Der König auf Camelot
her, ihr Embryos mit euern Schnäbeln und was-sonst-noch, und seht
euch Unsern ersten Menschen an. Er ist der einzige, der Unser Rätsel gelöst
hat, der einzige von euch allen, und Wir übertragen ihm mit Freuden die
Herrschaft über das Geflügel in der Luft und die Tiere auf der Erde und die
Fische im Meer. Ihr ändern alle: geht eures Wegs und liebt euch und mehret
euch, denn jetzt ist Feierabend. Du aber, Mensch: du wirst dein ganzes Leben
lang ein nacktes Werkzeug sein, obwohl du ein Benutzer von Werkzeugen bist. Du
wirst wie ein Embryo aussehen, bis sie dich begraben, doch all die ändern
werden vermöge deiner Macht und Gewalt Embryos bleiben. Du wirst ewig unentwickelt
bleiben und doch stets Unserm Bilde gleichen und fähig sein, einen Teil Unsres
Kummers zu begreifen und einen Teil Unsrer Freuden zu verstehen. Teils tust du
Uns leid, Mensch, teils aber haben Wir Hoffnung. Geh also und tu dein Bestes.
Und eh du gehst, Mensch – ‹
›Ja?‹ fragte Adam und drehte sich noch einmal um.
›Wir wollten nur sagen‹, sagte Gott ein wenig
verlegen und rang unbeholfen die Hände. ›Nun ja, Wir hatten nur sagen wollen:
Gott mit dir.‹«
»Eine schöne Geschichte«, sagte Wart nachdenklich.
»Jedenfalls gefällt sie mir besser als Merlins Geschichte vom Rabbi. Wirklich
recht interessant.« Der Dachs war deutlich verwirrt.
»Aber nein, mein lieber Junge. Du übertreibst. Es
ist höchstens eine unbedeutende Parabel. Und eine Spur zu optimistisch, fürchte
ich.«
»Wieso?«
»Tja, es stimmt zwar, daß dem Menschen die Herrschaft
übertragen wurde und daß er das mächtigste aller Tiere ist – im Sinne von
schrecklich – , doch sind mir letzthin Zweifel gekommen, ob er auch das
glücklichste ,ist.«
»Sir Ector halt’ ich nicht für so schrecklich.«
»Trotzdem. Wenn Sir Ector an einem Fluß spazierengeht,
dann fliehen die Vögel vor ihm, und die Tiere des Feldes laufen vor ihm weg,
und sogar die Fische retten sich auf die andere Seite. Untereinander tun sie
das nicht.«
»Der Mensch ist der König der Tiere.«
»Vielleicht. Oder sollen wir sagen: der Tyrann?
Andererseits muß man zugeben, daß er eine ganze Reihe von Lastern und Fehlern
hat.«
»König Pellinore hat nicht viele.«
»Wenn König Uther Krieg erklären würde, ginge er
mit. Weißt du, daß der homo sapiens fast das einzige Tier ist, das Krieg
führt?«
»Ameisen auch.«
»Sag doch nicht einfach so daher ›Ameisen auch‹,
mein lieber Junge. Es gibt über viertausend verschiedene Arten, und von den
vielen sind, glaube ich, nur fünf streitbar und kriegerisch. Es sind also fünf
Ameisenarten und eine Termitenart, soviel ich weiß, und der Mensch.«
»Aber jeden Winter überfallen die Wolfsrudel aus
dem Wildwald unsere Schafherden.«
»Wölfe und Schafe gehören verschiedenen Spezies an,
mein Freund. Krieg, im wahren Wortsinn, ist etwas, das zwischen Gruppen
derselben Spezies stattfindet. Und unter den Hunderttausenden von Spezies gibt
es meines Wissens nur sieben kriegerische. Sogar bei den Menschen gibt es
einige Arten, wie die Eskimos und die Zigeuner und die Lappen und gewisse
arabische Nomaden, die keine Kriege führen, weil sie nicht auf Grenzen bestehen.
Richtige Kriege kommen in der Natur seltener vor als Kannibalismus. Meinst du
nicht auch, daß das ein bißchen unselig ist?«
»Ich persönlich«, sagte Wart, »wär’ gern in den
Krieg gezogen, wenn man mich zum Ritter geschlagen hätte. Mir hätten die Banner
gefallen und die Trompeten, die blitzenden Rüstungen und die glorreichen
Attacken. Und ich hätt’ so gern große Taten vollbracht und tapfer meine Angst
besiegt. Kennen Sie das nicht, Herr Dachs: Mut und Ausdauer im Kampf, und
Kameraden, die Sie lieben?«
Das gelehrte Tier dachte eine lange Weile nach,
wobei es unverwandt ins Feuer blickte.
Zum Schluß schien es das Thema zu wechseln.
»Wer hat dir besser gefallen«, fragte der Dachs,
»die Ameisen oder die Wildgänse?«
KAPITEL 22
König Pellinore erschien zu
dem bedeutungsvollen Wochenendtermin in recht aufgeregtem Zustand.
»Ich muß schon sagen«, rief er aus. »Habt Ihr
gehört? Wißt Ihr Bescheid? Ist das ein Geheimnis, was?«
»Was ist ein Geheimnis, was?« fragten sie ihn.
»Na, die Sache mit dem König«, rief Seine Majestät.
»Wißt Ihr denn nicht, was mit dem König los ist?«
»Was ist mit dem König los?« forschte Sir Ector.
»Ihr wollt doch wohl nicht sagen, daß er mit seinen vermaledeiten Kötern zur
Jagd
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