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Der Knochenmann

Der Knochenmann

Titel: Der Knochenmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Haas
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doch noch mit der Angst zu tun gekriegt haben. Daß er doch noch diesen unwiderstehlichen Bäckereiduft ausgeströmt hat. Weil wie er schon fast bei der Haustür angekommen ist, ist der eine von den beiden Rottweilern auf einmal durch die Luft geflogen wie ein schwarzer Schneeball, oder wenn du dir diese Eisenkugeln vorstellst, mit denen sie alte Häuser abreißen. Weil der Baumeister denkt sich, da jage ich die Abbruchkugel hinein, und dann zaubere ich ein Appartementhaus hin, Marmor und alles, Goldarmaturen und alles, und dann räume ich das Geld auf die Seite, und dann gehe ich in Konkurs, siehst du: deshalb gibt es schon so viele neue Appartementhäuser zwischen den Villen auf dem Roten Berg.
    Aber der Jurasic ihre Villa ist noch ein echtes Schmuckkästchen gewesen. Und erst innen! Weil der Brenner ist ja jetzt schon innen gestanden, in der Villa von der Jurasic Helene. Weil zum Anklopfen hat er keine Zeit mehr gehabt.
    «Sperren Sie nie die Haustür zu?» sagt er, wie die Hausherrin aus dem Wohnzimmer herauskommt.
    «Wie bitte?»
    «Du nix Haustüre zusperren?»
    «Die meisten Leute sind ja anständig», sagt die Jurasic Helene in gestochenem Hochdeutsch. Und schaut den Brenner frech an, quasi: Was hast du erstens in meinem Haus zu suchen, und spar dir zweitens das Tschuschendeutsch. Dabei hat sich der Brenner in beiden Punkten unschuldig gefühlt, weil Punkt eins der Rottweiler schuld, und Punkt zwei der Milovanovic schuld.
    «Sie müssen entschuldigen, daß ich hier so hereinplatze, aber die Hunde.»
    «Zu den Hunden sind Sie ja auch hereingeplatzt.»
    Jetzt kann sich der Brenner nicht gut auch noch auf den Winkler hinausreden. Also ist er einmal still gewesen, weil die Jurasic war ihm sowieso zu schlagfertig. Und man muß es sagen: Er hat noch ein bißchen zu den Männern gehört, die sich von einer schlagfertigen Frau leicht einmal einschüchtern lassen.
    Auf den Brenner hat sie gleich einen intelligenten Eindruck gemacht. Aber er hat vielleicht noch ein bißchen zu den Männern gehört, auf die eine blasse Frau mit kurzen Haaren und einer Brille schnell einmal einen intelligenten Eindruck macht. Ich kann nur soviel dazu sagen: Im Fernsehen beim heiteren Beruferaten hätten sie die Helene nie erraten, weil man hat ihr die Nutte nicht angesehen, typische Handbewegung hin oder her.
    Er hätte sie in dem Moment auf nicht mehr als achtzehn Jahre geschätzt. Aber er ist schon ein bißchen in einem Alter gewesen, wo man die jüngeren Leute leicht einmal zu jung schätzt. Weil die Helene ist zwar klein und zart gewesen, aber ihren Dreißiger hat sie schon letzten Oktober gefeiert. Also Waage im Sternzeichen, aber ich glaube ja nicht daran. Obwohl – die Helene ist jetzt gleich wieder versöhnt gewesen, und da könnte man schon sagen: typisch Waage, mehr das Ausgleichende.
    «Was suchen Sie denn?»
    «Ein Freund von Ihnen hat seinen Kopf verloren.»
    «Den hat schon die Polizei gefunden.»
    «Aber ich interessiere mich mehr für den Rest.»
    «Da sollten Sie lieber den da fragen», hat die Jurasic ungerührt gesagt und den Brenner in ihr Wohnzimmer geführt, wo der junge Löschenkohl gesessen ist. Er hat ziemlich verzweifelt ausgesehen und gleich losgeschrien:
    «Das würde der Jugo-Mafia so passen, mir den Ortovic-Mord in die Schuhe zu schieben. Aber ich weiß, daß ich den Milovanovic hier finde. Und wenn ich da sitzen bleiben muß bis zum Jüngsten Tag.»
    Zwei Minuten später ist der junge Löschenkohl wieder vor dem Schmuckkästchen der Jurasic Helene gestanden. Und neben ihm der Brenner. Aber jetzt die beiden Rottweiler ganz brav bei Fuß, die haben gekuscht vor der zarten Frau, unglaublich. Und siehst du, das ist es, warum ich keine Hunde mag, einmal reißen sie dir fast den Kopf ab, und dann wieder schmeicheln, da kann man gleich bei den Menschen bleiben, wenn man das sucht.
    Jetzt herausgekriegt hat der Brenner nichts aus der Jurasic Helene. Weil der Brenner ist an diesem Tag schon der dritte Besuch bei ihr gewesen. Und sie hat schon dem Kaspar Krennek nichts über ihren toten Exfreund und den verschwundenen Tormann Milovanovic erzählt. Und der hat wenigstens gewußt, wie man sich benimmt. Aber immerhin, der Brenner hat jetzt mit dem jungen Löschenkohl zurückfahren können. Nur schade, daß er für den Zug schon eine Retourkarte gehabt hat.
    Aber dafür ist er dreimal so schnell in Klöch gewesen als mit dem Zug. Weil wenn du heute durchgehend 190 fährst, dann brauchst du für 190 Kilometer genau eine

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