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Der Köder

Der Köder

Titel: Der Köder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.J. Tracy
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zauberten auf den Monitor
    einen Cartoonfisch am Haken, unter dem Geh angeln zu lesen stand.
    Magozzi ächzte. «Lily hat gesagt, dass er jeden Abend
    Computerspiele spielte.»
    «Ich musste die Daten wiederherstellen. Wahrscheinlich hat Jeff
    Montgomery am Tag, nachdem er Morey Gilbert umgebracht hatte,
    versucht, alles platt zu machen – und es ist kein Computerspiel.»
    Grace klickte auf das Icon, und die Seite füllte sich mit drei Spalten
    – Namen in der ersten, Orte in der zweiten und eine Datumsspalte, die leer war. Magozzi überflog die Namen, aber er hatte keinen von ihnen auf der Liste der Opfer gesehen, die sie anhand der Bilder aus Ben Schulers Haus erstellt hatten. Er brauchte eine Sekunde, um zu verstehen. «Mein Gott. Das sind diejenigen, die sie noch nicht
    erledigt hatten.»
    Grace nickte. «Das habe ich mir auch gedacht, und deswegen
    habe ich die Wiesenthal-Site überprüft. Wir müssen die Liste
    rausgeben, Magozzi. Auf deren Site sind die meisten nämlich als
    unauffindbar aufgeführt.»
    «Und wie zum Teufel hat er sie dann gefunden?»
    Grace' Finger eilten wieder geschäftig über die Tastatur. «Das ist das Schöne – oder der Horror daran, je nach Blickwinkel. Ich weiß nicht, wie er sie früher aufgespürt hat, aber das Internet hat ihm die Arbeit sehr erleichtert.» Etwas, was aussah wie eine endlose Folge von Web-Adressen, lief mit großer Geschwindigkeit über den
    Monitor. «Als ich die Log-Dateien aller Seitenabrufe überprüft habe, die er gelöscht hatte, standen mir die Nackenhaare zu Berge. Ohne Ausnahme handelte es sich um Neonazi-Sites oder Sites von weißen
    Rassistengruppen – er hat Stunden in den Chat-Rooms dieser Sites
    verbracht, Magozzi, und überall dieselbe Nachricht hinterlassen.»
    Sie stoppte den Durchlauf bei einer Nachricht in kursiven
    Großbuchstaben.
    WARNUNG! JUDEN TÖTEN UNSERE BRÜDER! SCHÜTZT
    EUCH!
    Magozzi betrachtete die Warnung und schaute dann auf die E-
    Mail-Adresse, auf die Grace deutete.
    «Das war ein getürkter E-Mail-Account, den Morey Gilbert
    eingerichtet hat – durch ein Passwort geschützt. Auf seiner Festplatte sind ungefähr tausend Antworten gespeichert. Viele davon nur Müll, aber manche sind ernst zu nehmen.»
    Grace lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück und seufzte. «Sie sind
    zu ihm gekommen, Magozzi. Sie haben die Warnung gelesen, oder
    jemand hat ihnen davon erzählt, sie haben eine Korrespondenz
    begonnen, und diejenigen, die es aus gutem Grund mit der Angst zu tun bekamen, erklärten sich am Ende zu einem persönlichen Treffen mit dem Mann bereit, der ihnen angeblich das Leben retten konnte.
    Es steht alles in den E-Mails. Er hat sich selbst als Köder
    ausgeworfen, und wenn sie anbissen, dann hatte er sie.»
    Magozzi rieb sich mit der Handfläche die Stirn. Er war von
    Moreys systematischer Jagd auf seine Beute fast mehr irritiert als von den Morden selbst. Er fragte sich, ob es ihm je gelingen würde, diesen Mann und den Philanthropen, den die ganze Stadt betrauerte, in ein und derselben Person zu erkennen.
    «Yin und Yang», sagte Grace leise. Sie las in seinem Gesicht, sie sah seine Gedanken. «Etwas davon steckt in uns allen, Magozzi.»
    Sie klappte ihren Laptop zu, stellte ihn beiseite und ordnete Geschirr und Besteck neu. Sie ließ ihm Zeit, bevor sie schließlich fragte:
    «Essen oder Wein?»
    «Wein.»

    Sie saßen auf der obersten Treppe der Vorderveranda, während sich die Dämmerung senkte, und wehrten mit dem Wein die abendliche
    Kühle ab. Magozzi hätte es nicht nötig gehabt, denn Grace berührte seine Schulter mit der ihren, und er glaubte, dass ihm nie wieder kalt sein würde.
    Trotz des Dämmerlichts waren noch einige Leute unterwegs.
    Einer blieb im Schatten am Rand des Grundstücks stehen und fiel
    Magozzi sofort ins Auge.
    Er dachte nicht darüber nach, er analysierte nichts, aber da es ihm den Magen umdrehte und die Alarmglocken in seinem Kopf
    schrillten, reagierte er instinktiv mit dem Gefühl, dass etwas ganz und gar nicht stimmte. Diese besondere Gestalt sollte nicht hier sein.
    Zum ersten Mal an diesem Tag fühlte er eine große Leere an seiner Hüfte, wo seine Waffe hätte sein sollen.
    Er wandte den Kopf ab und vergrub seine Lippen in Grace' Haar
    dicht am Ohr, ganz wie ein Mann, der der Frau, die er liebt, zärtliche Worte zuflüstert. «Steh ganz ruhig auf, Grace. Geh ins Haus und
    dann wieder zur Hintertür hinaus. Hast du verstanden?»
    «Was ist los, Magozzi?», flüsterte sie zurück, nur

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