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Der König auf Camelot

Der König auf Camelot

Titel: Der König auf Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.H. White
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herkommt oder irgend so was?«
    »Er ist tot«, gab King Pellinore tragisch bekannt.
»Er ist tot, der arme Kerl. Wird nimmermehr auf Jagd gehn.«
    Sir Grummore erhob sich respektvoll und nahm seine
Kopfbedeckung ab.
    »Der König ist tot«, sagte er. »Lang lebe der
König!«
    Alle anderen hatten gleichfalls das Gefühl, sich
erheben zu müssen, und das Kindermädchen brach in Tränen aus.
    »So was, so was«, schluchzte sie. »Seine köligniche
Hoheit is’ tot un’ hin, un’ er war so’n feinen Herrn. Gar manch buntes Bildchen
hab’ch von ihm aus den ›Illustrated Missals‹ ausgeschnitten, ja nich, un’ übern
Kamin aufgestellt. Von der Zeit an, wo er in Windeln gelegen is’, die ganze
Weile durch, bis er die abgelegenen Gebiete hat besucht, Prince Charming, der
große Held, ja, da is’ kein Bild, wo ich nich’ hab’ ausgeschnitten, un’ jede
Nacht hab’ ich sein gedacht gehabt.«
    »Faß dich, Nanny«, sagte Sir Ector.
    »Ist doch feierlich, wie?« sagte König Pellinore.
»Was? Uther der Eroberer, 1066 bis 1216.«
    »Ein feierlicher Augenblick«, sagte Sir Grummore.
»Der König ist tot. Lang lebe der König.«
    »Wir sollten die Vorhänge zuziehen«, sagte Kay, der
immer auf gute Formen bedacht war, »oder die Banner auf Halbmast setzen.«
    »Hast recht«, sagte Sir Ector. »Jemand soll dem Waffenmeister
Bescheid sagen.«
    Dieser Befehl war eindeutig auf Wart gemünzt, der
jetzt der jüngste und rangniedrigste Edelmann war. Fröhlich lief er los und
benachrichtigte den Feldweibel. Und alsbald hörten alle, die auf dem Söller
saßen, eine laute Stimme: »Denn los, eins, zwei, zu Ehren Seiner verstorb’nen
Majestät, senkt Flagge auf das Kommando zwei!« – und dann flatterten sämtliche
Standarten, Banner, Wimpel, Fahnen, Fähnlein, Feldzeichen und Flaggen, welche
die verschneiten Türme von Schloß Wildwald schmückten, auf Halbmast.
    »Woher wißt Ihr’s?« fragte Sir Ector.
    »Ich war dem Biest auf den Fersen, am Waldrand,
was, und da ist mir ein Mönch des grauen Ordens begegnet, und der hat’s mir
gesagt. Sind die allerneuesten Nachrichten.«
    »Armer alter Pendragon«, sagte Sir Ector.
    »Der König ist tot«, sagte Sir Grummore feierlich.
»Lang lebe der König!«
    »Ihr könnt das ja ruhig immer wieder sagen, mein
guter Grummore«, rief König Pellinore verdrossen aus, »aber wo ist der König,
was, wo so lange leben soll?«
    »Na ja, dann eben sein Nachfahre«, sagte Sir Grummore,
ein wenig verblüfft.
    »Unser ’benedeiter Monarch«, sagte das Kindermädchen
unter Tränen, »hat nie nich’ kein Erben gehabt. Jeder, wo sich mit der
kölignichen Familie hat beschäftigt, der weiß das.«
    »Ach, du lieber Himmel!« sagte Sir Ector. »Aber er
muß doch irgendeinen Nachkommen haben!«
    »Das ist es ja gerade«, rief König Pellinore in
höchster Erregung. »Das ist ja grad das Aufregende, was? Kein Erbe und kein
Nachfahre – und wer soll ihm auf dem Throne folgen? Deswegen war ja mein Mönch
so aufgeregt, was, und deshalb hat er gefragt, wer wo nachfolgen soll, was?
Was?«
    »Wollt Ihr etwa behaupten«, erkundigte sich Sir
Grummore entrüstet, »daß es keinen König von Gramarye gibt?«
    »Nicht die Spur«, rief König Pellinore und kam sich
ungeheuer wichtig vor. »Und ’s hat nicht wenig Zeichen und Wunder gegeben.«
    »Das ist ein Skandal, finde ich«, sagte Sir
Grummore. »Gott weiß, wohin unser geliebtes Vaterland steuert. Bei all den
Gammlern und Kommunisten und dem Pack.«
    »Was für Zeichen und Wunder?« fragte Sir Ector.
    »Na ja, da ist so was wie ein Schwert im Stein
erschienen, was, in irgend einer Kirche oder so. Nicht in der Kirche, versteht
mich recht, und nicht im Stein, aber so was Ähnliches, was, könnt’ man sagen.«
    »Ich weiß nicht, wohin die Kirche steuert«, sagte
Sir Grummore.
    »Es ist in einem Amboß«, erklärte der König.
    »Wer? Was? Die Kirche?«
    »Nein, das Schwert.«
    »Aber ich hab’ gedacht, Ihr sagt, das Schwert sei
im Stein?«
    »Nein«, sagte König Pellinore. »Der Stein ist
draußen vor der Kirche.«
    »Nun mal langsam, Pellinore«, sagte Sir Ector. »Erholt
Euch erst mal, alter Knabe. Hier, trinkt ein Horn Met und kommt zu Euch.«
    »Das Schwert«, sagte König Pellinore, »steckt in
einem Amboß, der auf einem Stein steht. Es geht durch den ganzen Amboß bis in
den Stein rein. Der Amboß haftet am Stein. Der Stein steht draußen vor einer
Kirche. Gebt mir noch einen Schluck Met.«
    »Das halt’ ich nicht für ein großes

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