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Der Köder

Der Köder

Titel: Der Köder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.J. Tracy
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einen Augenblick. «Nein?»
    «Nein, habe ich nicht. Es war schon fast Halloween, als ich zum
    ersten Mal hier draußen gesessen habe. Der arme alte Baum hatte
    noch ungefähr drei Blätter übrig, und die waren knallgelb.»
    Sie gab einen leisen Ton von sich, der keine erkennbare
    Bedeutung hatte. «Das ist seltsam. Es kommt mir so vor, als würde ich dich schon viel länger kennen.»
    Er war nicht so einfältig zu fragen, ob das ein gutes Zeichen war.
    Er griff nur nach der Flasche, die zwischen ihren Stühlen auf dem Boden stand, und füllte ihre Gläser. Er trank einen Schluck und
    lehnte sich dann auf seinem ureigenen und nagelneuen Deckchair
    zurück. Er spürte, wie das letzte Überbleibsel vom Stress des Tages im fröhlich vernachlässigten Gras auf Grace' Hinterhof versickerte.
    Was für ein armseliger Kerl er doch war. Nach einer sechs
    Monate langen Beziehung zu einer Frau, die er noch nicht einmal
    geküsst hatte, saß er hier und war glücklicher als je zuvor in seinem Leben. Frustriert, klar, wegen des quälenden Mangels an
    körperlicher Nähe, aber nichtsdestoweniger glücklich – absolut. Er war eine Schande für alle italienischen Männer weltweit, aber er
    konnte nichts daran ändern. Hier bestand eine Verbindung, die so
    stark war, dass er es sich nicht zu erklären versuchte. Er hatte es bereits beim ersten Mal gespürt, als er mit dieser Frau und diesem Hund auf diesem Hof gesessen hatte – das Gefühl, daheim zu sein,
    sogar an diesem Ort, wo es stets Vorbehalte gab, die hinter dem
    Willkommen bestehen blieben, das ihm bereitet wurde.
    Deswegen habe ich keine Möbel, Gino. Ich wohne dort nicht.
    «Was denkst du?»
    «Dass ich glücklich bin.» Es kam ihm gar nicht in den Sinn zu
    lügen.
    «Das ist schön. Ich habe die Zeitungen gelesen und Nachrichten
    gesehen. Du hast wieder einen Fall zu lösen. Das ist dein
    Lebensinhalt, glaube ich.»
    «Es hat aber nichts damit zu tun, dass ich in diesem Moment
    glücklich bin.»
    «Ich weiß. Erzähl mir von dem Fall.»
    «Eigentlich sind es zwei Fälle. Morey Gilbert, der Mann, dem die
    Gärtnerei gehörte, und Rose Kleber, aber wir haben nichts, was sie in Verbindung bringen könnte…»
    «Was ist mit dem Mann, der an die Eisenbahnschienen gefesselt
    gefunden wurde?»
    «Langer und McLaren arbeiten daran. Keine Verbindung zu
    unserem Fall. Wir haben ältere Juden, ziemlich saubere Morde. Ihrer war ein Lutheraner, den jemand genug gehasst hat, um ihn zu
    quälen.»
    «Also schön, dann zwei. Und es gibt einen Haufen Detectives
    vom Morddezernat, die keine Morde zu bearbeiten haben, während
    du und Gino gleich zwei Fälle untersucht? Hört sich zumindest so
    an, als würde jemand an einen Zusammenhang glauben.»
    Magozzi zuckte die Achseln. «Eine vage Verbindung. Wir
    überprüfen sie.»
    «Wie vage?»
    Er rutschte ein wenig in seinem Stuhl, fühlte sich plötzlich
    unbehaglich. «Das gehört zu den Informationen, die wir
    zurückhalten.»
    «Komm schon, Magozzi. Du möchtest, dass ich das neue
    Programm mit den Namen füttere, stimmt's? Um zu sehen, ob etwas
    auftaucht?»
    «Gino und ich dachten, es wäre vielleicht einen Versuch wert.»
    «Na schön. Du hast gesehen, wie das Programm deine ungelösten
    Fälle bearbeitet hat. Du weißt, dass es Hunderte von Datenbeständen durchsieht und nach Verbindungen fahndet. Manche davon sind
    verdammt langsam. Ich brauche alle Informationen und
    Verknüpfungen, die ihr habt, um die Suchparameter einzugrenzen,
    weil es sonst Tage dauern könnte.»
    Es war nicht so, dass er Grace misstraute. Neben Gino war sie
    der Mensch, dem er am meisten vertraute. Himmel, schließlich saß
    er unter einem Baum mit einem möglicherweise gefährlichen Vogel
    über sich, oder? Im Vertrauen darauf, dass Grace MacBride ihre
    Waffe ziehen und den Piepmatz erschießen würde, sollte er
    angreifen. Aber die Vorschriften des Police Department zu verletzen, ging ihm immer noch gegen den Strich, und Magozzi war, zu seinem
    ewigen Bedauern, kein Rebell.
    «Ich habe nicht mehr ewig Zeit, Magozzi.» Sie verschränkte die
    Arme ineinander, wie immer voller Ungeduld mit ihm, wenn er nicht von dem schmalen Pfad abweichen wollte, den die Regeln
    bestimmten. «Wir fangen übermorgen damit an, die Computer in
    unser Wohnmobil zu laden.»
    Er schloss die Augen bei der Erinnerung, dass sie fortgehen
    würde. «Sie hatten Tätowierungen auf den Armen, beide.
    Morey Gilbert war in Auschwitz, Rose Kleber in Buchenwald.»
    Er spürte ihren Blick in

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