Der Knochenleser - Der Gruender der legendaeren Body Farm erzaehlt
einmal zu der Hütte, und dieses Mal hatte er seinen Schlüssel dabei. Als er eintrat, fand er Darryl und Annie tot auf dem Fußboden des Wohnzimmers, Krystals Leiche lag auf einem Bett.
Sofort lief Mike zum nächsten Telefon - es befand sich fast einen halben Kilometer entfernt in einem Gemischtwarenladen an der Straße - und rief die Polizei des Kreises Pike an. Der Beamte, der daraufhin kam, fand Mike im Freien hinter der Hütte vor. »Sie sind da drin«, sagte er. »Sie sind tot. Ihre Augen sind weg.«
Kurz nach dem Beamten kam Allen Applewhite dazu, ein Polizist der Autobahnpolizei von Mississippi, der später die Ermittlungen in dem Fall leitete. Applewhite war von dem Anblick in der Hütte entsetzt. Die Leichen waren bereits stark verwest, und es herrschte ein betäubender Gestank. Die Körper von Darryl und Annie waren aufgebläht und blutüberströmt. Krystal lag nackt auf dem Rücken, Gesicht und Geschlechtsorgane waren bereits von den Maden zerstört. Applewhite hatte selbst zwei Töchter. Das Bild dieses kleinen Mädchens, das jemand ohne erkennbaren Grund hingemetzelt hatte, ließ ihn nicht mehr los.
Aber es dauerte nicht lange, dann war ein mögliches Motiv gefunden - und ein schockierender Verdächtiger. Nur 24 Stunden nachdem er die Polizei gerufen hatte, stellte Michael Rubenstein den Antrag auf Auszahlung einer Lebensversicherung von einer Viertelmillion Dollar. Die versicherte Person war Krystal, Mike Rubensteins vierjährige Enkeltochter.
Als Applewhite von der Versicherungspolice erfuhr, besorgte er sich sofort eine Kopie davon. Mike und Doris hatten den Vertrag über 250 000 Dollar im September 1991 abgeschlossen, als Krystal zwei Jahre alt war. Als Applewhite das Kleingedruckte las, stieß er auf etwas, das ihm das Blut gefrieren ließ. Der Vertrag beinhaltete eine zweijährige Wartezeit, bevor Ansprüche geltend gemacht werden konnten. Und knapp drei Monate nachdem die Versicherungssumme ausgezahlt werden konnte, war Krystal tot. Eines weiß jeder gute Detektiv: Wenn bei einem Verbrechen Geld im Spiel ist, muss man der Spur des Geldes folgen. Diese Spur führte schlicht und ergreifend zu Michael und Doris Rubenstein.
Dass eine Frau in den Mord an ihrem eigenen Sohn und der Enkeltochter verwickelt war, erschien unwahrscheinlich, aber die Polizei musste auch diese Möglichkeit in Betracht ziehen. Was Applewhite jedoch über Doris Rubenstein in Erfahrung brachte, passte nicht zum Bild der kaltblütigen Mörderin. Allerdings war Doris auch nicht gerade ein bewundernswertes Beispiel für mütterliche Liebe und großmütterliche Güte. Ihre größte Liebe galt offenbar dem Alkohol und den Tabletten. Sie wirkte häufig wirr im Kopf, betrunken und von Drogen benebelt - eine unfähige, vielleicht sogar bemitleidenswerte Frau, aber vermutlich keine Gefahr für irgendeinen Menschen außer für sich selbst.
Als der Ermittler sich jedoch mit Doris’ Mann Michael beschäftigte, kristallisierte sich ein ganz anderes Bild heraus - das Bild eines leistungsfähigen, gerissenen, gefährlichen Mannes. Rubenstein hatte eine ganze Reihe von Versicherungsbetrügereien auf dem Kerbholz, mit gefälschten Ansprüchen an Feuerversicherungen, inszenierten Autounfällen und vorgetäuschten Verletzungen. Daran hatte eine ganze Reihe von Personen mitgewirkt. Ein besonders erschreckender Fall hatte sich Jahre zuvor in Anwesenheit eines zwölfjährigen Jungen namens Darryl Perry abgespielt, des Sohnes von Rubensteins damaliger Freundin Doris Perry.
Man schrieb das Jahr 1979. Rubenstein hatte sich gerade mit einem neuen Geschäftspartner namens Harold Connor zusammengetan. Die beiden lernten sich kennen, als Rubenstein sich an eine örtliche Arbeitsagentur wandte und sich nach Arbeitslosen erkundigte, die ihm bei der Herstellung und dem Vertrieb eines Werbeblattes mit den Programmen der örtlichen Fernsehsender helfen konnten. Da er Connor einarbeiten wollte - und da es für ihn ein Risiko war, mit einem unerfahrenen Partner zusammenzuarbeiten -, verlangte er, dass Connor eine Lebensversicherung abschloss und Rubenstein als Begünstigten benannte. Der Wert, den sie Connors Leben beimaßen, belief sich auf 240 000 Dollar.
Der Versicherungsvertrag wurde im August 1990 abgeschlossen. Hirschjagd ein. Connor lehnte ab: Er war noch nie zuvor auf die Jagd gegangen und hatte Verwandten sogar erzählt, der Gedanke, Tiere zu töten, sei ihm zuwider. Aber Rubenstein blieb hartnäckig. Um des lieben Friedens mit seinem neuen
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