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Der Knochenleser - Der Gruender der legendaeren Body Farm erzaehlt

Der Knochenleser - Der Gruender der legendaeren Body Farm erzaehlt

Titel: Der Knochenleser - Der Gruender der legendaeren Body Farm erzaehlt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Bass Jon Jefferson
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Dauer der Verwesung, zur Beseitigung von Gesicht und Zähnen sowie zu der ansonsten fast vollständigen Rekonstruktion des Skeletts. Wenn er vor Gericht gestellt und für schuldig befunden wurde, würde man ihn zu lebenslänglich ohne Möglichkeit der vorzeitigen Entlassung verurteilen.
    Am 19. Dezember 1997, fünf Monate nachdem man Pattys verkohlte Knochen aus einem Brandfass und einer Mülltonne im Hof ihres Hauses sichergestellt hatte, bekannte sich Matt des Mordes schuldig. Er wurde zu 25 Jahren Gefängnis verurteilt.
    Im Leben war Patty Rogers eine unglückliche Frau voller Sorgen gewesen. Irgendwann war sie Crack-süchtig, allerdings behauptete sie später, sie sei davon losgekommen. Außerdem hatte sie ernsthaft über Selbstmord nachgedacht. Zwei Wochen vor ihrem Verschwinden jedoch hatte sie einer Freundin in einem Brief geschrieben, sie habe endlich ein wenig zugenommen - was dringend notwendig war - und sich die Zähne reparieren lassen. »Eines Tages werden sich viele Leute über mich wundern«, fuhr sie fort. »Ihr werdet stolz auf mich sein.« Außerdem enthielt der Brief eine erschütternde Bitte: »Wenn Gott mich eines Tages heimholt, müsst ihr mir versprechen, dass ihr euch um meine Kinder kümmert.« Man hat mir erzählt, dass Pattys Töchter in Florida bei ihrem Vater leben, Pattys erstem Mann.
    Matt sitzt derweil seine Strafe ab, und das ist nach meiner Überzeugung alles andere als angenehm. Er ist im Brushy Mountain State Penitentiary inhaftiert, einer düsteren, steinernen Gefängnisfestung, die vor 100 Jahren am Fuße einer schroffen Klippe errichtet wurde. Brushy Mountain ist wegen seiner Ausbruchssicherheit bekannt. Nur einem einzigen Häftling wäre es beinahe gelungen - James Earl Ray, dem Mann, der wegen des Mordes an Martin Luther King Jr. verurteilt wurde; als Bluthunde und Wärter ihn in dem kalten, öden Gebirge rund um das Gefängnis schließlich zur Strecke brachten, schien er geradezu dankbar, dass sie ihn gefunden hatten.
    Ich möchte nicht behaupten, dass Patty Rogers, die von ihrem Mann ermordet und verbrannt wurde, posthum noch irgendwie dankbar dafür war, weil wir sie gefunden hatten. Ich als forensischer Wissenschaftler war jedoch froh, dass ich die Hand bei ihrer Entdeckung im Spiel hatte, dass wir sie identifizieren konnten und ihr damit wenigstens ein bescheidenes Maß an Gerechtigkeit widerfahren ließen. Ihre Geschichte war schließlich doch nicht so bruchstückhaft, wie ich befürchtet hatte. Als Happyend konnte man ihren Ausgang zwar selbst mit viel Fantasie nicht bezeichnen, aber er war auf grausige Weise befriedigend, und das ist bei Mordfällen oft das beste Ende, das überhaupt möglich ist.

17
    Der nicht ganz zufällige Tourist
    T od und Verbrechen kennen keine Grenzen, und die Knochen der Toten sprechen stets die gleiche Sprache, ob man sie in Knoxville, New York oder Old Mexico findet.
    In Mexiko, etwa 150 Kilometer südlich von San Antonio (Texas), liegt Monterrey, eine Stadt mit rund drei Millionen Einwohnern. Die Hauptstadt des mexikanischen Bundesstaates Nuevo León ist ein belebtes Industriezentrum und könnte auch leicht als US-Stadt durchgehen, nur dass hier fast ausschließlich Spanisch gesprochen wird und blasse Haut selten ist.
    Am 17. Januar 1999 kam meine eigene blasse Haut - ich bin ein widerwilliger, nervöser Flugreisender - auf dem internationalen Flughafen von Monterrey an. Ich war nach Mexiko gereist, um mich mit einem Versicherungsdetektiv namens John Gibson zu treffen und mit etwas Glück eine Sieben-Millionen-Dollar-Frage zu beantworten.
    Auf dem eingezäunten Gelände einer Polizeistation in Guadalupe, einem Außenbezirk am Ostrand von Monterrey, stand das zerstörte Gerippe eines Chevrolet Suburban. Sechs Monate zuvor, im Juli 1998, hatte der Wagen gebrannt und dabei so viel Hitze erzeugt, dass die Leiche eines Mannes zu ein paar Händen voll verkohlter Knochenstücke zusammengeschnurrt war.
    Wie viele Fälle, so begann auch dieser für mich mit dem Anruf eines Ermittlers, der nicht weiter wusste. Gibson wohnte in San Antonio und war von dem Versicherungskonzern Kemper Life engagiert worden, um den Tod eines Versicherungsnehmers zu untersuchen. Gibson hatte das Fahrzeug und die wenigen menschlichen Überreste im Inneren bereits gesehen. Jetzt brauchten er und Kemper Life meine Hilfe bei der Identifizierung.
    Gibson holte mich am Flughafen ab und brachte mich zum Sheraton Ambassador Hotel, einem glitzernden Turm aus schwarzem Glas, der

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