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Der Köder

Der Köder

Titel: Der Köder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.J. Tracy
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erstauntes Gesicht. «Du meine Güte! Frischer Rosmarin.
    Wunderbar.»
    «Danke. Hier in der Gegend bemerkt keiner den Rosmarin.
    Möchten Sie Ketchup?»
    In stillschweigender Übereinkunft sprach keiner von ihnen in den
    nächsten Minuten, während sie aßen. Magozzi und Malcherson
    schafften beide nicht mehr als ein Drittel ihrer Portion und schoben gleichzeitig ihre Teller von sich.
    «Esst ihr das nicht mehr?», fragte Gino, der gerade das letzte
    widerspenstige Stück Wurst über seinen leeren Teller jagte. «Wäre doch eine Schande, wenn das umkommen müsste. Außerdem wäre
    es bestimmt besser, den Koch nicht zu beleidigen.»
    «Gutes Argument.» Malcherson gab seinem Teller einen Stoß in
    Ginos Richtung und sah dann auf die Uhr. «Wenn Sie beide wirklich glauben, dass Morey Gilbert, Rose Kleber und Ben Schuler über ihre gemeinsame Erfahrung als KZ-Überlebende hinaus noch durch
    etwas anderes verbunden waren, nehme ich an, dass sie deren
    Unterlagen, Telefonrechnungen, Bankauszüge und dergleichen
    überprüfen.»
    Nun ja, das tun wir, dachte Magozzi, wenn auch nicht auf ganz
    ordnungsgemäßen Wegen. «Darum kümmern wir uns, Sir.»
    «Tatsächlich? Und wie kümmern Sie sich darum? Bis jetzt ist
    kein Antrag auf einen Durchsuchungsbeschluss über meinen
    Schreibtisch gegangen…» Er hielt abrupt inne. «Schon gut. Ich
    möchte keine Antwort hören.»
    Malcherson wusste sehr wohl Bescheid über Magozzis
    fortdauernde Beziehung zu Grace MacBride, die sich in jede
    angeblich sichere Datenbank hacken konnte. Er wusste auch, dass
    sein bester Detective – ein Mann, der im Dienst niemals seine
    Krawatte lockern würde, weil das gegen die Bekleidungsvorschriften verstieß – eine Besorgnis erregende Ungeduld gegenüber Gesetzen
    zur Sicherung der Privatsphäre, Bürgerrechten und gegenüber
    Verfahrensweisen innerhalb des Dezernats entwickelt hatte, wenn er meinte, Menschenleben stünden auf dem Spiel.
    Vollziehungsbescheide brauchten Zeit. Unterlagen, Akten und
    Strafregister zu überprüfen brauchte Zeit, und die Versuchung, eine Abkürzung zu nehmen, war für einen Cop besonders groß, wenn er
    glaubte, gegen die Uhr zu kämpfen, um einen Mörder zu schnappen.
    Malcherson verstand diese Versuchung so gut wie jeder andere, aber er wusste auch, dass es schwer war aufzuhören, wenn man erst
    einmal angefangen hatte, die Regeln zu brechen. Aber es gab fast
    nichts auf dieser Welt, das gefährlicher war als ein Gesetzeshüter, der meinte, über dem Gesetz zu stehen. «Detective Magozzi…»
    «Wir geben uns alle Mühe, in dieser Sache schnell
    voranzukommen, Chief», unterbrach ihn Magozzi. «Wir wissen ja
    nicht, ob es da draußen noch mehr Menschen gibt, auf die es der
    Mörder abgesehen hat.»
    «Ist mir durchaus klar.»
    «Alte, wehrlose, verängstigte Menschen», warf Gino ein, obwohl
    er den Mund voll Ei hatte. «Kekse backende Großmütter wie Rose
    Kleber.»
    «Detective Magozzi», wiederholte Malcherson in einem Ton, der
    seine beiden Detectives verstummen ließ. «Wenn Sie vorhaben
    sollten, Grace MacBride und ihre Partner zu bitten, das Programm
    laufen zu lassen, das bei unseren ungelösten Fällen so erfolgreich Links gefunden hat, dann erinnern Sie die Leute bitte daran, sich nur zu Informationen Zugriff zu verschaffen, die Allgemeingut sind.»
    «Dafür werde ich sorgen, Sir. Aber wir warten nicht einfach
    darauf, dass sich etwas aus den Unterlagen ergibt. Wie wir in
    unserem Bericht geschrieben haben, glauben wir, dass Jack Gilbert etwas weiß, und wir werden ihn noch heute in die Mangel nehmen.»
    «Dazu wünsche ich Ihnen alles Glück dieser Welt. Für Presse
    und Öffentlichkeit sieht es so aus, als habe der Killer es auf eine ganz spezifische demographische Zielgruppe abgesehen, und diese
    Menschen geraten langsam in Panik.» Er faltete die Hände und
    blickte auf seine glänzende goldene Armbanduhr. «Erinnern Sie sich an die unheilvollen Voraussagen, die von der Presse gemacht
    wurden, als das neue Waffengesetz durchgebracht wurde?»
    Gino schnaubte verächtlich. «Aber ja. Sie haben die Zukunft
    schwarz gemalt. Millionen Bürger von Minnesota, die sich
    bewaffnen und gegenseitig auf den Straßen niederschießen. Und was war? Kein Wort habe ich in den Nachrichten gehört, als schon nach kurzer Zeit so gut wie kaum mehr ein Antrag auf den neuen
    Waffenschein gestellt wurde.»
    Malcherson wandte den Blick zu Gino. «Allein gestern gab es
    dreihundertdreiundsiebzig neue Anträge. Das war im

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