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Der Koch

Der Koch

Titel: Der Koch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Suter
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Linsen, Senfsamen, Gelbwurz und Hing.
Parangik-kai Pulikulambu,
ein scharfes, süßsaures Kürbisgericht mit Zwiebeln, Tomaten und viel Tamarinde.
Sarkkarai Pongal,
einen Milchreis mit Mandeln und Cashews, Linsen, Safran und Kardamom.
    Er war gerade dabei, Mandeln und Cashewnüsse in einer schweren Eisenpfanne zu rösten, als jemand seine Schulter berührte. Maravan wandte den Kopf mit der etwas übertriebenen Hast, die anzeigen sollte, wie sehr er beschäftigt war und wie ungelegen ihm die Störung kam.
    Neben ihm stand Sandana. »Kann ich helfen?«
    Er überlegte kurz, dann überreichte er ihr seinen Kochlöffel. »Immer bewegen, nichts darf schwarz werden, wenn alles goldgelb ist, kommt es in diese Schüssel und... ahm... dann rufst du mich.«
    Er eilte zur nächsten Helferin am nächsten Topf, prüfte, ob alles in Ordnung war, gab ein paar Anweisungen und eilte weiter zur nächsten.
    Als Kind hatte er einmal in einem Zirkus eine chinesische Artistin gesehen, die Teller auf der Spitze von elastischen Stäben kreisen ließ. Zuerst einen, dann zwei und immer mehr, bis es zwanzig waren oder dreißig, er war damals noch nicht so gut im Zählen. Sie hatte alle Hände voll zu tun, die Teller am Rotieren zu halten, rannte zwischen den tanzenden Stäben hin und her und schaffte es immer im letzten Moment, einen taumelnden Teller vor dem Absturz zu bewahren.
    So kam er sich jetzt vor als einziger Koch inmitten von einem Dutzend Pfannen, deren Inhalte jederzeit das Gleichgewicht verlieren konnten.
    Bei Sandana allerdings blieb er jeweils etwas länger.
     

33
    Pongal ist ein fröhliches Fest. Die Menschen freuen sich auf einen Neubeginn und lassen die Vergangenheit hinter sich. Aber hier, im Zweckbau des Gemeindezentrums an diesem kalten, stürmischen vierzehnten Januar 2009 war wenig von der Unbeschwertheit und Zuversicht zu spüren, die sonst zu diesem Fest gehören.
    Fast alle Anwesenden hatten Familie oder Freunde, um die sie bangen mussten. Die sri-lankische Armee stand vor Mullaitivu, die LTTE wehrte sich erbittert, und die Zivilbevölkerung versuchte vergeblich zu fliehen.
    Viele Festbesucher hatten schon lange keinen Kontakt mehr mit ihren Angehörigen gehabt. Es war stiller im Saal als in früheren Jahren. Die Mienen waren ernster und die Gebete inbrünstiger.
    Auch Maravan war ohne Nachricht von seiner Familie. Es ging das Gerücht, dass der Laden in Jaffna, über den der Batticaloa-Basar den Kontakt aufrechterhielt und Geld überwies, nach einer Razzia geschlossen worden war. Es wäre nicht das erste Mal, bisher konnte er dank etwas Schmiergeld immer wieder seine Tätigkeit aufnehmen. Aber es hatte jedes Mal ein paar Tage gedauert.
    Maravan saß an einem der langen, mit weißen Papierbahnen bedeckten Tische. Er war nur noch zur Hälfte besetzt, die Tischdekoration war verrutscht und lückenhaft. Ein paar der Gäste, die schon gegangen waren, hatten Blumen mitgenommen.
    Der Grund, weshalb Maravan noch hier war, saß zwei Tische weiter, umgeben von Eltern, Tanten, Onkeln, Geschwistern und Freunden. Sandana sah immer wieder zu ihm herüber, aber sie gab ihm kein Zeichen, er solle sich zu ihnen gesellen.
    Schon mehrmals war er drauf und dran gewesen, einfach hinüberzugehen und zu fragen, wie das Essen geschmeckt habe. Schließlich war er der Koch. Köche tun das.
    Und dann? Nachdem sie gesagt hätten: Gut, danke der Nachfrage, und ihn nicht einluden, Platz zu nehmen? Die Vorstellung, wie er dann wie bestellt und nicht abgeholt neben dem Tisch stehen und nach einem würdevollen Abgang suchen würde, hielt ihn an seinem Tisch, der immer leerer wurde.
    Er bemerkte, dass an Sandanas Tisch ein Streit entstanden war, ein wütender Wortwechsel zwischen ihr und ihren Eltern. Sandanas kaum gebogene Brauen bildeten mit dem Punkt über dem Nasenrücken eine durchgehende Linie.
    Jetzt stand sie auf und kam, ohne auf die Zurufe ihrer Eltern zu achten, auf seinen Tisch zu.
    »Nicht hinüberschauen«, sagte sie und setzte sich neben ihn.
    Ihr Pottu, der Punkt auf der Stirn, war immer noch aufgeworfen durch die Falten, die der Ärger hatte entstehen lassen.
    »Streit?«, fragte Maravan.
    »Streit der Kulturen.« Sie versuchte zu lachen.
    »Verstehe.«
    »Erzählen Sie mir etwas. Sie sollen nicht meinen, wir hätten uns nichts zu sagen.«
    »Was soll ich erzählen?« Maravan merkte, wie blöd die Frage war, und fügte hinzu: »Ich bin nicht so gut im Erzählen.«
    »In was sind Sie gut?« »Im Kochen.«
    »Dann erzählen Sie vom

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