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Der König auf Camelot

Der König auf Camelot

Titel: Der König auf Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.H. White
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nicht gerade den abendlichen Geräuschen lauschten.
    »Jau«, sagte Arthur. »Ich muß schon sagen: es hat was für
sich, König zu sein. Es war ein herrlicher Kampf.«
    »Meint Ihr wirklich?«
    »Natürlich war er herrlich. Denkt doch nur daran, wie Lot
von Orkney das Laufen kriegte, als ich Excalibur gezogen hatte.«
    »Zuerst hat er die Oberhand gehabt.«
    »Das war doch nichts. Da hatte ich Excalibur noch nicht
gezogen. Sobald ich mein treues Schwert zog, liefen sie davon wie Kaninchen.«
    »Sie werden wiederkommen«, sagte der Zauberer, »alle sechs.
Schon sind sie unterwegs: die Könige von Orkney, Garloth, Gore, Schottland, The
Tower und die Hundert Ritter – die ganze Gälische Konföderation. Ihr müßt bedenken,
daß Euer Anspruch auf den Thron ein wenig ungewöhnlich ist.«
    »Laßt sie nur kommen«, entgegnete der König. »Ich bin
bereit. Diesmal werde ich sie richtig schlagen, und dann wollen wir schon
sehen, wer der Herr ist.«
    Der alte Mann stopfte sich seinen Bart in den Mund und
begann darauf herumzukauen, wie er’s gewöhnlich tat, wenn er nicht weiterwußte.
Er biß ein Haar durch, das sich zwischen zwei Zähnen festgeklemmt hatte. Er versuchte,
es mit der Zunge zu entfernen, holte es dann mit den Fingern heraus.
Schließlich begann er, seinen Bart zu zwei Strähnen zu zwirnen.
    »Eines Tages werdet Ihr’s wohl lernen«, sagte er. »Aber
Gott weiß: das ist ein mühseliges Unterfangen.«
    »So?«
    »Ja!« sagte Merlin aufgebracht. »So? So? So? Das ist alles,
was Ihr sagen könnt. So? So? So? – Wie ein Schuljunge.«
    »Ich werd’ Euch den Kopf abschlagen, wenn Ihr nicht
aufpaßt.«
    »Dann schlagt ihn ab. Vielleicht war’s ganz gut. Zumindest
brauchte ich dann nicht mehr zu unterrichten und zu erziehen.«
    Arthur hob seinen Ellbogen von der Zinne und sah seinen
alten Lehrmeister an.
    »Was ist los, Merlin?« fragte er. »Hab’ ich was falsch
gemacht? Das täte mir leid.«
    Der Zauberer wickelte seinen Bart auseinander und schneuzte
sich.
    »Es geht nicht so sehr um das, was Ihr tut«, sagte er. »Es
geht darum, wie Ihr denkt. Wenn’s etwas gibt, das ich nicht ausstehen kann,
dann ist das Dummheit. Ich sage immer: Dummheit ist die Sünde wider den Heiligen
Geist.«
    »Das weiß ich wohl.«
    »Jetzt werdet Ihr sarkastisch.«
    Der König nahm ihn bei der Schulter und drehte ihn herum.
»Hört mal zu«, sagte er. »Was ist los? Seid Ihr schlechter Laune? Wenn ich was
Dummes getan habe, dann sagt’s mir. Aber nicht schlechter Laune sein.«
    Dies machte den alten Magier noch wütender.
    »Euch sagen!« rief er aus. »Und was geschieht, wenn keiner
mehr da ist, der Euch etwas sagt? Werdet Ihr denn niemals anfangen, selber zu
denken? Was geschieht, wenn ich erst mal in meinem verwünschten Grabhügel eingesperrt
bin? Das möcht’ ich wohl wissen!«
    »Ich wußt’ gar nicht, daß es um einen Grabhügel geht.«
    »Zum Henker mit dem Grabhügel! – Grabhügel? Wieso
Grabhügel? Wovon hab’ ich überhaupt gesprochen?«
    »Von der Dummheit«, sagte Arthur. »Ausgangspunkt war die
Dummheit.«
    »Genau.«
    »Es hat wohl wenig Sinn, ›genau‹ zu sagen. Dazu hattet Ihr
mir etwas sagen wollen.«
    »Ich weiß nicht, was ich dazu hatte sagen wollen. Mit Euerm
Hin und Her bringt Ihr einen derart durcheinander, daß Euch kein Mensch zwei
Minuten lang folgen kann. Womit fing’s an?«
    »Mit dem Kampf.«
    »Nun fällt mir’s ein«, sagte Merlin. »Genau damit fing’s
an.«
    »Ich hab’ gesagt, es sei ein guter Kampf gewesen.«
    »Ich erinnere mich.«
    »Und es war auch ein guter Kampf«, wiederholte er, in die
Defensive gedrängt. »Es war ein lustiger Kampf, und ich hab’ gewonnen, und es
hat Spaß gemacht.«
    Des Magiers Augen verschleierten sich wie die eines Geiers,
da er sich in sich selbst zurückzog. Etliche Minuten herrschte Stille auf den
Zinnen. Über ihren Köpfen flogen zwei Wanderfalken mit klingelnden Glöckchen
dahin und riefen: Kik-kik-kik. Merlin blickte wieder aus den Augen.
    »Es war klug von Euch«, sagte er langsam, »den Kampf zu
gewinnen.«
    Arthur hatte gelernt, bescheiden zu sein, und er war zu
einfältig, um zu merken, daß der Geier im Begriffe war, auf ihn niederzustoßen.
    »Na ja. Hab’ halt Glück gehabt.«
    »Sehr klug«, wiederholte Merlin. »Wie viele Eurer
Fußsoldaten wurden getötet?«
    »Ich weiß nicht mehr.«
    »Nein.«
    »Kay hat gesagt – «
    Mitten im Satz hielt der König inne und sah ihn an.
    »Nun gut«, sagte er. »Es war also kein Spaß. Daran

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