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Der Köder

Der Köder

Titel: Der Köder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.J. Tracy
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den
    Täter finden und dafür bezahlen lassen könnt. So ist es für Männer schon immer gewesen, Auge um Auge, als würde das irgendetwas
    ändern.»

    Jack war auf dem besten Weg, sich einen gehörigen Schwips
    anzutrinken, als Marty und Lily zum Haus hinauf kamen. Das Wetter und das Gewicht ihres Gesprächs lasteten auf ihnen und
    verlangsamten ihre Schritte.
    Er saß am Küchentisch, eine Flasche Glenlivet in der einen, ein
    Glas in der anderen Hand, und versorgte Officer Becker mit
    unerwünschten juristischen Ratschlägen. Der junge Polizist hatte
    seitlich Aufstellung genommen, sodass er seinen Schutzbefohlenen, die Fenster und die Tür im Auge hatte. Marty nahm an, dass er ihn und Lily schon bemerkt hatte, bevor sie in die Nähe des Hause
    gekommen waren.
    «Marty, alter Freund, bin ich froh, dass du hier bist. Tony ist ein mordsmäßig netter Typ, aber ein bisschen steif, wenn du weißt, was ich meine. Und er macht mich nervös, hopst rum und späht ständig
    aus dem Fenster.»
    «Das ist sein Job, Jack. Dir dein armseliges Leben zu retten.»
    Jack kicherte. «Dafür ist es ein bisschen zu spät.»
    «Wir ziehen alle in ein Hotel. Gleich nach dem Abendessen.»
    Jack hob das Glas. «Was immer du sagst, Marty. Aber bis dahin
    nimm dir ein Glas, und ich sorge dafür, dass du die Welt in einem rosigeren Licht siehst.»
    Auch dafür dürfte es ein wenig zu spät sein, dachte Marty. Er
    sah, wie Lily einen strengen Blick in Jacks Richtung schickte, der ihren Sohn veranlasste, sich ins Wohnzimmer zu stehlen, Becker
    dicht hinter ihm.
    Sie aßen reichlich Salate und Aufschnitt, alles von aufmerksamen
    Freunden und Nachbarn vorbeigebracht. «Begräbniskost», nannte es
    Lily und füllte einen Teller, den sie Officer Becker aufdrängen
    wollte, während Marty einen für Jack bereitete, von dem der
    wahrscheinlich keinen Bissen essen würde.
    Nach dem Abendessen ging Marty nach oben, duschte, zog sich
    an und begann, ein paar Kleidungsstücke in seine Tasche zu packen.
    In der Abgeschlossenheit eines Hotels und mit einem Officer vor der Tür würden Jack und Lily sicher sein. Es gab für ihn keinen
    vernünftigen Grund, mit ihnen zu gehen – außer diesem plötzlichen Gefühl, dass er zu ihnen gehörte. Sie waren seine Familie, mochte sie auch noch so gestört sein. Sie war alles, was er hatte; ja, alles, was er je gehabt hatte.
    Er ging an den Wandschrank, um sein Lieblingshemd zu holen –
    ein kurzärmeliges weißes Leinenhemd, das ihm Hannah letztes Jahr
    zum Geburtstag geschenkt hatte –, aber es rutschte vom Bügel und
    fiel zu Boden. Als er sich bückte, um es aufzuheben, fiel sein Blick auf eine alte rote metallene Anglerkiste, die in der hinteren Ecke versteckt war.
    «Ich fasse es nicht», murmelte er und zog die Box hervor. Dabei
    erinnerte er sich an seine Zweifel, als Lily ihm erzählt hatte, dass Morey zusammen mit Ben Schuler auf Angelausflüge gegangen war.
    Er ließ die Haspe aufschnappen, öffnete den Deckel und blickte auf eine Ansammlung von Ködern, Haken und Schwimmern, alle noch
    in verschlossenen Plastikpackungen und säuberlich in die Fächer der oberen Ablage geordnet. Marty verstand nicht viel vom Angeln, aber er wusste, dass man die Köder aus der Plastikverpackung holen
    musste, bevor man sie benutzen konnte. Jedenfalls war dies nicht die Gerätekiste eines echten Anglers.
    Marty erwischte sich beim Schmunzeln. Im Grunde seines
    Herzen hat er genau gewusst, dass Morey bei seiner Wertschätzung
    alles Lebendigen niemals in der Lage gewesen wäre, einen lebenden Wurm auf einen Haken zu spießen, aber Lilys unmissverständliche
    Behauptung hatte beunruhigende Zweifel in ihm aufkeimen lassen.
    Was er jetzt vor sich sah, schien zu beweisen, dass Morey ohne
    Abstriche der Mann gewesen war, für den er ihn gehalten hatte. Er mochte vielleicht mit Ben Schuler auf einem Anleger oder in einem Boot gesessen haben, aber Marty hätte sein Leben darauf verwettet, dass er niemals eine Angelschnur ausgeworfen hatte. Ja, er hatte
    wahrscheinlich sogar die Elritzen befreit, wenn Ben mal wegschaute.
    Er hob die obere Ablage an ihrem Griff an und blickte neugierig
    auf das, was darunter lag – ein durchsichtiger Frühstücksbeutel und darin ein Reisepass.
    Morey Gilbert lächelte ihm von einem Foto auf der inneren
    Umschlagseite entgegen. Nicht der junge Morey, der in den späten
    vierziger Jahren nach Amerika gekommen war, sondern Morey, wie
    Marty ihn gekannt hatte. Er prüfte, wann der Pass ausgestellt

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