Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der König auf Camelot

Der König auf Camelot

Titel: Der König auf Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.H. White
Vom Netzwerk:
Wunder«,
bemerkte Sir Grummore. »Was mich wundert, ist nur, daß sie so was zulassen.
Aber heutzutage weiß man ja nie, bei all den Saxen-Agitatoren und dergleichen.«
    »Mein lieber Freund«, rief Pellinore und geriet
wieder in Erregung, »es geht ja nicht darum, wo der Stein ist, was, darauf
kommt’s nicht an, sondern darauf, was drauf geschrieben steht, was, wo er ist.«
    »Was?«
    »Na, auf seinem Knauf.«
    »Nun kommt aber mal, Pellinore«, sagte Sir Ector.
»Setzt Euch einmal ruhig hin, mit dem Gesicht zur Wand, und dann erzählt Ihr
uns, wovon Ihr redet. Immer mit der Ruhe, alter Knabe. Kein Grund zur Eile.
Bleibt ruhig sitzen und seht die Wand an, so ist’s gut, und nun sprecht so
langsam wie möglich.«
    »Auf diesem Schwert in diesem Stein vor dieser Kirche
– da stehen Worte geschrieben«, sagte König Pellinore kläglich, »und diese
Worte lauten folgendermaßen. Ach, bitte, aber nun hört mir doch endlich zu.
Wenn Ihr mich dauernd unterbrecht, kann ich ja kein’ klaren Gedanken fassen.«
    »Wie lauten diese Worte?« fragte Kay.
    »Diese Worte lauten«, sagte König Pellinore,
»soweit ich den alten Mönch vom grauen Orden verstanden habe – «
    »Weiter,« sagte Kay, da der König innehielt.
    »Weiter«, sagte Sir Ector. »Wie lauten diese Worte
auf diesem Schwert in diesem Amboß auf diesem Stein vor dieser Kirche?«
    »Zweifellos irgendwelche rote Propaganda«, bemerkte
Sir Grummore.
    König Pellinore schloß die Augen, streckte seine
Arme nach beiden Seiten aus und verkündete salbungsvoll: »Wer immer dies
Schwert aus diesem Stein und Amboß ziehet, der ist nach Recht und Geburt König
über ganz England.«
    »Wer sagt das?« fragte Sir Grummore.
    »So heißt’s auf dem Schwert – sag’ ich Euch doch.«
    »Geschwätzige Waffe«, meinte Sir Grummore skeptisch.
    »Es stand drauf geschrieben«, rief der König
ärgerlich. »Stand in güldnen Lettern drauf geschrieben.«
    »Weshalb habt Ihr’s dann nicht rausgezogen?« fragte
Sir Grummore.
    »Aber ich sag’ Euch doch: ich war ja nicht da. All
dies, was ich Euch erzähle, hab’ ich von dem Mönch erfahren, von dem ich Euch
erzählt habe. Das sag’ ich doch die ganze Zeit.«
    »Ist dieses Schwert mit dieser Inschrift
herausgezogen worden?« erkundigte sich Sir Ector.
    »Nein«, wisperte König Pellinore theatralisch. »Da
fängt’s nämlich an. Sie können das Schwert nicht rausziehn, obwohl sie’s zum
Spaß wie verrückt versucht haben, und da haben sie für den Neujahrstag in ganz
England ein Turnier verkündet, und wer da zum Turnier kommt und das Schwert
rauszieht, der ist für immer König über ganz England, was?«
    »Vater!« rief Kay. »Der Mann, der das Schwert aus
dem Stein zieht, ist König von England. Können wir nicht zu dem Turnier gehn,
Vater, und einen Versuch machen?«
    »Fällt mir nicht ein«, sagte Sir Ector.
    »Weiter Weg bis nach London«, sagte Sir Grummore
und schüttelte den Kopf.
    »Mein Vater ist einmal dort gewesen«, sagte König
Pellinore.
    Kay sagte: »Warum sollen wir denn nicht hin? Wenn
ich zum Ritter geschlagen bin, muß ich sowieso auf irgendein Turnier, und
dieses findet grad zum richtigen Zeitpunkt statt. Die Besten werden dasein, und
wir würden die berühmten Ritter und großen Könige sehn. Das Schwert ist
natürlich nicht so wichtig, aber denkt doch bloß an das Turnier, wahrscheinlich
das größte, das je in Gramarye stattgefunden hat, und an all das, was wir sehn
und tun würden! Vater, wenn Ihr mich liebt, dann laßt mich auf dies Turnier
gehn und in meinem ersten Kampf den Sieg davontragen.«
    »Aber Kay«, sagte Sir Ector, »ich bin nie in London
gewesen.«
    »Um so mehr Grund, endlich hinzugehn. Ich glaube,
wer nicht zu so einem Turnier geht, der beweist, daß er kein adliges Blut in
den Adern hat. Stellt Euch doch nur vor, was die Leute von uns sagen werden,
wenn wir nicht hingehn und uns nicht an dem Schwert versuchen. Sie werden
sagen, Sir Ectors Familie sei hundsgewöhnlich und habe von vornherein gewußt,
daß sie keine Chance hat.«
    »Wir wissen doch alle, daß die Familie keine Chance
hat«, sagte Sir Ector, »ich meine: was das Schwert angeht.«
    »Haufen Leute in London«, bemerkte Sir Grummore mit
grimmigem Argwohn. »So heißt’s jedenfalls.«
    Er holte tief Luft und sah seinen Gastgeber
großäugig an.
    »Und Läden«, fügte König Pellinore hinzu; auch er
atmete plötzlich heftig.
    »Verdammt noch eins!« rief Sir Ector und setzte
seinen Hornkrug so heftig auf den Tisch, daß

Weitere Kostenlose Bücher