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Der Köder

Der Köder

Titel: Der Köder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.J. Tracy
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auf frische Luft bot. Trotz der Eisenstäbe, die das kleine Haus wie ein Gefängnis
    aussehen ließen, öffnete Grace nämlich niemals ihre Fenster.
    Während Charlie um Magozzi tanzte und seine Krallen über den
    Ahornfußboden kratzen ließ, schloss Grace die Tür, schob alle drei Riegel vor und gab den Code ein, der die Alarmanlage wieder
    anschaltete.
    Magozzi beobachtete die inzwischen vertraute Prozedur mit einer
    Traurigkeit, die sich allmählich in widerwillige und verbitterte
    Resignation verwandelte. Die Gefahr, die ihr Leben so lange
    heimgesucht hatte, war vorüber. Alles hatte im vergangenen Oktober in einem fürchterlichen Kugelhagel geendet, aber ihre Paranoia war so intensiv wie eh und je geblieben und raubte ihr jede Chance auf ein normales Leben. Gino hatte wahrscheinlich Recht. Grace
    MacBride wirklich nahe zu kommen oder von ihr zu erwarten, dass
    sie ihm nur einen winzigen Schritt entgegenkommen würde, war
    sicherlich ein Traum, der nicht in Erfüllung ging. Sie würde sich niemals sicher fühlen. Nicht bei ihm, unter Umständen bei
    niemandem.
    «Es ist nur Gewohnheit, Magozzi, mehr nicht.» Ihr Rücken war
    ihm zugekehrt, während sie den Code eingab, und doch hatte sie
    gewusst, was er dachte.
    «Tatsächlich?»
    Sie drehte sich um und stieß mit dem Finger sanft gegen seine
    Brust. «Du spielst den Neandertalermacho, und das weißt du auch,
    oder? Du möchtest, dass ich die Tür nicht abschließe, weil du ja hier bist, um mich zu beschützen.»
    «Das ist absolut nicht wahr», log er. «Wenn du in dieser Gegend
    die Tür nicht abschließen würdest, hätte ich Todesangst.»
    Mit einem angedeuteten Lächeln drehte sie sich um und machte
    sich durch den kahlen Flur auf den Weg in die Küche. Magozzi und
    Charlie folgten ihr in respektvoller Entfernung. «Ich hätte eine 300-Dollar-Flasche Burgunder, die nur noch dekantiert werden müsste,
    oder einen Chardonnay für acht Dollar im Kühlschrank. Welchen
    ziehst du vor?»
    «Ich weiß nicht. Hören sich beide gut an. Kann ich sie nicht
    mischen?»
    Zehn Minuten später trat Magozzi auf die kleine hintere Veranda,
    sein Weinglas in der Hand, und blieb wie angewurzelt stehen.
    Grace' Hinterhof sah aus wie immer – ein kleines Stück
    ungepflegter Rasen, umsäumt von einem zwei Meter fünfzig hohen
    Zaun aus solidem Holz, und mittendrin eine alte Magnolie mit
    ausladenden Ästen, deren Knospen gerade begannen zu erblühen.
    Aber es waren drei Holzsessel unter dem Baum gruppiert, wo
    bisher nur zwei gestanden hatten – einer für Grace und einer für
    Charlie, den Hund, der glaubte, dass zu ebener Erde Monster
    wohnten, und sich niemals auf den Boden setzte, wenn Möbelstücke
    vorhanden waren.
    Beruhige dich, Magozzi. Es ist nur ein Stuhl. Es bedeutet gar nichts. Und sie hat ihn wahrscheinlich deswegen besorgt, weil Jackson jeden Tag nach der Schule herkommt.
    «Ich habe dir ein Geschenk gekauft», sagte sie hinter ihm.
    «Oh?», sagte er so gleichgültig, wie er nur irgend konnte.
    «Der Stuhl, Dummkopf. Damit Charlie nicht ständig auf deinem
    Schoß endet, wenn wir hier draußen sitzen.»
    «Oh. Ich dachte, er wäre für Jackson.»
    «Neunjährige benutzen keine Möbel, Magozzi. Ich habe ihn für
    dich gekauft, weil ich dich gern bei mir habe und möchte, dass du dich wohl fühlst.»
    «Okay.» Magozzi war froh, dass sie hinter ihm stand und
    deswegen sein albernes Grinsen nicht sehen konnte.
    Ein winziger Schritt. Sie bessert sich, Gino.
    Die für diese Jahreszeit ungewöhnliche Wärme hielt auch nach
    Sonnenuntergang noch eine Weile an, und sie tranken ihr erstes Glas Wein im Hof unter der Magnolie. In einem angenehmen Schweigen
    saßen sie da, nippten am Wein und horchten auf die gelegentlichen Abendgeräusche in der Nachbarschaft – eine Tür, die unten an der
    Straße zugeschlagen wurde, das Klappern des Abendbrotgeschirrs,
    das durchs offene Fenster der Nachbarn zu ihnen drang, und das
    unvermittelte Zwitschern eines Vogels, der vorwitzig angenommen
    hatte, dass die Zweige der Magnolie einen sicheren Schlafplatz
    bieten würden. Nicht nur hatte Grace den Vogel nicht sofort
    erschossen, nein, sie war bei seinem Gezwitscher nicht einmal
    zusammengezuckt.
    Mein Gott, es stimmt. Es geht ihr langsam besser.
    «Sieh nur durch die Zweige hinauf, Magozzi. Du kannst die
    Sterne sehen. Eine Woche weiter, und die Blätter haben sich
    entfaltet. Dann geht es nicht mehr.»
    «Ich habe diesen Baum noch nie mit Blättern gesehen.»
    Grace schwieg

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