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Der König auf Camelot

Der König auf Camelot

Titel: Der König auf Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.H. White
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so auf die Nas’, bim-bam,
un’ das haut’n um, bläst sein Lebenslicht aus, eh er schnuff sagn kann. Klarer
Knockout, einfach so. Aber wie kann’ armer Egel einem eins auf die Nas gebn? Wo
einer nichts zum Schlagn hat? Un’ dann kommt einer daher un’ sagt, nu roll dich
endlich auseinandr!«
    »Du brauchst dich nicht auseinanderzurollen«, sagte
Wart resignierend. »Sei mir nicht böse, daß ich dich geweckt habe, alter
Freund, und nimm’s mir nicht übel, daß ich dir Angst eingejagt hab’. Du bist
bestimmt ein ganz reizender Igel, und seit ich dich getroffen habe, bin ich
wieder ein wenig fröhlicher. Geh nur wieder schlafen, und ich werd’ nach meinem
Freund Dachs Ausschau halten, wie mir aufgetragen wurde. Gute Nacht, Swinegel,
und viel Glück im Schnee.«
    »Gut’ Nacht, na schön«, murmelte der Stachlige mürrisch.
»Zuerst heißt’s auseinanderrolln, un’ dann zusammenrolln. Jetzt dies, un’
gleich was anneres. He-ho, ui, is’ schon eine verquere Welt. Also gut’ Nacht.
Komm Regen oder Sonnenschein, inner nächstn wird’s nich’ anners sein, is mein
Motto. Ui.«
    Mit diesen Worten rollte sich das ergebene Wesen
noch fester zusammen, stieß etliche quietschende Grunzer aus und war gleich
wieder in seiner Traumwelt verloren, die so viel tiefer als die menschliche
reicht, da der Schlaf einen ganzen Winter hindurch ja viel länger ist als das
Ausruhen in nur einer einzigen Nacht.
    Jau, dachte Wart, der kommt über seinen Kummer fix
hinweg. Toll, so geschwind wieder einzuschlafen. Ich würde sagen, der ist die
ganze Zeit überhaupt nur halbwach gewesen, und wenn er im Frühling richtig aufwacht,
wird er’s für einen Traum halten.
    Einen Augenblick lang betrachtete er die
unordentliche kleine Kugel aus Blättern und Gräsern und Flöhen, die in ihrer
Höhle eingekuschelt lag, und begab sich dann grunzend zum Bau des Dachses,
indem er seinen eigenen länglichen Trittsiegeln rückwärts durch den Schnee
folgte.
    »So so, Merlin hat dich zu mir geschickt«, sagte
der Dachs, »um deine Ausbildung zu vervollständigen. Nun ja, hm, ich kann dir
nur zwei Dinge beibringen: zu graben und dein Heim zu lieben. Das wahre Ziel
jeglicher Philosophie.«
    »Wollen Sie mir Ihr Heim zeigen?«
    »Aber gern«, sagte der Dachs. »Ich bewohne es natürlich
nicht zur Gänze. Es ist ein ungeheuer weitläufiger Bau – viel zu groß für eine
einzelne Person. Ich vermute, einige Teile dürften an die tausend Jahre alt
sein. Wir haben ungefähr vier Familien hier, da und dort, alles in allem, vom
Keller bis zum Boden, und manchmal begegnen wir uns monatelang nicht. Ein
verrückter Altbau, werdet ihr Leute von heute wohl denken – aber gemütlich ist
er nun mal, da gibt’s nichts.«
    Im Schlenderschritt ging er die Korridore des
verzauberten Baus hinunter, fast watschelnd, nach Dachs-Art von einem Bein
aufs andere rollend, und seine weiße Maske mit ihren schwarzen Streifen wirkte
im Halbdunkel wahrhaft gespenstisch.
    »Den Gang da lang«, sagte er, »wenn du dir die
Pfoten waschen willst.«
    Dachse sind nicht wie Füchse. Sie haben eine
besondere Müllgrube, wo die abgenagten Knochen und andere Abfälle deponiert
werden, und ordentliche Erdklosetts sowie Schlafräume, deren Streu häufig
gelüftet wird, so daß sie stets frisch ist. Wart war entzückt von allem, was er
sah. Am meisten jedoch bewunderte er die Große Halle, den zentralen Raum des
Grabhügels – wobei er nicht recht wußte, ob er selbigen nun für eine Burg oder
für ein College halten sollte. Strahlenförmig gingen von dieser Mitte die
diversen Zimmerfluchten und Schlupfgänge aus. Hier liefen gleichsam alle Fäden
zusammen, denn die Große Halle gehörte nicht einer einzelnen Familie, sondern
diente als eine Art Gemeinschaftsraum, wirkte aber dennoch ausgesprochen
festlich. Dachs nannte sie »Kommunikationsraum«. An den holzverkleideten Wänden
ringsum hingen, von Glühwürmchen dezent beleuchtet, alte Gemälde verstorbener
Dachse, die sich als Gelehrte oder Geistliche einen Namen gemacht hatten. Auch
standen stattliche Stühle in der Halle, auf deren Sitzflächen aus spanischem
Leder das Dachs-Wappen in Gold geprägt war. (Das Leder löste sich allerdings
langsam vom Holz.) Über dem Kamin schließlich hing das Porträt des Gründers.
Die Stühle waren im Halbkreis um die Feuerstelle angeordnet; ferner gab es da
Fächer aus Mahagoniholz, mit denen man das Gesicht vor der Glut schützen
konnte, und eine Art Schwenkplatte, mit deren Hilfe die Karaffen

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