Der Knochenmönch
diesen Mann herauszufinden.
Jedenfalls mußte er ein ungewöhnlicher Kirchenmann sein,, der andere Wege einschlug als die meisten seiner Mitbrüder, und ich mochte diese Menschen, die Querdenker, die ihrer Kirche auf der untersten Ebene dienten und zumeist gegen die Flügel der Windmühle – Hierarchie und Formalismus – ankämpften. Die Erfolge, wenn überhaupt, waren mehr als gering.
Suko war davon überzeugt, daß sich etwas zusammenbraute, wie er mir mehrmals zu verstehen gegeben hatte. Wir saßen in einem kleinen Café, wo es sehr warm war. Das Eisstadion befand sich nicht weit entfernt, es lag praktisch in unserem Blickfeld.
»Hätten wir Father Ignatius anrufen sollen?« fragte er mich. »Wir haben es nicht getan und vielleicht einen Fehler begangen.« Ich hob die Schultern.
»Noch haben wir zu wenig in der Hand, um ihn zu alarmieren.«
»Zwei Tote hat es immerhin gegeben.«
»Ja, aber keine Spuren. Die sind durch den Tod dieser beiden Männer gelöscht worden. Wobei mein Vater irrsinniges Glück gehabt hat.« Noch im nachhinein schüttelte ich den Kopf, wenn ich an seinen Bericht dachte. Suko kam darauf wieder zurück, als er seine halbleere Teetasse abstellte.
»Glaubst du deinem Vater, John? Glaubst du, daß er genau die Gestalt gesehen hat, die er dir beschrieb?«
»Ja.«
Mein Freund zeichnete die Gestalt mit den Händen nach. »Also einen Menschen, der einen…«
»Ein menschlicher Körper ist es gewesen. Mit dem Schädel einer Hyäne. So hat er ihn erlebt.«
»Hyäne also.«
»Ja.«
Suko legte seine Stirn in Falten. »Das ist natürlich nicht sehr glaubwürdig.«
»Für mich schon. Die Hyäne ist das Abbild des Bösen. Schon in frühester Zeit wurde der Teufel immer als Hyäne angesehen, und er ist, glaubt man den alten Überlieferungen, auch so erschienen. Wir selbst haben das schon erlebt. Du hast ihn oft genug gesehen. Hat sein dreieckiger Schädel nicht irgendwie Ähnlichkeit mit dem Kopf einer Hyäne, wenn du genauer darüber nachdenkst?«
»Dazu brauche ich schon etwas Phantasie, John.«
»Wie dem auch sein mag, mein Vater hat dieses dämonische Wesen gesehen. Es ist ihm auf die Kühlerhaube gesprungen, es harte ein Messer, und beide Männer sind mit einem Messer ermordet worden. Wir können davon ausgehen, daß wir wissen, wer der Mörder ist.«
Ich trank die Tasse leer. Der Kaffe hatte recht annehmbar geschmeckt.
Er hielt zwar einem Vergleich mit Glendas Getränk nicht stand, der aber war nun mal einmalig.
Ich schaute auf die Uhr. »Ich denke, wir können losziehen.«
Draußen war es bereits dunkel geworden. Wir sahen den Wagen nach, die über die Clerkenwell Road fuhren, eine nie abreißende Schlange mit hellen, sternförmigen Glotzaugen, und waren beide froh, nicht in diesem Verkehr zu stecken.
Das Café wurde auch von den Benutzern der Eisbahn besucht.
Zahlreiche Gäste hatten ihre Schlittschuhe neben die Stühle gestellt und wärmten sich mit heißen Getränken.
Ich winkte der Kellnerin, forderte die Rechnung und zahlte. Suko stand schon an der Tür, als ich mich erhob. Vor dem Laden wartete er auf mich.
Die Eissporthalle lag gegenüber. Als wir hier eingetroffen und aus dem Rover gestiegen waren, da war sie noch von einer hellen Lichtglocke umgeben gewesen. Nun waren die meisten Lichter erloschen, nur wenige gaben noch Helligkeit ab, es roch nach Feierabend.
»Ob Driscoll noch läuft?«
»Immer am Abend.«
Suko hob die Schultern. »Wir sollten uns beeilen.«
Es war feucht und naßkalt. Wir überquerten die Straße an einer günstigen Stelle, die für Fußgänger durch einen Streifen markiert war.
Ein großer Doppeldecker-Bus stoppte, und der Fahrer bewegte seine Hand, um uns anzutreiben.
Als wir die andere Seite erreichten, standen wir immer noch nicht direkt vor der Halle. Wir mußten einen schmalen Grünstreifen durchqueren. An einer freien Fläche waren die Ständer für die zahlreichen Fahrräder angebracht. Die meisten von ihnen waren leer. Der Eingang war erhellt.
Die Lampen waren innerhalb des weit nach vorn gezogenen Dachs angebracht. Hinter der dicken Glastür sahen wir die Umrisse dreier Menschen. Ein junges Paar verließ die Halle, und wir hörten die fröhlichen Stimmen, als sie sich von dem Hausmeister, einem Mann im grauen Kittel und mit einem Bund Schlüsseln in der rechten Hand verabschiedeten. »Wir kommen dann morgen wieder.«
»Auch so spät?«
»Nein, früher.«
»Bin gespannt.«
Bevor der Mann die Tür zudrücken und abschließen
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