Der König auf Camelot
da, aus dem das erste Huhn kam, oder hat ein Huhn das erste Ei
gelegt? Ich bin in der Lage zu sagen, daß das Ei zuerst da war.
Als Gott alle
Eier fabriziert hatte, aus denen die Fische und die Schlangen und die Vögel und
die Säuger und sogar das entenschnäblige Schnabeltier entschlüpften, da rief er
die Embryos vor sich und sah, daß sie gut waren. – Vielleicht sollte ich
erklären«, fügte der Dachs hinzu und blickte Wart über seine Papiere hinweg
nervös an, »daß alle Embryos ziemlich gleich aussehn. Sie sind das, was du
bist, ehe du zur Welt kommst. Und ob du eine Kaulquappe wirst oder ein Pfau
oder eine Giraffe oder ein Mensch – solange du ein Embryo bist, siehst du aus
wie ein besonders abstoßendes und hilfloses Menschenwesen. Ich fahre fort wie
folgt: Die Embryos standen vor Gottes Angesicht; ihre schwächlichen Hände
hielten sie höflich vor dem Bauch gefaltet, und ihre schweren Köpfe hingen
respektvoll auf die Brust. Und Gott redete zu ihnen.
Er sprach: ›So, ihr Embryos, hier seid ihr also,
alle genau gleich aussehend, und Wir lassen euch die Wahl, was ihr werden
wollt. Wenn ihr aufwachst, werdet ihr auf jeden Fall größer, doch gefällt es
Uns, euch ein weiteres Geschenk zukommen zu lassen. Ihr dürft jeden beliebigen
Teil von euch dergestalt ändern, daß er euch in eurem späteren Leben von Nutzen
ist. Im Augenblick, zum Beispiel, könnt ihr nicht graben. Wer will, darf darum
seine Hände in ein Paar Spaten oder Grabschaufeln ändern. Anders ausgedrückt:
zur Zeit könnt ihr nur euern Mund zum Essen verwenden. Jeder, der seinen Mund
als Angriffswaffe verwenden will, braucht es nur zu sagen; er wird dann ein
Sägefisch oder ein säbelzäh-niger Tiger. So, nun wählt eure Werkzeuge und bedenkt,
daß ihr werdet, was ihr sein wollt, und daß ihr’s bleiben müßt‹.
Alle Embryos überdachten die Angelegenheit und traten
dann einzeln vor den ewigen Thron. Es wurden ihnen zwei oder drei Wünsche in
bezug auf besondere Ausstattung und Qualifikation gewährt, so daß einige sich
entschlossen, ihre Arme als Flugmaschinen zu benutzen und ihren Mund als Waffe
oder Knacker oder Bohrer oder Löffel, während andere sich dafür entschieden,
ihren Körper als Boot zu verwenden und ihre Hände als Paddel oder Ruder. Wir
Dachse überlegten angestrengt und kamen zu dem Entschluß, uns drei
Vergünstigungen zu erbitten. Unsere Haut wünschten wir uns als Schild, unseren
Mund als Waffe und unsere Arme als Grabschaufeln. Diese Vergünstigungen wurden
gewährt. Jeder spezialisierte sich in dieser oder jener Richtung, und manche
hatten ganz verrückte Ideen. Eine der Wüstenechsen, zum Beispiel, entschied sich,
ihren Leib gegen Löschpapier einzutauschen, und eine der Kröten, die in den
Trockenzonen unserer Gegenfüßler lebten, entschloß sich einfach, eine
Wasserflasche zu sein.
Das Bitten und Gewähren dauerte zwei lange Tage –
es waren der fünfte und der sechste, soweit ich mich erinnere – , und am Ende
des sechsten Tages, als es Zeit war, Schluß zu machen, weil ja der Sonntag
bevorstand, da war man mit all den kleinen Embryos durch, außer einem. Dieser
Embryo war der Mensch.
›Nun, Unser kleiner Mann‹, sagte Gott, ›du hast bis
zuletzt gewartet und deine Entscheidung lange hinausgezögert. Bestimmt hast du
die ganze Zeit scharf nachgedacht. Was können Wir für dich tun?‹
›Bitte, lieber Gott‹, sagte der Embryo, ›ich
glaube, Du hast mich aus Gründen, die Dir selber am besten bekannt sind, in der
Gestalt erschaffen, die ich habe, und es wäre reichlich grob, sie ändern zu
wollen. Wenn ich wählen darf, möchte ich bleiben, wie ich bin. Ich will keins
der Teile ändern, die Du mir gegeben hast, um sie gegen andere und zweifellos
mindere Werkzeuge einzutauschen; ich werde mein ganzes Leben lang ein
wehrloser Embryo bleiben und versuchen, aus dem Holz und aus dem Eisen und den
anderen Materialien, die Du mir freundlicherweise zur Verfügung stellst, ein
paar simple Gerätschaften herzustellen. Wenn ich ein Boot haben will, werde ich
versuchen, es aus Baumstämmen zu fabrizieren, und wenn ich fliegen will, werde
ich mir einen Streitwagen bauen, der’s für mich tut. Wahrscheinlich ist es sehr
dumm von mir, Dein gütiges Anerbieten zurückzuweisen, aber ich habe mir alles
reiflich überlegt und hoffe nun, daß die armseligen Entscheidungen dieses
kleinen Unschuldigen vor Deinen Augen Gnade finden mögen.‹
›Ausgezeichnet‹, rief der Schöpfer entzückt. ›Kommt
alle einmal
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