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Der Köder

Der Köder

Titel: Der Köder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.J. Tracy
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Mann,
    Langer, du siehst ja gar nicht gut aus.»
    Langer lächelte Gino nur matt an, stand auf und verließ in aller
    Eile den Büroraum.
    «Was ist denn los mit ihm?»
    Achselzuckend sagte McLaren: «Gestern hatte er einen
    Grippeanfall. Muss wohl 'n Rückfall sein.» Er drückte auf die Taste, mit der man ein Gespräch beendet, dann sofort auf die
    Wahlwiederholung. «Ich werde diese Spinner wieder anrufen und
    sagen, ich sei vom FBI. Vielleicht lassen sie mich diesmal nicht in der Warteschleife verhungern.»
    «Zeig's ihnen», sagte Magozzi.

    KAPITEL 34

    Marty hatte nicht einmal verschnaufen können, seit Gino und
    Magozzi Jack am Morgen bei ihm abgesetzt hatten. Die Polizei
    mochte glauben, dass Jack in Wayzata auf Gespenster geschossen
    hatte, aber Marty hatte jenes eigenartige Gefühl im Magen, das er von der Polizeiarbeit kannte, wenn etwas schief zu laufen drohte. Er hatte Tim und Jeff seine Aufgaben in der Gärtnerei übertragen und verbrachte seine Zeit damit, Jack auf den Fersen zu bleiben. Seine Waffe steckte in der Gesäßtasche seiner Jeans, und er ließ sein Hemd darüberhängen, um die Kunden nicht zu verschrecken.
    Lily hatte wie gewöhnlich alles verkompliziert. Sie weigerte sich zwar, mit ihrem Sohn zu sprechen, aber augenscheinlich wollte sie nicht, dass er umgebracht wurde. In dem Augenblick, als Magozzi
    und Rolseth weggefahren waren, hatte sie sich einen halben Meter
    entfernt von Jack postiert und war seither nicht von seiner Seite gewichen. Den Sohn am Bändel, die Mutter in der Gefahrenzone.
    Einmal balancierte Marty schon auf den Fußballen, um
    loszusprinten und sich für den Fall vor die beiden zu werfen, dass die Lady in den Strohsandalen ihren Blumenkorb fallen ließ und sich
    übergangslos in einen irren Mordschützen verwandelte. Zwei
    Aspekte an diesem Augenblick hatten ihn überrascht: Erstens sah er wieder alles mit den Augen eines Polizisten und ahnte überall
    mögliche Gefahren, zweitens schaffte er es noch immer, auf den
    Fußballen zu balancieren. Soweit er sich erinnern konnte, war er im letzten Jahr noch nicht einmal in der Lage gewesen, auf dem platten Fuß das Gleichgewicht zu halten. Bei dem Gedanken musste er laut
    loslachen, und Lily und Jack hatten beide aufgeblickt und ihn
    befremdet angesehen, wahrscheinlich weil er dieser Tage nur selten lachte, oder noch wahrscheinlicher beunruhigte es sie ein wenig, von einem lachenden Revolverhelden verfolgt zu werden. Also war er
    wieder in seine versteinerte Haltung verfallen. Dazu brauchte er sich nur zu entsinnen, wie verdammt heikel die Situation war und dass
    die beiden Menschen, die er so aufmerksam bewachte, der Grund
    dafür waren. Jack hätte sich in Schutzhaft befinden und den
    Polizisten alles erzählen müssen, was er wusste, und Lily hätte ihn dazu veranlassen sollen. Die beiden müssten sich eher umeinander
    kümmern, als sich in jeder Hinsicht auf ihn zu verlassen. Was für eine Strapaze! Vor drei Tagen noch hatte er sich im volltrunkenen Stupor eine Waffe in den Mund gesteckt, jetzt war er ein Pseudo-Polizist, ein Pseudo-Leibwächter und der am schwersten arbeitende Mann im Pflanzenhandel.
    Und verdammt, dachte er und hätte fast wieder gelacht, es war
    beinahe ein gutes Gefühl.
    Aber in diesen Stunden hatte er mehr Polizist gespielt, als
    wirklich einer zu sein. Als Gino kurz vor zwei Uhr nachmittags
    anrief, um ihn darüber zu informieren, dass tatsächlich jemand am Morgen auf Jack geschossen hatte, war das ganze Pseudo-Dies-und-das vergessen, und Marty dachte wieder wie der Mann, der er vor
    kurzem noch gewesen war.
    Eigentlich sollte er nicht wie ein Wachhund an der Leine auf dem
    Gelände der Gärtnerei hinter Lily und Jack hertrotten. Er sollte die Wahrheit aus Jack herausprügeln, herausfinden, wer Morey getötet
    hatte, den Job erledigen, für den er ausgebildet war, und vor allen Dingen sollte er die verfluchte Gärtnerei schließen.

    «Was meinst du damit, du willst die Gärtnerei schließen?», fragten Lily und Jack wie aus einem Mund.
    Sie standen alle vor dem Gewächshaus und luden Pflanzen von
    einer Palette auf den Außentisch. Trotz des schwülen Wetters war
    die Gärtnerei überlaufen, und die Pflanzen wurden ihnen fast so
    schnell aus den Händen gerissen, wie sie sie auf dem Tisch
    ausstellen konnten. Jeff und Tim standen an den Außenkassen, und
    vor beiden hatten sich lange Schlangen gebildet.
    Marty sprach leise. «Der ballistische Bericht zu den Projektilen, die vor Jacks Haus

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