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Der Köder

Der Köder

Titel: Der Köder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.J. Tracy
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Wenn es sich überhaupt um Familienmitglieder handelte. Eine Garantie für diese Vermutung gab es nicht. Doch möglicherweise bewegten sie sich auf einem Gleis,
    das nirgendwohin führte, und das machte ihm Sorgen.
    Vor zehn Minuten war er jedoch auf etwas Interessantes
    gestoßen, und nun trommelte er ungeduldig mit den Fingern auf dem Schreibtisch, weil er darauf wartete, dass endlich sein Telefon
    klingelte.
    «So ein Elend», schimpfte Gino und knallte den Hörer auf den
    Apparat. «Der Sheriff von Brainerd ist schon seit zwei Stunden nicht mehr im Büro, und möchtest du wissen, warum nicht? Er hängt
    zusammen mit so gut wie allen Officers aus seinem County auf
    einem zugefrorenen See rum, wo sie versuchen, irgend so einen
    verdammten Hirsch zu retten, der im Eis eingebrochen ist.»
    Magozzi sah hinaus auf die Stadt, die in der Hitze des Tages
    schmorte. «Bei denen gibt es Eis?»
    «Machst du Witze? In Brainerd ist es April. Die haben noch
    einen ganzen Monat lang Eis. Sie liegen nördlich der Warmfront und kriegen nichts von unserer Hitze ab. Weißt du, woran mich das
    erinnert? Hänsel und Gretel.»
    «Verstehe ich nicht.»
    «Also komm, das ist doch klar. Die alte Hexe hält die Kinder
    eine Weile fest, um sie zu mästen, bevor sie sie verspeist. Genau das machen diese Typen auch. Retten einen Hirsch, um ihn im nächsten
    Herbst abzuknallen und zu Würstchen zu verarbeiten. Inzwischen
    sitze ich hier, habe sechzig Morde aufzuklären und muss Däumchen
    drehen, während die den Lebensretter für ein Stück Wild spielen…»
    Magozzis Telefon klingelte und setzte Ginos Tirade ein Ende. Er
    hörte eine Minute lang zu und presste dann den Hörer an die Brust.
    «Beendet alle eure Gespräche. Vielleicht haben wir den
    Durchbruch.»
    Ein paar Minuten später waren Langer, McLaren und Peterson
    auf ihren Stühlen herangerollt, um zu hören, was Magozzi zu sagen hatte.
    «Laut der Liste von Grace haben Morey Gilbert, Rose Kleber und
    Ben Schuler vor einigen Jahren einen Trip nach Kalispell, Montana, unternommen, aber auf keinem der Bilder bei Schuler war eine
    Tötung in Montana verzeichnet. Ich habe dort angerufen, nur um
    sicherzugehen. Es gab tatsächlich keinen Mord an dem Tag, als
    unser Trio dort war, aber es gab eine Schießerei. Irgendein alter Spinner, der zusammen mit seinem erwachsenen Sohn im Wald lebt
    – offenbar sind sie Survivalisten oder so was –, taucht im
    Krankenhaus auf mit 'ner 45er-Kugel im Bein. Er konnte den
    Polizisten nicht mehr sagen, als dass ein schwarzer Pick-up vor der Hütte vorgefahren kam und jemand das Feuer auf ihn und seinen
    Sohn eröffnete, während sie auf der Veranda saßen. Beide hatten
    weder Automarke noch Kennzeichen erkannt.»
    Gino überlegte. «Oder vielleicht doch, und sie haben es nur der
    Polizei nicht verraten. Ich kann mir keinen von diesen Survivalisten vorstellen, die auf die Polizei warten, bevor sie sich um ihre
    Angelegenheiten kümmern. Diese Typen hassen uns doch.»
    McLaren pfiff leise. «Wow. Vielleicht haben sie einen am Leben
    gelassen.»
    «Ist schon möglich. Der Alte hatte das richtige Alter. Aber das
    Beste kommt noch: Als der Sheriff zu denen rausfuhr und niemanden antraf, hat er sich mit einem Nachbarn unterhalten. Sieht so aus, als wären der Alte und sein Sohn vor zwei Wochen in ihrem
    Wohnmobil abgehauen, angeblich nach Vegas, aber der Nachbar
    hielt das für seltsam, denn sie hatten seit mehr als zwanzig Jahren ihre Behausung nicht verlassen, und soweit er wusste, waren sie auch keine Spieler.»
    Langer stand vom Stuhl auf. «Hast du ein Kennzeichen
    bekommen?»
    «Und auch die Namen.» Magozzi reichte ihm einen Zettel.
    «Langer, warum nimmst du dir nicht Vegas vor? Lass nach dem
    Kennzeichen fahnden und versuch, jemandem da unten Honig um
    den Bart zu schmieren, damit sie die Campingplätze abgrasen.
    McLaren, du bringst die Fahndung hier bei uns in Gang, und wir
    anderen nehmen uns die Gelben Seiten vor und teilen dann die
    Campingplätze in den Cities unter uns auf.»

    Der Sheriff aus Brainerd erwischte Gino zwischen zwei Anrufen bei Campingplätzen und ließ ihn eine geschlagene Viertelstunde nicht
    wieder los.
    «Die gute Nachricht», sagte Gino zu Magozzi, nachdem er
    aufgelegt hatte, «lautet, der Hirsch ist gerettet.»
    «Da fällt mir ein Stein vom Herzen.»
    «Die schlechte Nachricht ist, dass der Sheriff vor Freude aus dem Häuschen war, als er hörte, dass wir einen Hinweis darauf haben
    könnten, wer den Besitzer der

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