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Der Köder

Der Köder

Titel: Der Köder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.J. Tracy
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«Boah, ist ja Wahnsinn. Das viele Holz
    gefällt mir besonders.»
    Harley zuckte bescheiden die Achseln. «Ich wollte den Stil einer
    Jacht ohne den ganzen nautischen Mist. Komm, ich zeige dir den
    Rest. Das Beste kommt nämlich noch.»
    Roadrunner folgte ihm durch das gesamte Wohnmobil und blieb
    nur ganz kurz stehen, um ein großes Bad mit Dusche und Wanne zu
    bewundern. Am anderen Ende des Wagens befand sich das, was
    Harley als piece de résistance bezeichnete – ein enorm großes Schlafzimmer, das komplett ausgeräumt und in einen Arbeitsraum
    umgewandelt worden war. Darin standen vier komplette Computer-
    Workstations, Regale für Peripheriegeräte und sonstige Ausrüstung sowie eine Miniküche mit einem Weinkühler und einem Humidor
    für Harley und dem Profimodell einer hochmodernen
    Espressomaschine für Roadrunner.
    «Hier wird unser mobiles Kommandozentrum eingerichtet, mein
    Freund. Von hier werden wir zuschlagen und Arschtritte verteilen.
    Überall im Land werden die bösen Buben vor Angst bibbern, wenn
    wir erst loslegen.»
    Roadrunner schaffte es schließlich, sich von der Kaffeemaschine
    loszureißen. «Mann, Grace und Annie werden ausrasten, wenn sie
    das Ding hier sehen. Wo ist Grace überhaupt? Ich habe fest damit
    gerechnet, dass sie hier ist und sich alles ansieht.»
    «Konnte heute Abend nicht. Sie ist mit dem italienischen Hengst
    in ihrem Liebespalast.»
    «Meinst du Magozzi?», fragte Roadrunner skeptisch.
    «Ja, wen denn sonst?»
    Er dachte einen Augenblick darüber nach. «Glaubst du, die haben
    sich ineinander verliebt?»
    Harley starrte ihn ungläubig an. «Hallo! Das Genie erkennt die
    Neuigkeiten? Scheiße, wo bist du denn die letzten sechs Monate
    gewesen? Natürlich sind sie ineinander verliebt!»
    Roadrunners Unterlippe kräuselte sich abwärts, und sein Gesicht
    nahm jenen selbstmitleidigen und verletzten Ausdruck an, den es
    immer bekam, wenn er meinte, dass man ihn von etwas
    ausgeschlossen hatte. «Ich habe nicht mal gesehen, dass sie
    Händchen hielten. Ich dachte, sie wären nur Freunde.»
    Harley verdrehte die Augen. «Mein Gott, Roadrunner, das ist
    kein Stoff für eine Denkfabrik. Wenn man die beiden sieht, wie sie einander liebeskrank schöne Augen machen, braucht es nicht mehr
    als eine einzige funktionierende Gehirnzelle, um zu erkennen, dass da was läuft.»
    «Ach, du liebes bisschen. Deswegen glaubst du also, dass sie
    ineinander verliebt sind? Ehrlich, Harley, du bist hoffnungslos
    romantisch. Du siehst nur, was du sehen willst. Magozzi ist der
    Liebeskranke. Grace hält sich wie immer zurück, und wenn du zwei funktionierende Gehirnzellen hättest, wäre dir das nicht entgangen.
    Ich weiß, dass Magozzi sich in Grace verliebt hat, und mir tut der Mann deswegen echt leid, aber Grace ist einfach noch nicht so weit, sich auf etwas einzulassen. Vielleicht wird sie es nie sein.»
    Harley sah ihn finster an. Ihm gefiel nicht, was Roadrunner
    gesagt hatte, und daher beschloss er, ihm nicht zu glauben.
    «Hüte dich, jemandem seine romantischen Träume zu rauben.
    Die Liebe ist eine rätselhafte und nicht voraussagbare Kraft, und es sind schon seltsamere Dinge geschehen als ein Zusammenkommen
    von Grace und Magozzi. Wer weiß? Eines Tages findet vielleicht ein weibliches Wesen sogar dich attraktiv. Das Leben steckt voller Überraschungen.»

    KAPITEL 9

    «Puff! Komm, Miezmiez! Miez!» Rose' Stimme klang zittrig, und
    das aus gutem Grund. Es war schrecklich spät, aber das nichtsnutzige Biest stromerte immer noch im Garten umher und tat so, als sei es taub.
    Sie hatte die Dunkelheit immer gehasst, schon als kleines
    Mädchen, und die Furcht war mit zunehmendem Alter schlimmer
    geworden. Jetzt, so um die siebzig Jahre später, hatte sie sich in eine irrationale und Kraft raubende Phobie verwandelt, die völlig
    ungreifbar war. Sie hatte keine Angst vor den banalen Gefahren,
    welche einer alleinstehenden älteren Frau drohen mochten, zum
    Beispiel durch Einbrecher oder Mörder oder Vergewaltiger, und sie ängstigte sich auch nicht davor, zu stürzen und sich das Hüftgelenk zu brechen, alles Befürchtungen, die ihre Tochter bei jeder
    Gelegenheit zur Sprache brachte. Nein, sie hatte Angst vor der
    Dunkelheit selbst.
    Sie machte noch einen zögernden Schritt hinaus auf die
    rückwärtige Veranda und sah in der entfernten Ecke des Tulpenbeets ganz kurz etwas Weißes aufblitzen. Puff nahm offenbar an, dass die Schwerstarbeit, die Rose heute in ihrem Garten verrichtet

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