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Der Köder

Der Köder

Titel: Der Köder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.J. Tracy
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Lieblingsanzüge, Sir,
    aber… es ist keiner von Ihren Mörderanzügen.»
    «Verstehe. Ich besitze also Mörderanzüge. Und welche wären
    das?»
    «Sie wissen schon. Die aggressiven. Ganz klar schon mal der
    schwarze, der anthrazitfarbene, und sogar der mit den Nadelstreifen zählt dazu, wenn Sie nach einer ruhigen Phase wieder jagdhungrig
    sind. Dieser ist jedoch irgendwie optimistisch. Hoffnungsvoll. Sie tragen den taubengrauen Zweireiher eigentlich nur, wenn wir was
    über die Bühne bringen.»
    Malcherson seufzte müde. «Ich finde es seltsam, dass ein Mann,
    der Essensreste auf einem 40-Dollar-Sportsakko trägt, so viel
    Interesse für die Psychologie meiner Garderobenauswahl aufbringt.»
    «Na ja, irgendwie sind Sie mein Mode-Idol, Chief.»
    Malchersons Augen hatten dieselbe Farbe wie sein Anzug. Er
    wandte sich Magozzi zu. Es war einfach noch zu früh am Morgen,
    um auch nur zu versuchen, sich mit Rolseth zu unterhalten. «Seit den Spätnachrichten gestern Abend werde ich mit Anrufen bombardiert.
    Ich dachte, wir wollten versuchen, die Information über die
    Tätowierungen zurückzuhalten.»
    «Nun, das war grundsätzlich eine sehr gute Idee, aber Kristin
    Keller und ihre Lakaien redeten schon mit den Nachbarn, bevor wir den Reißverschluss an Ben Schulers Leichensack zugezogen hatten», sagte Gino. «Außerdem wussten wir von Anfang an, dass wir dieses
    Detail nicht lange unter Verschluss halten konnten. Jeder, der die Opfer kannte, wusste, dass sie im KZ gewesen waren. Jeder, der sie mal mit kurzen Ärmeln gesehen hat, hätte auch die Tätowierungen
    bemerken müssen, und genau das kommt als Erstes heraus, wenn die
    Medienleute anfangen, mit Freunden und Nachbarn zu sprechen.»
    Malcherson signalisierte mit einer leichten Kopfbewegung seine
    Zustimmung. «Leider wahr. Aber jetzt geraten wir unter Druck. Seit gestern Abend weiß die ganze Stadt, dass wir drei KZ-Überlebende
    haben, die ohne ersichtlichen Grund ermordet worden sind, und in
    allen Sendungen, die ich heute Morgen schon gesehen habe –
    einschließlich CNN –, wurde entweder unterstellt, dass es sich um ein antisemitisches Hassverbrechen handelt, oder es wurde sogar
    unverblümt ausgesprochen.»
    Gino schüttelte heftig den Kopf. «Das haben wir ausgeschlossen,
    Sir. Diverse Gründe sprechen dagegen. Außerdem kannten sich zwei
    dieser drei Leute, und nach unserem Gefühl waren sie in etwas
    verwickelt, das sie das Leben gekostet hat.»
    Malcherson lächelte Gino an, was diesem einen ziemlichen
    Schrecken einjagte. «Ich kann es kaum erwarten. Erläutern Sie mir doch bitte, Detective Rolseth, in welche Art ruchloser Aktivitäten diese Senioren hätten verwickelt sein können, um ins Visier eines Mörders zu geraten?»
    «Nun… wir haben bisher noch keinen richtigen Ansatzpunkt…»
    Ein Knall unterbrach ihn, der wie ein Gewehrschuss klang, aber
    es war nur der ungeschlachte Klotz gewesen, der die Schwingtüren
    zur Küche mit dem Stiefel aufgetreten hatte. Je näher er ihrem Tisch kam, desto höher musste Magozzi das Kinn heben, um in das
    zerklüftete, vernarbte Gesicht des Mannes zu sehen. Mindestens
    zwei Meter groß, dachte er, mit der aufgepumpten Muskulatur eines ehemaligen Sträflings, der ständig die Trainingsbank auf dem
    Gefängnishof genutzt hatte. Er entlud das riesige Tablett, das er trug, und setzte jedem einen großzügig gefüllten Teller vor: Eier,
    Würstchen, Bratkartoffeln und weiche Brötchen, dampfend und hoch
    aufgetürmt.
    Gino leckte sich die Lippen beim Anblick des Festessens, das vor
    ihm stand, und blickte dann zu dem Mann auf, von dessen Größe er
    offenbar nicht im geringsten eingeschüchtert war. «Mein Gott,
    Kumpel, stammen die Narben in deinem Gesicht alle von
    Messerstichen?»
    Malcherson und Magozzi erstarrten. Gino war bester Dinge und
    unbekümmert.
    «Yeah», kam die Antwort wie ein Donnergrollen. «Typen sind
    über mich hergefallen mit selbst gebastelten Messern.»
    «Wie unangenehm. Drinnen?»
    «Ja. Und du?»
    Gino spießte ein Akkordeon aus Kartoffelscheiben auf und
    stopfte sie sich in den Mund. «Noch nicht. Bisher bin ich bei der gegnerischen Mannschaft… mein Gott, diese Bratkartoffeln sind
    eine Offenbarung. Leo, versuch mal die Kartoffeln und dann mach
    dem Mann einen Heiratsantrag.»
    Der ungeschlachte Klotz strahlte, und Malcherson nahm das als
    Zeichen dafür, dass er sie nicht allesamt umbringen würde. Also
    blickte er auf seine Gabel, kostete von einer Kartoffel und machte ein

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