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Der Köder

Der Köder

Titel: Der Köder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.J. Tracy
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diese Weise Ihren Vater
    aufgespürt und hier einen Job gefunden hatte, brauchte ich nur noch darauf zu warten, dass die beiden anderen auftauchten. Ein
    Kinderspiel.»
    «Warum hast du der Polizei nichts erzählt?», fragte Marty und
    bewegte den Finger noch etwas weiter.
    «In meiner Familie kümmern wir uns selbst um unsere
    Angelegenheiten.»
    «Und jetzt ist es deine Angelegenheit, Jack umzubringen.»
    «Korrekt. Auge um Auge. Ich bin kein Mörder, der wahllos tötet.
    Hier handelt es sich um einen Akt der Gerechtigkeit, und Jack wird der Letzte sein, den es trifft. Sie, Mr. Pullman, muss ich nicht töten, und ich will es auch nicht. Ursprünglich hatte ich gehofft, hier in der Gärtnerei bleiben zu können, Mrs. Gilbert zu helfen, mir hier
    vielleicht sogar ein Leben aufzubauen…»
    Marty hörte, wie Jack hinter ihm zischend Luft holte, und hatte
    Mühe, eine ausdruckslose Miene beizubehalten.
    «… aber als ich Sie sah, wurde mir klar, dass ich diesen Traum
    opfern, meine Mission erfüllen und dann verschwinden muss. Ich
    werde das auch mit Freuden tun, um Ihr Leben zu verschonen, Mr.
    Pullman. Wenn Sie also weiterleben möchten, brauchen Sie nichts
    anderes zu tun, als mir Ihre Waffe zu geben.»
    Marty stand da, mit festem Blick, und spürte endlich den
    Sicherungshebel an der Seite seine Fingers.
    «Sie haben Ihre Wahl getroffen, nicht wahr, Mr. Pullman?»
    «Ich glaube schon, Jeff.»
    «Verflucht noch mal, Marty, gib ihm endlich die Scheißwaffe!»,
    rief Jack und sprang vom Sofa hoch, wodurch Marty ganz kurz
    aufschreckte. In diesem Moment schoss Jeffs linker Fuß mit
    erstaunlicher Geschwindigkeit und Treffsicherheit in die Höhe und trat Marty die 357er aus der Hand. Sie schlitterte über den Boden und rutschte unters Sofa, bis sie mit einem lauten Scheppern gegen die Wand prallte.
    Marty schloss die Augen und hielt sie geschlossen. Fünfzehn
    Dienstjahre, und dann von einem jungen Bengel entwaffnet.
    Verdammt, er konnte niemanden retten.

    Das Tor zum Parkplatz der Gärtnerei war abgeschlossen. Als
    Magozzi und Gino vorfuhren, standen bereits vier Streifenwagen
    aufgereiht am Bordstein, zwei kamen aus der Lake Street
    angefahren. Kein Warnlicht, keine Sirenen, Gott sei Dank. Peterson machte seinen Job gut.
    Viegs kam ihnen entgegengetrottet. Sein Hut schützte die
    Haarbüschel vor dem Regen, ein Hutüberzug schützte den Hut. «Auf
    dem Parkplatz steht ein Streifenwagen. Zwei von den Jungs sind
    durch die Hecke rein, um nachzusehen. Keine Spur von Becker.
    Wusste nicht, ob Sie wollen, dass wir da drin weitermachen.
    Peterson hat gesagt, wir sollen warten.»
    «Moment mal», sagte Gino, zog sein Handy hervor und schirmte
    es vor dem strömenden Regen ab. Er tippte eine Nummer ein und
    hob es ans Ohr. «Pullman antwortet immer noch nicht», sagte er.
    «Also los jetzt», sagte Magozzi. «Viegs, sichern Sie mit den
    Männern, die Sie kriegen können, großräumig das Gelände ab – wir
    gehen rein.»
    Er und Gino zogen sich am Wagen hastig die Regenjacken aus –
    zu eng und zu laut – und umgingen dann das Gelände dicht an der
    Hecke entlang, wo das Buschwerk in der Nähe des Büros offener
    wurde. Das Gewitter war schwächer geworden – nur noch ein, zwei
    Blitzschläge und ein fernes Donnergrollen alle paar Minuten –, aber es regnete noch heftig, und der Wind setzte ihnen mächtig zu.
    Bitte, bitte, betete Magozzi zu einem Gott, von dem er nicht
    wusste, ob er an ihn glaubte: Lass bitte Montgomery nicht hier sein, lass ihn in seiner Wohnung sein, lass Langer und McLaren ihm jetzt gerade die Handschellen anlegen und lass es in diesem entsetzlichen Krieg, der anscheinend nie aufhört, keine weiteren Leichen geben.
    Sie fanden Becker in den Anzuchtbeeten, nur ein paar Meter von
    der Bürotür entfernt. Er lag auf dem Rücken, die Augen geschlossen, und der Regen prasselte auf sein junges Gesicht. Die gesamte linke Seite seines Kopfs war blutig. Magozzi wusste nicht, ob Becker tot oder lebendig war. Er drückte fest auf die Stelle, wo die
    Halsschlagader unter seinen Fingern hätte pulsieren müssen. Er
    spürte einen Pulsschlag, der Beckers sein konnte, möglicherweise
    aber auch nur sein eigener war.
    Gino war sofort auf den Beinen, das Handy in Bereitschaft, und
    rannte zur Front des Gewächshauses, wobei er den Polizisten auf
    dem Gelände hektisch Handsignale gab, die er auf der
    Polizeiakademie gelernt, und von denen er geglaubt hatte, dass er sie schon längst wieder vergessen hatte.
    Hinter

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