Der Köder
können, und ich kann mir wirklich nicht vorstellen, dass die alte Haushälterin hinter ein paar Mördern hertapert, um Vergeltung zu üben.»
«Dann müssen wir hinter Fischer noch weiter zurückgehen»,
sagte Magozzi. «Könnte sein, dass jemand sie schon seit einer Weile beschattet – vielleicht ein Verwandter eines der früheren Opfer – und geschossen hat, als Morey an dem Abend spät nach Hause
gekommen ist. Wir müssen in den Städten anrufen, die auf den Fotos notiert sind, und herausfinden, ob sich den einzelnen Daten Morde zuordnen lassen. Danach nehmen wir die betroffenen Familien unter die Lupe.»
Sie traten näher an den Tisch heran und gingen McLaren zur
Hand. Gino schüttelte den Kopf, während er Rahmen öffnete. «In all diesen Städten anzurufen, Süßholz mit den Leuten in den lokalen
Dienststellen zu raspeln, die Familien aufzustöbern – das könnte
ewig dauern.»
«Ich weiß», sagte Magozzi. «Wo steckt eigentlich Peterson?»
«Verdammt», knurrte McLaren und eilte zum nächsten
Schreibtisch und Telefon. «Er ist mit zu Rose Klebers Haus
gefahren, um bei der Durchsuchung zu helfen. Ich werde ihn holen.»
«Das mache ich», sagte Malcherson leise von der Tür her, sodass
McLaren zusammenfuhr. Er hatte ganz vergessen, dass der Chief
noch da war. «Sie müssen sich wieder an die Arbeit machen, mit der Sie begonnen haben.»
Eben das war das Beste an Malcherson, dachte Gino. Er sprang
ein und kümmerte sich um Kleinigkeiten, wenn die Belastung groß
wurde, weil er darauf vertraute, dass seine Detectives ihre Arbeit machten, und wusste, wann es an der Zeit war, sich zurückzuhalten und sie ans Werk zu lassen. Er schickte dem Chief einen kleinen
respektvollen Gruß hinterher, als dieser hinausging.
Fünf Minuten später hatten sie sämtliche Fotos chronologisch
geordnet, ohne sonderlich auf die Städte zu achten, außer sie kamen ihnen bekannt vor wie die auf der Interpol-Liste oder etwa Brainerd in Minnesota, ein Verbrechensschauplatz vom vergangenen Jahr, bei dessen Erwähnung es Gino kalt den Rücken hinunterlief, weil er als Kind dort in einem Pfadfinderlager gewesen war. Fünf Minuten
später kam Peterson hereingestürmt, das ansonsten käsige Gesicht
hochrot.
McLaren sah ihn verblüfft an. «Wie hast du es bloß so schnell
geschafft?»
«Bin immerzu über hundert in der Stadt gefahren. Ich glaube, ich
kriege gleich einen Herzschlag. Ich hatte die ganze Zeit Malcherson an der Strippe, und der hat mir Dampf gemacht. Gebt mir jemanden, den ich anrufen soll.»
Magozzi reichte ihm ein Foto. «Wir fangen mit den neuesten
Daten an und arbeiten uns zurück. Du weißt, was zu tun ist?»
«Die lokalen Dienststellen anrufen, einen Mord für unser Datum
herausfinden, die Familien aufspüren.»
«Richtig. Aber denk dran, der Name auf dem Foto wird
wahrscheinlich nicht mit dem Namen des Opfers übereinstimmen.
Wenn diese Typen Nazis waren, lebten sie unter einem anderen
Namen.»
«Verstanden.» Peterson griff sich das Foto und ging zu seinem
Schreibtisch.
«Du heilige Scheiße, Leo, sieh dir das mal an.» Gino schob ihm
ein Foto unter die Nase. «1425 Locust Point, Minneapolis, 14. April 1994. Weißt du, wer das ist? Das ist der Klempner, den sie
durchsiebt haben. Der ungelöste Fall, den ich Sonntag mit zu dir
gebracht hatte. Weißt du noch?»
«Valensky?»
«Muss es sein. Der Name ist anders, aber wenn es nicht noch
einen Mord im selben Haus und am selben Tag gab, von dem mir
niemand etwas gesagt hat, dann ist es unser Mann.» Er hielt kurz
inne und betrachtete alle Bilder. «Ich wette, wir werden eine Menge ungelöster Fälle für eine Menge verschiedener Dienststellen
aufklären, bevor wir mit dem Chaos da durch sind.»
McLaren drückte sich vom Schreibtisch in die Höhe. Sein
normalerweise freundliches Gesicht war zornig. «Okay, jetzt reicht es. Der gottverdammte Mistkerl macht mich stinksauer. Die ganze
Zeit will Morey Gilbert mir und Langer weismachen, dass er
Gottvater im Overall ist, und gleichzeitig ist er in unserer Stadt unterwegs und bringt die Leute um.»
«Er hatte Gründe, die wir wahrscheinlich niemals verstehen
werden, Johnny.»
McLaren sah seinen Partner an, als habe der den Verstand
verloren. «Unsere Stadt, Langer. Wenn jemand ein Problem mit
Menschen in unserer Stadt hat, dann kommt er zu uns, und wir
kümmern uns darum. So funktioniert es und nicht anders.»
Langer sah die Selbstsicherheit in Johnny McLarens Gesicht
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