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Der Köder

Der Köder

Titel: Der Köder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.J. Tracy
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dem anderen
    vom Bügel und legte sie an der Bügelfalte entlang neu zusammen.
    Als sie damit fertig war, drehte sie sich zu Marty um, der auf dem Bett saß und ihr mit einem traurigen Lächeln zusah.
    «Was?»
    «Das hat Hannah auch immer gemacht.»
    Lily presste die Lippen aufeinander, sah weg und nickte. «Wir
    laufen alle mit Löchern in den Herzen umher.» Sie drehte sich um
    und sah ihm in die Augen. «Aber wir laufen noch.»
    «Manchmal bin ich mir nicht sicher, warum wir das tun. Warum
    machen wir weiter, obwohl alles so schlimm wird?» Er schaute auf
    die verblasste bläuliche Tätowierung auf ihrem Arm. «Es muss doch Zeiten gegeben haben, in denen du dich gefragt hast, ob es das wert ist.»
    Sie machte die Schultern unter dem bauschigen lila Mantel
    gerade und musterte ihn mit festem Blick. «Nicht ein einziges Mal.
    Nicht einen Moment lang. Das Leben ist es immer wert.»
    Lange nachdem die Tür hinter ihr ins Schloss gefallen war, blieb
    Marty auf dem Bett sitzen, ein wenig beschämt durch diese winzige alte Frau, die so viel stärker war als er.
    Schließlich ging er hinüber zu dem alten Rollpult in der Ecke,
    zog den Stuhl vor und setzte sich. Die oberste Schublade war so gut wie leer, außer einem Schreibblock und einer Packung
    Kugelschreiber. Mit großer Sorgfalt richtete er den Block mitten auf der Tischfläche aus, wählte einen Kugelschreiber, blieb einfach
    sitzen und wartete. Schließlich bewegte sich seine Hand fast wie
    selbsttätig, griff nach dem Kugelschreiber und zeichnete einen Kreis, von dem Linien in alle Richtungen ausgingen, wie die Strahlen einer Sonne. In die Mitte dieser Sonne schrieb er «JACK».
    Eine Stunde später lehnte er sich zurück und rieb sich die
    brennenden Augen. Zum ersten Mal seit langer Zeit hatte er ein
    größeres Bedürfnis nach Kaffee als nach Scotch. Er hatte drei Blatt Papier mit Anmerkungen und Fragen gefüllt, und es schossen ihm
    weiterhin wahllos die Gedanken durch den Kopf und verlangten,
    aufs Papier übertragen zu werden.
    Genau dies tat er für gewöhnlich, wenn er an einem besonders
    komplizierten Fall arbeitete. Die vertraute Tätigkeit erinnerte ihn an so manchen späten Abend, wenn Hannah ganz still in sein Büro
    geschlichen kam, ihm die Arme über die Schultern gelegt und ihn
    sanft dafür gescholten hatte, dass er sie im großen kalten Bett allein ließ. Er spürte beinahe das Gewicht ihrer weichen Arme, roch den
    Zitronenduft der Seife, mit der sie ihr Gesicht wusch, und fühlte, wie ihr seidiges Haar seinen Nacken kitzelte.
    Ein verblüfftes Lächeln formte sich langsam auf seinen Lippen.
    Ein ganzes Jahr lang war seine einzige Erinnerung an Hannah die an ihren Tod gewesen. Jetzt konnte er sich zum ersten Mal an einen Teil ihres Lebens erinnern.
    Es geht mir langsam besser, dachte er und schlug eine neue Seite
    auf.

    KAPITEL 25

    Die Sonne ging gerade über dem Steilufer des Flusses auf, als
    Magozzi und Gino den Mississippi auf der Lake Street Bridge
    überquerten. Die rosafarbenen und goldenen Streifen am Himmel
    wurden von der dunklen Oberfläche des Wassers reflektiert, wo sie sich kräuselten wie schimmernde Bänder aus perlendem
    Champagner.
    «Mann, wie ich mir wünschte, das auf eine Leinwand bringen zu
    können», murmelte Magozzi. «Sieh nur das Wasser, Gino. Wie
    schön es ist.»
    Gino grunzte nur. Er hatte an diesem Morgen bedenkliche
    Tränensäcke unter den Augen, und sein kurz gestutztes Blondhaar
    sah ungehalten aus. «Du kannst mich mal mit deinem ‹schön›. So
    würdest du nicht reden, wenn du meine Nacht hinter dir hättest. Der Unfall hatte sich über eine Schachtel Kinderzerealien hergemacht, die mit den verschiedenfarbigen Tieren, und hat dann fast drei
    Stunden lang Regenbögen gekotzt. Sah genau aus wie das Wasser da
    unten.»
    «Der Kleine ist doch bestimmt noch zu jung, um so ein Zeug zu
    essen, oder?»
    «Der Kleine wird die Dinger niemals essen, wenn es nach Angela
    geht. Es war mein Geheimvorrat. Kennst du diese
    Gummibanddinger, mit denen man Schränke kindersicher macht?»
    «Nein.»
    «Na ja, sie funktionieren nicht, es sei denn, der Unfall ist ein
    Genie.»
    «Du musst aufhören, ihn so zu nennen. Er bekommt sonst noch
    einen Komplex.»
    «In sein kleines, süßes, sabberndes Gesicht würde ich ihm das nie sagen. Mann, habe ich einen Hunger. Und würdest du mir bitte
    erzählen, warum der Verkehr um sechs Uhr morgens mitten auf
    dieser Brücke total zum Stillstand gekommen ist?»
    Der legendäre

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