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Der Köder

Der Köder

Titel: Der Köder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.J. Tracy
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zuckte mit den Achseln. «Wenn es einen gibt, können
    wir ihn bislang nicht sehen. Beide Opfer waren alt und wohnten in derselben Gegend. Das war's aber auch schon. Arien Fischers Name
    kam niemandem von der Gilbert-Familie oder deren Angestellten
    bekannt vor. Ebenso wenig wussten sie mit seiner Beschreibung
    anzufangen, und ich nehme doch an, dass die Leute sich an einen
    Neunzigjährigen erinnern würden, der hundertfünfzig Kilo wiegt.»
    «Das Gerücht vom Serienmörder können wir also vergessen. Wir
    werden wegen des Gilbert-Mordes ohnehin genügend Druck
    bekommen. In der Zentrale sind letzte Nacht und heute Morgen über dreihundert Anrufe eingegangen.»
    Magozzi zögerte. Diese Zahl war kaum zu fassen. Zwanzig
    Anrufe zu einem Fall reichten, um die hohen Tiere nervös zu
    machen, dreihundert konnten Karrieren beenden. «Zu Gilbert oder zu dem Typ an den Gleisen?»
    «Der ‹Typ an den Gleisen› hat einen Namen», wies Malcherson
    ihn zurecht. «Arien Fischer. Die meisten Anrufe dazu kamen von
    den Medien, und ihre Zahl ist ziemlich gering im Vergleich zur
    Gilbert-Sache. Das ist erstaunlich, wenn man bedenkt, auf welch
    grauenhafte Weise Fischer ermordet wurde. Ich möchte also von
    Ihnen wissen, meine Herren, wer um Himmels willen dieser Morey
    Gilbert war.»
    Gino fuchtelte mit dem gereckten Zeigefinger in der Luft herum.
    «Genau das habe ich gefragt, als ich gestern all diese Leute vor der Gärtnerei sah. Natürlich habe ich es ein bisschen saftiger
    ausgedrückt.»
    «Ganz gewiss. In den Abendnachrichten gab es eine
    Kurzmeldung zu der Menschenmenge. Nur eine Kurzmeldung – es
    schien kein großes Medieninteresse an dem Mann zu bestehen, bis
    man recherchiert hatte. Jetzt arbeitet Channel Three an einer
    Dokumentation, und wissen Sie, wie der Titel lauten soll? Der heilige Gilbert von Uptown.»
    Gino gluckste vor Lachen. «Das ist echt stark. Von McLaren
    wissen wir, dass Morey Gilbert ihn in die Mangel genommen hat,
    wieso Juden nicht heilig gesprochen werden können, und jetzt das.
    Ausgerechnet dieses Etikett verpassen sie dem Juden, der so eine
    Frage gestellt hat, und er weilt nicht mehr unter uns, um das zu
    genießen.»
    «Ich bin mir ganz sicher, dass es sich hierbei um eine weltliche
    Ernennung handelt, definitiv keine katholische, aber ob wahr oder Wunschtraum, das Police Department von Minneapolis darf nicht
    zulassen, dass Heilige ermordet werden. Das war der Tenor der
    meisten Anrufe. Ehrlich gesagt fand ich es ein wenig peinlich, nichts über einen Mann zu wissen, der so viel für seine Mitmenschen getan hat. Zumal er auch noch der Schwiegervater eines Kollegen von uns war.»
    Gino rutschte auf seinem Stuhl nach vorn und faltete die Hände
    über dem Bauch. «Na ja, Marty Pullman hat nie viel geredet. Hielt sich sehr bedeckt, was sein Familienleben betraf. Aber soweit wir bis jetzt gehört haben, ist Morey Gilbert die Wohltätigkeit in Person gewesen. Hat mehr Leuten geholfen, als man zählen kann, und wenn
    das nicht dem Leben eines Heiligen entspricht, weiß ich nicht, wie so ein Leben sonst aussehen soll. Das Problem ist nur, es macht ihn
    nicht gerade zu einem favorisierten Mordopfer.»
    Malcherson richtete den Blick auf Gino. «Ich habe das Protokoll
    Ihrer Befragung von Detective Pullman gelesen. Wie war er denn
    so?»
    «Er sah scheiße aus, wenn Sie das meinen. Ich habe es nicht in
    meinem Bericht erwähnt, aber er hat so gut wie zugegeben, dass er nicht mehr nüchtern gewesen ist, seit er hier letztes Jahr den Abgang gemacht hat. Konnte sich nicht mal daran erinnern, wo er in der
    Nacht gewesen war, als sein Schwiegervater ermordet wurde. Sagte
    nur, er sei auf dem Küchenfußboden wach geworden, mit 'ner leeren Flasche in der Hand, und mehr wisse er nicht.»
    «Sie haben ihn doch nicht im Ernst verdächtigt?»
    «Marty? Um Gottes willen, nein. Aber ich musste ihn befragen.
    Die Familie muss als Erstes unter die Lupe genommen werden, und
    das weiß er sehr wohl. Seltsam ist nur das mit seinem Schwager –
    Jack Gilbert. Erst mal herrscht seit wer weiß wann Funkstille
    zwischen ihm und seinen Leuten – hat nämlich 'ne Lutheranerin
    geheiratet statt eines netten jüdischen Mädchens, was wohl nicht so besonders gern gesehen wurde, nehme ich an – das ist jedenfalls
    interessant. Und in der Nacht, als es seinen Dad erwischte, da hat sich Jack genau wie Marty die Kante gegeben, nur in einem
    vornehmeren Stadtteil. Hat sich im Wayzata Country Club voll
    laufen lassen, ist am

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