Zeug sich mit menschlicher Haut verbindet. Wie Art entdeckte, bindet es sich auch an die Fettsubstanzen, die zurückbleiben, wenn Fingerspitzen eine Fläche berührt haben. Sein Apparat ist heute bei den Polizeibehörden auf der ganzen Welt in Gebrauch; er macht verborgene Fingerabdrücke sichtbar, die einem mit konventionellem Einstäuben entgehen würden. Erst kürzlich bestellte das FBI wieder einmal 66 Maschinen von Art; eine bessere Werbung für ein Fingerabdruck-Gerät kann man sich nicht wünschen.
    Als wir uns darüber unterhielten, was für Experimente Cornwell machen wollte, wurde Arts Begeisterung immer größer. Wenn ein Fingerabdruck auf einer Leiche dazu beitragen konnte, einen Fall zu lösen, warum dann nicht auch irgendein anderes charakteristisches Kennzeichen? Er hatte an Leichen schon früher eigenartige Abdrücke und Verfärbungen gesehen, verfügte aber über keine Befunde, mit denen er sie erklären könnte. Damit war die Sache entschieden: Ich wollte das Experiment machen. Gemeinsam riefen Art und ich sie an, um die Planung im Einzelnen zu besprechen.
    Cornwell wollte den Mord im Keller eines Hauses in der Kleinstadt Black Mountain (North Carolina) ansiedeln. Zu den Markenzeichen ihrer Romane gehört es, dass sie häufig Schauplätze wählt, an denen sie selber schon gewesen ist, und dass sie eigene Erfahrungen einfließen lässt. Black Mountain ist ein Urlaubsort, und sie hat dort einen großen Teil ihrer Jugend verbracht. North Carolina und Tennessee liegen ungefähr auf dem gleichen Breitengrad und haben eine gemeinsame Grenze, die auf dem Kamm der Great Smoky Mountains verläuft. Black Mountain liegt östlich ungefähr ebenso weit von diesem Gebirgskamm entfernt wie Knoxville im Westen, das heißt, an Cornwells Verbrechensschauplatz herrscht ein ganz ähnliches Klima wie in unserer Forschungseinrichtung.
    Um

Weitere Kostenlose Bücher