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Der Köder

Der Köder

Titel: Der Köder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.J. Tracy
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der Dunkelheit.
    Grace blieb längere Zeit stumm. «Es könnte ein schrecklicher
    Zufall sein.»
    «Natürlich könnte das angehen.»
    «Aber du glaubst es nicht?»
    Magozzi seufzte. «Es ist vage, wie ich dir gesagt habe. Ich tappe im Dunkeln.»
    «Du tappst doch nie im Dunkeln, Magozzi, es sei denn, dir bleibt
    absolut nichts anderes übrig. Also, was denkst du? Dass jemand
    einfach nur Juden umbringt, oder Juden, die im KZ gewesen sind?
    Was ist es?»
    So machte sie es immer. Nannte die Dinge laut beim Namen, die
    man nicht ausgesprochen hören wollte, weil manche von ihnen zu
    schrecklich waren, um auch nur darüber nachzudenken.
    Er beugte sich vor, die Arme auf die Knie gestützt, das leere
    Weinglas zwischen den Fingern baumelnd. «Ich will keine dieser
    Möglichkeiten ernsthaft erwägen. Ich möchte nur, dass du die
    Namen in dein Programm einspeist und entdeckst, dass es sich bei
    den beiden um üble Leute handelte, die sich auf etwas eingelassen hatten, das sie das Leben kostete.»
    «Ein geriatrisches Drogenkartell oder so was?»
    «Das wäre ideal. Außerdem leuchtet das mit der KZ-Verbindung
    nicht ein. Wie ein älterer Mann uns heute Nachmittag sagte: Warum sollte jemand alte Juden umbringen? Die werden doch ohnehin bald
    tot sein.»
    «Huh. Das hört sich aber kaltherzig an.»
    Magozzi zuckte mit den Achseln. «Er war selbst im KZ. Das gibt
    ihm das Recht zu einer solchen Äußerung.»
    Grace schwieg einen Augenblick. Mit den Fingerspitzen
    trommelte sie wie immer, wenn sie nachdachte, auf die hölzerne
    Armlehne ihres Sessels. «Ich weiß nicht, Magozzi. Nach dem, was
    ich aus den Nachrichten über Morey Gilbert erfahren habe, scheint er mir kein guter Kandidat für kriminelle Aktivitäten zu sein.»
    «Und du hast lange nicht alles gehört. Er hat sein Leben mit
    Nächstenliebe verbracht. Heiliger, Held – such dir einen Ehrentitel aus. Er war ein guter Mann, Grace.»
    «Zu gut, um wahr zu sein?»
    «Ich glaube nicht. Ich denke, er könnte echt gewesen sein.»
    «Was ist mit der anderen, dieser Rose Kleber?»
    «Großmutter Kleber. Kekse, Garten, Katze, eine Familie, von der
    sie verehrt wurde.»
    «Also auch kein kriminelles Potenzial.»
    Magozzi seufzte. «Ich drehe mich im Kreis, nicht wahr?»
    Grace goss den letzten Tropfen Wein in sein Glas. «Dann war es
    womöglich nichts, was sie getan haben, Magozzi. Vielleicht waren
    sie beide zufällig zur selben Zeit am selben Ort und haben jemanden oder etwas gesehen, das sie nicht hätten sehen sollen.»
    Magozzi nickte. «Das wäre mein allerliebstes Szenario, aber
    verdammt, wie fängt man es an, nach so etwas zu suchen?»
    «Dafür hast du doch mich.»
    Er sah zu, wie sie aus dem Gartensessel aufstand, eine anmutige
    schwarze Gestalt, die sich in die Dunkelheit erhob.
    «Nein, dafür nicht.»
    Grace lächelte und reckte sich. Ihre Fingerspitzen streiften einen Zweig der Magnolie.
    Der Vogel spielte verrückt.

    KAPITEL 18

    Während Magozzi und Grace unter der Magnolie Wein schlürften,
    widmete sich Marty Pullman dem Scotch mit ernsteren Absichten. Er saß auf dem Bett in einem Zimmer, das einst Hannah gehört hatte,
    lange bevor sie seine Frau geworden war. Im Laufe der Jahre hatte es sich langsam vom Schlafzimmer der Tochter in einen jener traurigen Räume verwandelt, die keinen wirklichen Zweck mehr haben. Es
    gab einen Schreibtisch, den niemand benutzte, ein Bett, in dem
    niemand schlief, einen Wandschrank mit leeren Bügeln, die
    klappernd gegeneinander schlugen, wenn man die Türen öffnete.
    Und doch war Hannah in diesem Zimmer anwesend, so wie überall,
    und es gab nicht genug Scotch auf der Welt, um sie auszulöschen.
    Er trank einen großen Schluck aus seinem Glas und starrte zum
    Fenster hinaus in die Dunkelheit. Es war erst seine zweite Nacht in diesem Haus, und doch kam es ihm vor, als seien hundert Jahre
    vergangen, seit er mit der Mündung einer 357er Magnum zwischen
    den Zähnen in seiner eigenen Badewanne gesessen hatte.
    Lily hatte ihm mit ihrer Bitte, bei ihr zu bleiben, nichts
    vormachen können. Bei jeder anderen Frau, deren Mann nach mehr
    als fünfzig Jahren Ehe gerade ermordet worden war, wäre dieser
    Wunsch völlig verständlich gewesen. Kummer breitet sich aus, bis er ein eben leer gewordenes Haus erfüllt hat, und besser als jeder
    andere wusste Marty, dass allein zu überleben viel schlimmer war, als ebenfalls tot zu sein. Aber aus dem Grunde wollte Lily ihn nicht bei sich haben. Jetzt, da Moreys Tod ihn endlich aus

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