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Der König auf Camelot

Der König auf Camelot

Titel: Der König auf Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.H. White
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Nachtlager, ständige Pflege und jeden neuzeitlichen Komfort, und hierher
zogen sich Warts Freunde mit Flossen, Fängen und Flügeln im Alter zurück, um
den Herbst ihres glückseligen Lebens zu genießen. Die Bürger von London
schickten fünfzig Millionen Pfund für den Unterhalt der Menagerie, und die
Ladies of Britain fertigten ein Paar schwarze Samtpantoffeln mit Warts
goldgestickten Initialen. Kay sandte seinen Rekord-Greif mit aufrichtigen
Wünschen. Viele andere geschmackvolle Geschenke trafen ein – von verschiedenen
Baronen, von Erzbischöfen, Prinzen, Landgrafen, tributpflichtigen Königen, von
Korporationen, Päpsten, Sultanen und königlichen Kommissionen, von städtischen
Distriktsräten, Zaren, Beis, Mahatmas und so weiter –, das allerhübscheste
Geschenk jedoch kam von seinem alten Vormund, von Sir Ector. Es war eine
Narrenkappe, die einer Pharaonenschlange glich und die man an der Spitze
anzündete. Wart zündete sie an und sah sie größer werden. Als die Flamme
erloschen war, stand Merlin mit seinem Zauberhut vor ihm.
    »Tja, Wart«, sagte Merlin. »Da sind wir – oder
waren wir – wieder. Wie gut dir die Krone steht! Ich durfte es dir nicht eher –
oder später – sagen, aber dein Vater war König Uther Pendragon – oder er wird
es sein –, und ich selber, als Bettler verkleidet, habe dich in deinen goldnen
Wickelbändern auf Sir Ectors Burg gebracht. Ich weiß alles von deiner Geburt
und deiner Herkunft, und ich weiß, wer dir deinen richtigen Namen gegeben hat.
Ich kenne den Kummer, der vor dir liegt, und ich kenne deine Freuden. Ich weiß,
daß niemand es künftig wagen wird, dich ›Wart‹, ›die Warze‹, zu nennen –, was
doch so freundlich klingt. In Zukunft wird es dein glorreiches Schicksal sein,
Last und Adel deines eigentlichen und rechtmäßigen Titels auf dich zu nehmen.
Also erbitte ich von dir das Privileg, der allererste Eurer Untertanen zu sein,
der Euch damit anredet – mein guter Lehnsherr, König Arthur.«
    »Werdet Ihr lange bei mir bleiben?« fragte Wart,
der das alles nicht so recht begriff.
    »Ja, Wart«, sagte Merlin. »Das heißt, ich müßte
sagen – oder gesagt haben? –: Ja, König Arthur.«
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    EXPLICIT
LIBER PRIMUS

Zweites
Buch:
    Die Königin
von Luft und Dunkelheit
     
     
     
    When shall I
be dead and rid
    Of the wrong
my father did?
    How long,
how long, till spade and hearse
    Put to sleep
my mother’s curse?
     
     
    Ach, wann
werd ich tot und frei
    Von des
Vaters Tyrannei?
    Wie lange
noch, bis Bahr und Tuch
    Erlöst mich
von der Mutter Fluch?
     
     

INCIPIT
LIBER SECUNDUS
     
     
     
     
     
    KAPITEL 1
     
     
    Es war
ein Rundturm, mit einem Wetterhahn auf der Spitze. Der Wetterhahn war eine
Aaskrähe mit einem Pfeil im Schnabel, der die Windrichtung anzeigte. Oben im
Turm war ein runder Raum: merkwürdig ungemütlich. Es zog. An der Ostseite
befand sich ein Kabinettchen mit einem Loch im Boden. Das Loch beherrschte die
Außentüren des Turms, deren es zwei gab, und bei einer Belagerung konnte man
von da Steine hinunterwerfen. Unglücklicherweise kam der Wind für gewöhnlich
durch das Loch herauf und fegte dann durch die unverglasten
Schießscharten-Fenster oder durch den Kamin wieder ins Freie – falls er nicht
umgekehrt blies, in welchem Fall es von oben nach unten durch den Raum zog. Es
war wie in einem Windkanal. Ein zweites Ärgernis bestand darin, daß der Raum
voller Torfrauch war – nicht vom eigenen Feuer, sondern von dem Feuer im
darunterliegenden Raum. Das komplizierte Zug-System saugte den Rauch durch den
Kamin nach unten. Bei feuchtem Wetter schwitzten die steinernen Mauern. Auch
das Mobiliar ließ keine Behaglichkeit aufkommen. Es bestand lediglich aus ein
paar Haufen von Steinen – die man, im Bedarfsfalle, durchs Loch werfen konnte –
und einigen rostigen Genueser Armbrüsten samt Bolzen sowie einem Berg Torfziegel
für das nicht entfachte Feuer. Die vier Kinder hatten kein Bett. Wäre es ein
quadratisches Zimmer gewesen, hätte man ihnen vielleicht ein Schrankbett
einrichten können – so aber mußten sie auf dem Boden schlafen, wo sie sich mit
Stroh und Plaids zudeckten, so gut es eben ging.
    Die Kinder hatten sich aus den Decken ein primitives Zelt
gemacht, und unter diesem Dach lagen sie dicht beieinander und erzählten sich
Geschichten. Sie hörten, wie ihre Mutter im Zimmer darunter im Feuer stocherte,
und

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