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Der Köder

Der Köder

Titel: Der Köder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.J. Tracy
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Marty. Da stinkt es.» Er klang seltsam nüchtern für einen Mann, der wahrscheinlich seit Sonnenaufgang
    getrunken hatte.
    «Was hattest du im Geräteschuppen zu suchen?»
    «Nur… eine Reise in die Vergangenheit, schätze ich. Pop hat
    mich dahin mitgenommen, als ich klein war. Ließ mich rumhängen,
    während er die Werkzeuge schärfte. Weißt du was? Ich glaube, ich
    habe ein bisschen zu viel getrunken, um diese Karre auch nur in
    Gang zu bringen, und ich müsste dringend unter die Dusche. Hättest du Lust, mich nach Hause zu fahren, Marty?»
    «Nicht in diesem Wagen.»
    Zwanzig Minuten später saßen sie in Martys 66er Chevy Malibu,
    das Verdeck offen, um den Gestank zu vertreiben, und fuhren
    westlich auf dem Freeway an der Innenstadt von Minneapolis vorbei.
    Es herrschte nur leichter Verkehr, die Nachtluft verströmte eine fast sexuelle Wärme, und Jack saß ungewohnt schweigsam auf dem
    Beifahrersitz.
    Schließlich sagte Marty die Worte, von denen er gedacht hatte,
    dass sie niemals über die Lippen kämen. «Okay, Jack. Fang zu reden an.»
    «Kein Problem, Kumpel. Such dir ein Thema aus.»
    «Beginnen wir damit, was du deiner Mutter angetan hast.»
    «Wie bitte?»
    «Lass bitte den Scheiß, Jack. Dich interessiert Religion nicht die Bohne, und plötzlich bist du erfüllt vom Heiligen Geist, entschließt dich, die Jarmulke abzunehmen und Christ zu werden? Blödsinn.
    Dieses Konfirmationsfoto und auch das von deiner Hochzeit… damit
    wolltest du nur deine Eltern treffen.»
    «Also?»
    «Also war es kindisch und boshaft und so gut wie unverzeihlich.»
    Jack seufzte laut. «Bist du fertig?»
    «Nein, verdammt, ich bin nicht fertig. Du hattest einen Streit mit deinem Dad. Lily wusste nicht einmal, worum es dabei ging. Also,
    warum hast du sie ausgeschlossen?»
    «Es ist kompliziert. Und du möchtest es gar nicht wissen.»
    «Doch, ich möchte es wissen. Ich möchte wissen, was zum
    Teufel Morey gesagt hat, dass du so um dich schlagen musstest.»
    Jack richtete sich auf seinem Sitz ein wenig auf und sah Marty
    verblüfft an. «Weißt du was, Marty? Du bist der erste Mensch, der überhaupt annimmt, dass ich möglicherweise einen Grund für mein
    Verhalten hatte und nicht einfach nur ein Arschloch war.» Er sah
    wieder nach vorn und schüttelte den Kopf. «Mann, du kannst dir gar nicht vorstellen, was das für ein Gefühl ist.»
    «Toll. Bin ich froh, dich glücklich gemacht zu haben. Und was
    war nun der Grund?»
    «Dafür liebe ich dich wirklich, Marty.»
    «Ach, Scheiße, ich kann nicht mit dir reden, wenn du so bist.»
    «Na ja, das passt doch gut, Marty. Ich wollte sowieso nicht mit
    dir über diesen Scheiß reden. Lassen wir die Vergangenheit ruhen, Schnee von gestern, hin ist hin…»
    «Verdammt, Jack, so geht es nicht, denn Lily leidet darunter.
    Ganz abgesehen von dir. Du musst das regeln.»
    Jack schüttelte heftig den Kopf. «Kann ich aber nicht.»
    «Dann sag mir, was es ist. Vielleicht kann ich es klären.»
    «Mein Gott, was bist du nur für ein arroganter Sack, und wenn
    man sich's überlegt, ist das lachhaft. Welchen Grund könntest du für deine Arroganz haben? Du bekommst doch nicht mal dein eigenes
    Leben in den Griff. Also lass es einfach. Ich werde nicht darüber reden.»
    Martys Finger umklammerten das Lenkrad, als er in die enge
    Auffahrt einbog, um auf den Freeway nach Wayzata zu kommen.
    «Gut. Du willst darüber nicht sprechen? Sprechen wir also über Rose Kleber.»
    Jack kreuzte die Arme über der Brust. «Ich habe sie nicht
    gekannt.»
    «Erzähl mir keinen Unsinn, Jack. Ich habe dein Gesicht gesehen,
    als du auf ihr Bild in der Zeitung gestarrt hast.»
    Eine Weile regte sich Jack nicht und sagte auch nichts, aber
    Marty spürte seine Anspannung. «Okay, okay. Ich habe sie einmal
    getroffen. Und? Ich treffe eine Menge Leute. Das bedeutet noch
    lange nicht, dass ich sie kenne. Ich glaube nicht, dass ich je ihren Nachnamen gehört habe. Es war nichts als ein Schock, das ist alles.
    Ich meine, drei alte Juden werden innerhalb von drei Tagen
    abgeknallt, und wie sich herausstellt, kenne ich sie alle.»
    «Wie hast du sie kennen gelernt?»
    «Gott, das weiß ich nicht. Was zum Teufel soll das? Was soll die
    Fragerei?»
    Marty wusste, dass er ihm keine Zeit zum Nachdenken geben
    durfte. «Nun, es ist so, Jack, dass die Cops nach einer Verbindung zwischen den Opfern suchen, und langsam sieht es so aus, als
    könntest du es sein.»
    «Das ist doch Quatsch. Ich wette, man kann mindestens

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